Berlinerin auf WM-Tour in Australien: „Dieses Fußball-Feeling ist live ein anderes“
Es ist noch gar nicht lange her, dass Khadija Chebata sich für den Fußball begeisterte. Genau genommen ein Jahr. Damals, bei der Europameisterschaft in England schaute sie spaßeshalber ein Spiel des deutschen Teams. Das fesselte sie so sehr, dass sie auch den weiteren Verlauf des Turniers mitverfolgte und eine Freundin aus Wolfsburg kontaktierte. „Wir haben miteinander über die Spiele geschrieben und gesagt: Lass uns in der Saison doch mal zu einem Wolfsburg-Spiel gehen.“ Für die Berlinerin lag es nahe, ein Spiel der Vizemeisterinnen zu besuchen. Nicht nur von der Distanz her, sondern auch auf sportlicher Ebene.
„Der Zusammenhalt des Teams ist toll und auch im Stadion spürbar“, sagt die 19-Jährige. „Wenn sie gegen stärkere Teams spielen, zum Beispiel in der Champions League, ist es sehr spannend. Nach den Spielen bin ich immer traurig, dass es vorbei ist. Ich habe sogar schon neue Freundinnen kennengelernt.“ Für die kommende Saison hat sie bereits eine Dauerkarte erworben.
Bis diese startet, begleitet sie ihre Lieblingsspielerinnen bei der Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland. Gemeinsam mit ihrer Mutter reiste sie mit einer Fangruppe des Deutschen Fußball-Bundes ans andere Ende der Welt. Zu ihrer Gruppe gehören rund 120 Menschen. Los ging die Tour in Melbourne, wo die ersten Spiele stattfanden. „Ich möchte die Spielerinnen auch auf einem anderen Kontinent unterstützen“, beschreibt Chebata ihre Motivation, nach Australien zu reisen. „Dieses Fußball-Feeling ist live etwas anderes.“
Nach dem Spiel gegen Marokko machte Chebata Fotos mit Sara Däbritz und Chantal Hagel und ließ die Spielerinnen auf ihrem Trikot unterschreiben. „Obwohl Marokko verloren hat, haben die Fans gefeiert und Stimmung gemacht. Die Frauen des DFB haben sie gelobt.“
Der Koala Waru soll dem Team Glück bringen
Die Mitreisenden kommen aus verschiedenen Teilen Deutschlands und unterstützen in der Bundesliga unterschiedliche Vereine. „Von Wolfsburg, über Bayern bis Frankfurt ist alles dabei“, sagt Chebata, die in Berlin als Pflegefachkraft tätig ist. Für sie sind die Spielerinnen große Vorbilder. Gerade durch ihre Beiträge in den sozialen Medien würden sie sehr nahbar und authentisch wirken.
Auf Instagram etwa sind Jule Brand und Lena Oberdorf zu sehen, wie sich gegenseitig im Regen nass spritzen. Außerdem gibt es ein Video, in dem die Spielerinnen nach dem Sieg gegen Marokko im Teambus lauthals zu „This girl is on fire“ mitsingen. Besonders gern mag Chebata das WM-Maskottchen des Teams, einen kleinen Koala, den Spielerin Klara Bühl selbst gehäkelt hat. „Er ist sehr süß und der perfekte Glücksbringer.“
In den sozialen Medien hat „Waru“, wie der Koala getauft wurde, bereits einen kleinen Berühmtheitsstatus erlangt. Dort kursieren Bilder von Waru, in denen er unter der Kapuze von Lena Oberdorf das Spiel anschaut oder auf dem Kopf von Sara Doorsoun thront.
„Sie sind sehr sympathisch, nicht nur auf dem Feld, sondern auch darüber hinaus“, sagt Chebata. „Man hat immer etwas zu lachen.“ Besonders schön findet sie, dass das Nationalteam sich immer Zeit nehme für die Fans. Das sei insbesondere nach herausfordernden Spielen alles andere als selbstverständlich.
Koalas, Pinguine und Wale beobachten
Mittlerweile sind Chebata und die anderen Fans in Sydney angekommen, wo das Spiel gegen Kolumbien am Sonntag stattfindet. „Die Stimmung in der Stadt ist toll“, erzählt die Berlinerin. Es gibt Festivals für Fans und zahlreiche Orte, an denen die Spiele im Fernsehen übertragen werden. In den Stadien sei es zwar zum Teil kühl und regnerisch. „Aber durch die Aufregung geht es. Es ist ein krasses Gefühl, dabei zu sein.“ Einmal durften sie und andere Fans sogar beim Regenerationstraining zuschauen.
An den Tagen, an denen keine Spiele stattfinden, besichtigt Chebata gemeinsam mit den anderen Fans Sehenswürdigkeiten wie das Opernhaus in Sydney. Sie haben auch schon Koalas gesehen und Pinguine, die bei Sonnenuntergang aus dem Meer gekommen sind Auch Whale-Watching steht in den kommenden Tagen noch auf dem Programm. Die Nationalspielerinnen machten bereits nach ihrer Anreise eine Bootsfahrt durch Sydney und bekamen dort sogar einen Wal zu Gesicht. In einem Video war zu sehen, wie Aufschrei durch das Team ging, als plötzlich neben dem Boot der gigantische Körper eines Buckelwals aus dem Wasser schoss.
Auf ein ähnliches Erlebnis hoffen auch Chebata und die anderen Fans. Nun liegt ihr Fokus aber vor allem auf dem zweiten Spiel der Gruppenphase. „Kolumbien ist stark, das hat man im Testspiel gegen Irland gesehen.“ Dort hatte Irland das Freundschaftsspiel bereits nach 20 Minuten abgebrochen, wegen übertriebener Härte der Gegnerinnen. Mittelfeldspielerin Denise O’Sullivan soll sich so schwer verletzt haben, dass sie ins Krankenhaus gebracht werden musste.
„Ich hoffe und denke trotzdem, dass das Spiel für Deutschland gut machbar sein sollte“, sagt Chebata. „Im ersten Spiel hat man gesehen, dass sie sehr stark sind.“ Für sie endet die Reise im Anschluss auch schon bald. Nur das letzte Gruppenspiel gegen Südkorea wird sie noch begleiten, danach geht es zurück nach Deutschland. Dort wird sie den weiteren Verlauf des Turniers vom Fernseher aus mitverfolgen.
Für die ultimative Portion Glück haben Klara Bühl und ihre Kolleginnen mittlerweile sogar ein Video gedreht, in dem sie erklären, wie man einen Koala häkelt. Vielleicht gibt es dann bald noch mehr Warus, nicht nur in Australien und in Neuseeland, sondern auch in Berlin.