Änis Ben-Hatira und sein Neustart in der Regionalliga
Es geht doch nichts über die richtigen Kontakte. Bei Änis Ben-Hatira ist das Horst Hrubesch, der für seine Karriere als Fußballer eine nicht ganz unbedeutende Rolle gespielt hat. Hrubesch war der Trainer der deutschen U-21-Nationalmannschaft, mit der Ben-Hatira 2009 den EM-Titel gewonnen hat.
Irgendwann im Spätsommer des vergangenen Jahres hat Ben-Hatira seinen früheren Trainer, der inzwischen als Nachwuchsdirektor beim Hamburger SV arbeitet, mal wieder angerufen. Er war ohne Verein und suchte eine Möglichkeit, sich fit zu halten. Hrubesch hat sich natürlich sofort gekümmert und Ben-Hatira an die U23 seines Klubs vermittelt. Da durfte er dann mittrainieren und zumindest im Hinterkopf noch die vage Hoffnung hegen, dass vielleicht mehr daraus wird.
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Hat sich leider zerschlagen, genauso wie eine andere Option aus der ersten österreichischen Liga.
Deshalb sitzt Änis Ben-Hatira, 33 Jahre alt, früherer U-21-Europameister, früherer tunesischer Nationalspieler und früherer Profi bei unter anderem dem HSV, Hertha BSC und Eintracht Frankfurt jetzt unter der Haupttribüne des Poststadions in Moabit, der Heimat seines neuen Arbeitgebers Berliner AK.
Er hat kurz ans Aufhören gedacht
Mehmet Ali Han, den früheren Präsidenten des Regionalligisten, kennt Ben-Hatira, schon lange. Irgendwann einmal hat er aus Spaß zu ihm gesagt, wenn er noch einmal in Berlin Fußball spiele, dann nur beim BAK. „Aus dem Spaß wurde dann Ernst“, erzählt Ben-Hatira. Am letzten Tag der Transferperiode, als er schon kurz davor war, aus Frust alles hinzuwerfen, da hat er dem BAK schließlich doch noch zugesagt. Also spielt er jetzt wieder in der viertklassigen Regionalliga, so wie mit 17 beim Hamburger SV. „Ich kam von ganz unten. Jetzt bin ich wieder da, wo ich angefangen habe.“
In der Zwischenzeit war Ben-Hatira in Tunesien, der Türkei, Ungarn und Griechenland, hat 101 Bundesligaspiele bestritten, die meisten, zwischen 2011 und 2016, für Hertha BSC. Bei den Fans des Vereins war Ben-Hatira immer hoch angesehen, bei den Verantwortlichen zuletzt nicht mehr ganz so. Wenn man ihn auf sein aktuelles Verhältnis zu Hertha anspricht, gerät Ben-Hatira erst einmal ins Stocken. „Boah“, antwortet er. „Da muss ich echt aufpassen, was ich sage.“ Und sagt dann lieber nichts.
Hertha ist Vergangenheit. Jetzt sei es an der Zeit, in Berlin eine neue Geschichte zu schreiben, findet Ben-Hatira. Ebubekir Han, Sohn von Mehmet Ali Han und Präsident des BAK, sagt die Verpflichtung des Offensivspielers sei für den Verein „ein sehr großer historischer Schritt“.
Vermutlich ist Änis Ben-Hatira tatsächlich der prominenteste Name, der je für den Klub aus Moabit auf dem Feld gestanden hat. „Natürlich erwartet jetzt jeder den Aufstieg“, sagt er selbst. „Aber die Regionalliga ist keine einfache Liga.“
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Das hat er bei den ersten beiden Einsätzen für seinen neuen Klub schon am eigenen Leib zu spüren bekommen. Beim 0:0 gegen Auerbach wurde Ben-Hatira Anfang der zweiten Hälfte eingewechselt; bei der Heimniederlage gegen den Chemnitzer FC stand er in der Startelf, musste aber kurz vor Schluss nach einem Schlag aufs Knie verletzt runter. Ben-Hatira befürchtete das Schlimmste, hatte aber wohl „ein bisschen Glück im Unglück“. Am Wochenende gegen Altglienicke sollte es wieder gehen.
„Der BAK hat Ziele“, sagt Ben-Hatira. Und er selbst sei „voller Motivation, voller Tatendrang“. Mit dem Aufstieg dürfte es allerdings schwierig werden, zumindest in dieser Saison. Der BAK ist aktuell nur Vierter und liegt bereits sieben Punkte hinter dem Tabellenführer BFC Dynamo.
Aber im Sommer muss ja noch nicht Schluss sein, obwohl der Vertrag dann ausläuft. „Ich bin noch ein bisschen zu fit, um übers Karriereende nachzudenken“, sagt Änis Ben-Hatira. Das mit ihm und dem BAK, „das ist eine Sache, die noch ein paar Jahre gehen könnte“.