Die Kinostarts der Woche: Ist dieser Sex real? Die „Traumnovelle“ jetzt auch aus Berlin
Die Wiener „Traumnovelle“ von Arthur Schnitzler hatte schon Regie-Genie Stanley Kubrick mit Nicole Kidman und Tom Cruise in „Eyes Wide Shut“ adaptiert. Nun hat Florian Frerichs den erotischen Stoff nach Berlin verlegt. Und Altmeister Clint Eastwood kann die Finger auch nicht vom Kino lassen.
1 A Real Pain
Amerikanische Touristen in Polen. Benji (Kieran Culkin) kaspert vor einem Mahnmal herum, das an den jüdischen Widerstand im Warschauer Ghetto erinnert. Seinem Cousin David, gespielt von Regisseur Jesse Eisenberg, ist die Szene sichtlich unangenehm. Benji fehlen alle sozialen Filter, er bringt aber mit seinem enervierenden Charme die Reisegruppe dazu, mit ihm vor dem Holocaust-Mahnmal zu posieren.
„Diese Tour wird vom Verlust und von Schmerzen handeln“, warnt Reiseführer James zu Beginn der „Gedächtnistour“ an die Gedenkorte der deutschen Massenvernichtung in Polen. Es gehe auch darum, die jüdischen Menschen, ein widerständiges Volk, zu feiern.
Etwas Ähnliches versucht Eisenberg mit seiner zweiten Regiearbeit. Die Großmutter von David und Benji ist gestorben, am Sterbebett haben die beiden versprochen, ihr Geburtshaus in der Nähe von Lublin zu besuchen.
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Die Rollen sind Eisenberg und Culkin auf den Leib geschrieben. Eisenberg hat den Typ des sozial unbeholfenen Neurotikers zu seinem Markenzeichen gemacht; Culkin interpretiert sein undisziplinierbares Großmaul Roman Roy aus der Mediensatire „Succession“ deutlich nuancierter. (Andreas Busche)
2 Leben ist jetzt – Die Real Life Guys
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Die Tagesspiegel-Abendlage Wenn Demokratinnen und Demokraten ins Visier geraten
Nach einer Doku über den Krebstod des Bruders haben Maria-Anna Westholzer und Stefan Westerwelle sie als Spielfilm umgesetzt. Die Story wird im Schnelldurchlauf erzählt, Tiefgang oder komplexe Charaktere entwickeln sich nicht. (Cristina Plett)
3 Traumnovelle
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In den vergangenen zehn Jahren, in denen mehrfach über den letzten Film des Regie-Veteranen spekuliert wurde, drehte Clint Eastwood eigentlich nur, um sein Image als konservativer Knochen zu ironisieren. Seine 40. Regiearbeit kehrt zurück zu den großen Themen, die sein Werk überspannen.
„Juror #2“ ist der unscheinbare Familienvater Justin Kemp (Nicholas Hoult) in spe – seine Frau (Zoey Deutch) ist schwanger – mit Jury-Pflichten in einem Mordprozess. Das Urteil sollte nicht länger als zwei Stunden dauern, meint die Staatsanwältin (Toni Collette).
Dann geht die Jury ohne Entscheidung ins Wochenende, weil Justin Zweifel schürt: Möglicherweise ist er nämlich selbst der Täter. Solche moralischen Dilemmata sind ein Geschenk für den wertkonservativen Patrioten Eastwood.
Sein arg konstruiertes Alterswerk ächzt unter einigen Wendungen – während Justitia vor dem Gerichtsgebäude ungerührt Zeugnis von Amerikas Justiz ablegt. (Andreas Busche)
5 Young Hearts
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Hat Armand seinen Freund Jon auf der Schultoilette sexuell belästigt? Armand und Jon sind 6 Jahre alt. Als Armands Mutter in der Schule eintrifft, weiß sie noch nicht, warum sie so dringend einbestellt wurde.
Ungeheuerlich scheint der Vorwurf. Zwar weiß keiner, was genau vorgefallen ist. Aber selbst wenn Jon gelogen haben sollte: Kinder wollen immer etwas sagen, selbst mit einer Lüge.
Keine Inquisition, wohl aber inquisitorische Temperamente
Armands Mutter glaubt, sie sei im falschen Film. Das hat sie inzwischen begriffen: Dass sie und ihr Sohn in Gefahr sind. Renate Reinsve trägt mit ihrer schönen Geradlinigkeit den Film, mit ihrem Misstrauen gegen die Bürokratensprache der Schulleitung.
Halfdan Ullmann Tøndel, Enkel von Ingmar Bergman, porträtiert in seinem Debütfilm eine Hysterie unserer Zeit. Er zeigt, dass wir zwar keine Inquisition mehr haben, wohl aber inquisitorische Temperamente. (Kerstin Decker)
7 La Cocina – Der Geschmack des Lebens
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Die Netzhaut des menschlichen Auges gleicht der Lochblende einer Kamera. Wenn Licht hineinfällt, entsteht ein Bild. Ohne Licht existieren weder ein Abbild der Welt noch ein Kinofilm.
Dass Thomas Riedelsheimer sich daran macht, das komplexe Wesen des Lichts aufzudröseln, ist ein früher Glücksfall des Kinojahres. Riedelsheimer, der mit „Rivers and Tides“ und „Touch the Sound“ bereits die Filmbestandteile Zeit und Klang erforscht hat, ist ein Bilderkünstler und Sammler atmosphärischer Landschaftspanoramen, ornamentaler Details und komponierter Bildsequenzen.
„Tracing Light“ führt ihn mit der Landart-Künstlerin Julie Brook auf die Äußeren Hebriden und zu den Marmor-Steinbrüchen von Carrara.
Selbst die geballte Imaginationskraft der Avantgardisten von heute – Künstler und Wissenschaftler – reicht nicht aus, um das Wesen des Lichts gänzlich zu ergründen. (Gunda Bartels)