Berliner Benefizaktionen für die Ukraine
Natürlich war es nur eine hilflose Geste, als sich der Rundfunkchor Berlin am Samstagnachmittag vor der Russischen Botschaft aufstellte, um die ukrainische Nationalhymne anzustimmen. Ansingen gegen taube Mauern, ein besseres, bedrückenderes Bild kann es kaum geben für die Situation der Kulturschaffenden, die jetzt irgendetwas tun möchten, um ihre Solidarität mit den Opfern des Angriffskrieges zu demonstrieren. Von „tätiger Verzweiflung“ sprach der Journalist Deniz Yücel in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“, in Anlehnung an den Schriftsteller Wolfgang Borchert.
Doch auch beim Publikum wächst offensichtlich das Bedürfnis, an Benefizaktionen teilzunehmen. Innerhalb von nur 45 Minuten jedenfalls waren die Eintrittskarten für die Matinee am heutigen Sonntag in der Staatsoper Unter den Linden ausverkauft, bei der Daniel Barenboim zugunsten des Humanitarian Fund der Vereinten Nationen Werke von Beethoven und Schubert dirigiert. RBB Kulturradio überträgt das Konzert ab elf Uhr live, auf der Website des Opernhauses ist es als Stream zu sehen.
Die Neue Nationalgalerie hat bis Sonntag geöffnet
Our Space to Help nennt sich eine gemeinsame Aktion, an der viele Berliner Kunstinstitutionen, wie Kunst-Werke, Berlinische Galerie, Gemäldegalerie und Haus am Waldsee beteiligte sind. Großer Treffpunkt ist die Glashalle der Neuen Nationalgalerie. Deren Leiter Klaus Biesenbach lädt gemeinsam mit den Künstlern Anne Imhof und Olafur Eliasson in die Glashalle des Mies van der Rohe Baus ein. Bis Sonntag 24 Uhr ist die Halle durchgehend geöffnet, als eine Art Mahnwache, Sammelstelle für Spenden und zum „sozialen Miteinander in diesen unsicheren Zeiten“. Die Besucher:innen sind vor Ort zu Geld- und Sachspenden aufgefordert, gebraucht werden etwa Power Banks, Batterien für Smartphones und Mobile Wifi-Hotspots. Angekündigt haben sich auch viele Künstlerinnen, Musiker und Schauspielerinnen.
Lesung auf dem Bebelplatz
Das Internationale Literaturfestival Berlin lädt am Sonntag von 14 bis 17 Uhr unter dem Motto „Für Eure und für unsere Freiheit! Stimmen zum Krieg in der Ukraine“ zu einer großen Lesung auf dem Bebelplatz ein. Mit dabei sind viele ukrainische, teils in Berlin lebende Schriftsteller:innen wie Yuriy Gurzhy, Yevgenia Belorusets, Katja Petrowskaja, Kateryna Mishchenko. Auch Künstler wie Ai Weiwei, der Schriftsteller und Essayist Mario Vargas Llosa und Wolf Biermann machen mit. Die Beteiligten lesen live oder digital.
Musik und Konzerte
Mit Musik Geld für Hilfsorganisationen zu sammeln, haben sich auch Studierende der Universität der Künste, der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ und der Barenboim-Said Akademie vorgenommen: Die Einnahmen ihres Konzerts am 12. März im UdK-Saal an der Hardenbergstraße werden sie an die „Aktion Deutschland Hilft“ sowie an „Voices of Children“ gehen.
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Einen Tag darauf lädt dann die Deutsche Oper zu einer Matinee mit Musik von Giuseppe Verdi ein. Sie trägt den Titel „Va, pensiero“, nach dem Gefangenenchor aus „Nabucco“, gesammelt wird für die „Ukraine-Hilfe Berlin“.
Den ukrainischen Kindern und ihren Familien widmen das Konzerthausorchester seinen Auftritt am 17. März mit Werken des russischen Komponisten Dmitri Schostakowitsch. „Ich bin im Zweiten Weltkrieg aufgewachsen, war selbst ein Flüchtlingskind und weiß, welche tiefen Wunden Krieg hinterlässt“, schreibt Konzerthaus-Chefdirigent Christoph Eschenbach. „Die Trauer, die aus vielen Werken Schostakowitschs spricht, ist auch unsere. Die Hoffnung, die dennoch durch die Musik schimmert, dürfen wir nicht verlieren.“ Die Erlöse und Spenden des Abends gehen an das SOS-Kinderdorf Ukraine.
Am Mittwoch, dem 9. März, veranstaltet der Nikolaisaal Potsdam ein Solidaritätskonzert, bei dem unter anderem die Deutschrockband Keimzeit, die polnisch-deutsche Sängerin Balbina, die Jazzsängerin Katharine Mehrling und das Deutsche Filmorchester Babelsberg auftreten werden. Durch das Programm führt Knut Elstermann. Am 21. März wird der Schauspieler Walter Plathe sein Solo Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk im Schiller Theater zu einer Benefizaufführung machen.