Arkadien, wie es klingt und tanzt

Das Publikum will das Orchester nicht gehen lassen. So triumphal gestaltet sich das Debüt Griechenlands auf dem Festival Young Euro Classic, dass schließlich das Saallicht und die Corona-bedingte Maske des Dirigenten ihre Zeichen für das definitive Ende der Zugaben setzen. Es ist ein sehr junges Jugendorchester, das ein so begeistertes Echo findet.

Denn das Greek Youth Symphony Orchestra (GYSO) ist vor erst vier Jahren gegründet worden, um junge Musiktalente des Landes in Probenphasen mit dem symphonischen wie dem Opernrepertoire vertraut zu machen. Sie studieren in ihrer Heimat und im Ausland. Das GYSO arbeitet als Orchestra-in-Residence an dem Megaron, der Konzerthalle Athens. Zu seinen bisherigen Konzerten zählen auch konzertante Aufführungen von Mozarts „Figaro“ und „Don Giovanni“.

Die Griechen und Griechinnen verbreiten auf dem Podium des Konzerthauses eine bezwingende Atmosphäre, die sich aus ernsthafter Strebsamkeit und Freude am Musikmachen zusammensetzt. Dafür steht Dionysis Grammenos ein, der Gründer und Leiter des GYSO, dessen Dirigieren eine zwanglose Aufforderung zu akkurater Leistung ist.

Als kompositorischen Beitrag aus der Heimat bringen sie „Griechische Tänze“ von Nikos Skalkottas mit. Das ist ein Musiker, der als erster Vertreter der Zwölftonmusik in Griechendland gilt. In der Meisterklasse Arnold Schönbergs an der Akademie der Künste in Berlin konnte er seine Persönlichkeit entwickeln. Schönberg hielt große Stücke auf ihn und seine große Begabung wie später ebenso auch Mikis Theodorakis. Skalkottas ging nach der Flucht Schönbergs 1933 zurück nach Athen, wo er 1949 starb. Er geriet hier wie dort in Vergessenheit, Donaueschingen verzeichnet 1954 einen Versuch mit seiner Musik unter Hans Rosbaud.

Dieser Beethoven atmet eine erstaunliche Frische

In griechischer Wahrnehmung heute aber existiert sein Name wieder, besonders mit seinen Tänzen, harmonisch selbstbewussten Neuschöpfungen aus dem Geist hellenischer Volksmusik. Fünf der 36 „Griechischen Tänze“ gehen in diesem Konzert mit schroffer Energie, rasantem Pizzikato und gestampften Rhythmen über die Bühne, in der Mitte klingt „Arkadios“ am lieblichsten mit fein ausgehörter romantischer Melodik.

Eine Beethoven-Interpretation, die erstaunliche Frische atmet, gelingt den Gästen mit der „Eroica“. Grammenos, der in Weimar Klarinette studiert und sich dann mehr dem Dirigieren zugewandt hat, lässt spüren, dass er vom Instrument kommt. Er hält auf Kantabilität der Solobläser und animiert die homogenen Streichergruppen zu gestochen präzisem Zusammenspiel der kleinen Notenwerte. Im Finale überrascht er mit einer langen Generalpause vor dem Oboeneinsatz, der „con espressione“ zum Triumphgesang der Partitur führt.