75 Jahre Snoopy und die Peanuts: Der Superstar aus der Hundehütte
Dass dieser schwarz-weiß gefleckte Vierbeiner kein normaler Hund ist, war von Anfang an offensichtlich. Doch wie stark sich der kleine Kerl von seinen Artgenossen unterscheiden und was für eine beispiellose Erfolgsgeschichte ihm bevorstehen sollte, konnte damals bei seinen ersten Auftritten noch niemand ahnen.
Snoopy betritt die Welt der „Peanuts“ am 4. Oktober 1950 als freundlich dreinblickender, anfangs noch namenloser Beagle. Zwei Tage zuvor haben sieben US-Zeitungen die erste Folge des neuen Comicstrips veröffentlicht, geschrieben und gezeichnet vom damals 27-jährigen Charles M. Schulz (1922–2000).
Spielgefährte und Projektionsfläche
In der dritten Folge spaziert ein junger Hund die Straße entlang. Auf dem Kopf trägt das Tier eine kleine Blume, deren Stiel hinter seinem Ohr klemmt, sein Maul deutet ein Lächeln an. Er kommt an einem offenen Fenster mit einem Blumenkasten vorbei, der gerade von einem Mädchen gewässert wird.

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Als er auf ihrer Höhe ist, hebt sie die Kanne und gießt auch die Blume auf seinem Kopf. Daraufhin sinkt die Blume des Hundes zu Boden. Er selbst sitzt im letzten Bild des Strips mit konsterniertem Gesichtsausdruck in einer Wasserlache.
Jener frühe Snoopy – sein Name wird einige Wochen später in den „Peanuts“ zum ersten Mal erwähnt – hat mit der Figur, die später eine globale Popkultur-Ikone werden wird, nur eine sehr entfernte Ähnlichkeit.

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Ab 1953 beginnt der bis dahin bis auf ein gelegentliches „Waff!“ weitgehend sprachlose Hund, sein Dilemma in Worte zu fassen. Das besteht im Prinzip darin, von Größerem zu träumen, aber im Körper eines Hundes festzustecken.
Manchmal wünschte ich, ich wär’ ein Wolf … Es ist deprimierend, wie sehr ich von Menschen abhängig bin!
Snoopy in einem „Peanuts“-Strip von 1955
Als Charlie Brown den Hund in einer Episode auffordert, „Wau, wau!“ zu sagen, sind in einer wolkig gezeichneten Blase die Gedanken von Snoopy zu lesen: „Du meine Güte! Warum muss ich diese Spielchen immer mitmachen?!“
In einem anderen Strip, veröffentlicht im Januar 1955, sieht man einen grimmig dreinblickenden Snoopy, in dessen Gedankenblase zu lesen ist: „Manchmal wünschte ich, ich wär’ ein Wolf … Es ist deprimierend, wie sehr ich von Menschen abhängig bin!“

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Die einzigen anderen „Peanuts“-Figuren, mit denen Snoopy sich richtig unterhalten kann, sind seine Beagle-Verwandten, die Charles M. Schulz in späteren Jahren nach und nach einführt, und natürlich sein bester Freund Woodstock, den Schulz ihm Ende der 1960er an die Seite zeichnet: ein kleiner Vogel, der mit dem Hund in einer nur aus senkrechten Strichen bestehenden Sprache kommuniziert, die außer Snoopy niemand versteht.
1957 zeichnet Schulz einen Strip, in dem Charlie Brown Snoopy das Laufen auf zwei Beinen beibringt, was die Figur deutlich menschlicher erscheinen lässt. Ende 1958 eröffnet Schulz für Snoopy dessen fortan wichtigste Bühne: Er macht das Spitzdach seiner Hundehütte zur zentralen Spielfläche für die zunehmend wichtigen Solo-Auftritte der Figur.
Der Befreiungsschlag kommt in den 1960er-Jahren
Von da an schränken den Hund die Restriktionen der irdischen Realität, denen die anderen Figuren des Strips im bestimmten Rahmen weiterhin unterliegen, zunehmend weniger ein.
Der größte dramaturgische Befreiungsschlag kommt aber Mitte der 1960er-Jahre, als Schulz die Idee hat, Snoopy nicht nur darüber lamentieren zu lassen, dass er mehr vom Leben erwartet. Der Zeichner verleiht seiner Figur neben dem bereits zuvor entwickelten großen komödiantischen Talent, seinem Hang zum Sarkasmus und einer überbordenden Fantasie nun auch die Gabe, sich in seinen Tagträumen in fast jede Figur verwandeln zu können, die er gerne wäre.
Snoopy wird auf diese Weise über die folgenden Jahrzehnte hinweg unter anderem ein Schriftsteller („Es war eine dunkle und stürmische Nacht“) und Weltkriegspilot, Rechtsanwalt und Eiskunstläufer, Astronaut und Offizier der französischen Fremdenlegion, Chirurg und Surfer, Pfadfinderführer und Joe Cool, der abgeklärte Student mit der Sonnenbrille.

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Insbesondere Charlie Brown, der ewige Zweifler und Pechvogel. Seine Beziehung zu Snoopy ist durch eine komplexe, asymmetrische Dynamik geprägt. Der Junge sieht den Hund als seinen verlässlichsten Freund an und findet in Snoopys Gesellschaft immer wieder Trost in schwierigen Zeiten.
Aus Sicht des Hundes basiert die Beziehung jedoch vor allem darauf, dass Charlie Brown der Mensch ist, der ihm den Futternapf füllt. Er macht sich nicht einmal die Mühe, sich dessen Namen zu merken, und nennt Charlie Brown nur „der Junge mit dem Mondgesicht“.
Auch in zeichnerischer Hinsicht hat keine andere „Peanuts“-Figur eine so grundlegende Veränderung erlebt wie Snoopy. Seine Entwicklung ist eng mit der wachsenden handwerklichen Finesse von Charles M. Schulz verbunden.
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Im Gegensatz zu den menschlichen Akteuren des Strips nutzt Schulz zur Vermittlung der vielfältigen Gedanken und Gefühlszustände von Snoopy nicht nur dessen Gesicht. Wie ein Pantomime setzt der Hund seinen ganzen Körper als Medium seiner Emotionen ein.
Besonders vielsagend sind seine Ohren: Hängend oder aufgestellt, fliegend oder wackelnd, angewinkelt oder geknickt vermitteln seine Lauscher eine enorme Bandbreite an Empfindungen. Und in besonderen Momenten kann er sie als Propeller einsetzen, um wie ein Hubschrauber davonzufliegen.
Als ich 13 Jahre alt war, bekamen wir einen schwarz-weißen Hund, der der Vorläufer von Snoopy werden sollte.
„Peanuts“-Schöpfer Charles M. Schulz
Snoopys Herkunftsgeschichte ist eng mit der Biografie seines Schöpfers verknüpft. „Als ich 13 Jahre alt war, bekamen wir einen schwarz-weißen Hund, der der Vorläufer von Snoopy werden sollte“, hat Schulz in einem Essay über seine Jugend in St. Paul, Minnesota, geschrieben.
Der Hund, den die Familie auf den Namen Spike taufte, konnte Schulz zufolge 50 menschliche Worte verstehen, beherrschte ungewöhnliche Tricks und fraß fast alles, einschließlich kleiner metallischer Gegenstände.
Mit der zunehmenden Bedeutung von Snoopy im Comic wächst auch dessen Popularität jenseits des Zeitungsstrips. Zahlreiche TV-Animationsreihen und Kinofilme machen die Figur zusätzlich populär.

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