Hauptsache, immer vorne mit dabei: Ein Plädoyer für die entspannten, hinteren Plätze

Es ist eine weitverbreitete Maxime: dass es immer besser sei, ganz vorne mitzuspielen. Egal, worum es geht, Hauptsache man ist an der Spitze, lässt die Konkurrenz Staub fressen. So ist das nicht nur in Chefetagen, sondern bei manchen Zeitgenossen auch im Kino, wo sie in vorderster Reihe sitzen wollen, sodass sie nur noch Teile des Bildes erfassen, aber sich trotzdem irgendwie glauben machen, sie wären im Vorteil. Oder im Konzert, wo ihnen die Nähe das klangliche Gesamtbild zerhackstückt und den Hohn aufmerksam Hinhörender einbringt – in der Mitte des Saals ist die Akustik in der Regel wesentlich besser.

Vielleicht enthüllen diese Erfahrungen aber auch bloß die fundamentale Dummheit solcher unternehmerischen Maximen, die gar nicht anders können als von der Arbeit aus, die ja einen gehörigen Teil unserer Lebenszeit ausmacht, peu à peu auch ins private Denken und Empfinden zu sickern. Wo sie am Ende alles andere als Spitzenplätze einbringen.

Wie, im Übrigen, auch in Unternehmen: Wer krampfhaft an die Spitze will, kommt bekanntlich vor lauter Hinterherhecheln nicht unbedingt auf die besten Ideen. Die entstehen dafür gerne mal auf den etwas weiter hinten liegenden, entspannten Plätzen, wo das Bild besser und inspirierender ist. Und die Akustik sowieso.