Souveräner als es das 2:1 vermuten lässt: Auch ein mühsamer Sieg ist wichtig auf dem Weg zum Nations-League-Titel

Deniz Undav strich sich zweimal über den Oberkörper, als würde er den Ballast von sich abstreifen wollen. Kurz zuvor hatte er mit seinem Treffer die deutsche Fußball-Nationalmannschaft in Führung gebracht und damit etwas den Druck rausgenommen. Die Geste Undavs passte zur ersten halben Stunde in Zenica am Freitagabend, denn ganz so einfach hatte sich die Pflichtaufgabe gegen Bosnien-Herzegowina nicht gestaltet, wenngleich sie letztlich mit dem 2:1 (2:0)-Sieg erfüllt werden konnte.

Das deutsche Team tat sich anfangs eher schwer und agierte zu passiv. Als Undav einen starken Angriff nach sehenswertem Pass von Robert Andrich und noch sehenswerterer Ablage durch Florian Wirtz zur Führung vollendete, löste sich die Angespanntheit etwas. Und das lag vor allem am bestens aufgelegten Wirtz, der in Abwesenheit von Jamal Musiala und Kai Havertz Dreh- und Angelpunkt in der deutschen Offensive war. Beim zweiten Treffer Deutschlands setzte er Maximilian Mittelstädt gut in Szene, der schließlich für Undav vorlegte.

Das dritte Spiel in der Nations League war so etwas wie ein Test für diejenigen, die in der Offensive sonst eher als Zweitbesetzung gelten. Denn trotz der vielen Ausfälle konnte das DFB-Team in der Abwehr und im defensiven Mittelfeld in Bestbesetzung antreten, sodass es bis auf das Gegentor durch Edin Dzeko und eine gute Chance von Ermedin Demirovic auch nichts zuließ.

Das Augenmerk richtete sich also mehr auf die Offensive und dort haperte es noch an einigen Stellen. Tim Kleindienst durfte direkt von Beginn an ran und zeigte eine engagierte Leistung, agierte aber weitgehend glücklos. Gleich zweimal stand er vor einem Treffer des deutschen Teams im Abseits. Sein Teamkollege Serge Gnabry bewegte sich ebenfalls vor seinem Tor im Abseits und blieb insgesamt eher unauffällig. Und so wurde es oftmals nur gefährlich, wenn Wirtz einen kreativen Einfall hatte. Als dieser in der Schlussphase nachließ, ging nach vorne nur noch wenig.

Nagelsmanns Mannschaft agierte letztlich dank seiner reifen Spielanlage weitgehend souverän, ohne so wirklich zu glänzen, wie das noch in den vorigen Spielen der Fall gewesen war. Dazu fehlte es in der Offensive an der nötigen Qualität. Dennoch gehört auch ein solch mühsamer Sieg dazu, um den Weg Richtung Nations-League-Titel weiterzugehen. Zumal die Aufgabe in Zenica mit seinen lauten und emotionalen Fans sicher keine leichte war.

Gegen die Niederlande muss sich das deutsche Team wieder steigern, um als Sieger vom Platz zu gehen. Das 2:1 am Freitag dürfte trotzdem eine gute Basis sein, denn am Ende gestaltete sich das Spiel deutlich weniger knapp, als es das Ergebnis auf den ersten Blick vermuten lässt.