Zombiefilm-Sequel „28 Years Later“: Sie sind einfach nicht totzukriegen

Die Evolution macht auch vor Zombies nicht halt. 28 Jahre nach der Apokalypse haben sie sich weiterentwickelt. Jetzt gibt es auch die „Slow-Lows“: fleischige, wasserleichenhafte Kriecher, die sich von dem ernähren, was sie in Bodennähe finden. Und die „Alphas“: muskelbepackte Berserker, die aussehen wie Jason Momoa auf Steroiden. Diese setzen für die Jagd nicht nur ihre gewaltigen Kräfte ein, sondern legen auch eine erstaunliche Intelligenz an den Tag. 

Man versteht schon, dass sich Filmschaffende immer wieder von Zombie-Szenarien angezogen fühlen. Auch Regisseur Danny Boyle und Drehbuchautor Alex Garland hatten über zwanzig Jahre nach ihrem Low-Budget-Erfolg „28 Days Later“ (2002) erneut Lust, ein bisschen Gott zu spielen und die Trümmer der Zivilisation mit möglichst fiesen Kreaturen zu bevölkern. 

Im Original verwandelte das aus einem Versuchslabor entwichene Rage-Virus die Bevölkerung Großbritanniens in tollwütige Bestien. Der Film war damals wie eine Frischzellenkur für das auserzählte Genre, zwei Jahre vor Zack Snyders „Dawn of the Dead“-Remake: Keine Spur mehr von schlurfenden Untoten, stattdessen rasten die Infizierten im Affenzahn hinter Hauptdarsteller Cillian Murphy her. 

Ein Zombie-Brexit für die Quarantäne-Insel

28 Jahre später ist Großbritannien eine einzige Quarantänezone; der Rest der Welt hält die Seuche auf Abstand. Ein Übergreifen aufs europäische Festland, wie die Fortsetzung „28 Weeks Later“ von 2007 andeutete (und an der Boyle nur als Produzent beteiligt war), hat das Sequel wieder einkassiert. Der zwölfjährige Spike (Alfie Williams) lebt mit seinem Vater (Aaron Taylor-Johnson) und seiner schwerkranken Mutter (Jodie Comer) in einer isolierten Gemeinschaft auf einer Insel vor der Küste Schottlands, die nur bei Ebbe über einen Damm erreichbar ist. Die dörfliche Idylle mutet sanft archaisch an.  

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Das gilt auch für den Initiationsritus der ersten Zombie-Jagd – mit Pfeil und Bogen. Wenn Spike von seinem Vater aus der Sicherheit der Inselfestung geführt wird, erzeugt das Zusammenspiel der Musik der Hip-Hop-Band Young Fathers mit den Bildern von Kameramann Anthony Dod Mantle ein flaues Gefühl in der Magengegend. Boyle, längst vom „Trainspotting“-Schöpfer zum Regisseur von Weltruhm aufgestiegen, versteht es, Horrorfilm als Körperkino zu zelebrieren. 

Schon bei „28 Days Later“ trug der grobkörnige, fiebrig-taumelnde Look zur Genre-Belebung bei, Mantle drehte damals auf handlichen Digitalkameras. Das entriss die Bilder dem entrückten Grusel-Eskapismus und erdete sie in einer sich unangenehm authentisch anfühlenden Sphäre des Dokumentarischen. Und ließ einem das Grauen so richtig auf die Pelle rücken. 

Schöpfungsakt in einer verheerten Welt

Boyles Hauskameramann, der 2009 einen Oscar für „Slumdog Millionaire“ gewann, ist bei „28 Years Later“ erneut mit dabei. Und auch diesmal gehen beide technisch erfinderisch an den Schöpfungsakt einer verheerten Welt heran: Teile des Films haben sie mit iPhones gedreht, andere mit Bodycams. So erzeugen Boyle und Mantle wieder eine Unmittelbarkeit, die zu schaffen macht.