„Wir werden eine Reaktion zeigen“: Alba Berlin muss nach dem enttäuschenden Start zurückschlagen
In der entscheidenden Phase der Saison ist Druck ein Dauerbegleiter, doch nach der Niederlage im ersten Halbfinale gegen die Niners Chemnitz ist dieser für Alba Berlin noch mal deutlich gestiegen. Das zweite Heimspiel an diesem Freitag (18.30 Uhr, Max-Schmeling-Halle) hat bereits richtungsweisenden Charakter.
Denn eine Niederlage wäre historisch gesehen nahezu gleichbedeutend mit dem Play-off-Aus. Die letzte Mannschaft, die in der Basketball-Bundesliga nach einem 0:2-Serienrückstand noch in die nächste Runde eingezogen ist, war Bonn, in einem Viertelfinale gegen Leverkusen. Das ist allerdings schon 21 Jahre her.
Auf solche Wunder wollen die Berliner erst gar nicht angewiesen sein. „Wir werden eine Reaktion zeigen“, sagt Johannes Thiemann. Der Kapitän hat auch schon eine genaue Vorstellung, wie diese aussehen soll. Vor allem in der Defensive muss Alba deutlich aufmerksamer und griffiger agieren. „Wir müssen bereit sein, den defensiven Rebound zu kontrollieren, und insgesamt besser verteidigen, um Chemnitz aus dem Rhythmus zu bringen“, sagt Thiemann.
Beim 82:95 am Dienstag machten es die Berliner dem Gegner viel zu einfach. 15 Offensivrebounds nutzten die Sachsen zu 22 einfachen Punkten, auch sonst lief das Spiel ganz nach dem Geschmack der Niners. Mit ihrer physischen Art brachten sie Alba vor allem im zweiten Viertel aus dem Konzept und nutzten das zu einem letztlich entscheidenden 12:0-Lauf.
„Wir haben die Schiedsrichter viel zu einfach in unsere Köpfe gelassen“, sagt Martin Hermannsson mit Blick auf einige umstrittene Pfiffe. Thiemann, der in dieser Phase aufgebracht wie selten war, ergänzt: „Es ist schwierig, wenn du einen Ellbogen gegen den Kopf bekommst, zweimal klar geschubst wirst, dann ist natürlich ein bisschen Frustration dabei“, sagt der Weltmeister. „Wir sind alle nur Menschen, das wird uns aber nicht noch mal passieren.“
Dieser letzte Satz ist auch die Grundlage für die Berliner Zuversicht vor dem zweiten Spiel. Nach den vergangenen Wochen, in denen die Mannschaft immer besser in den Rhythmus kam, und dem glatten 3:0 im Viertelfinale gegen Bonn war Alba vielleicht etwas zu selbstsicher. Chemnitz trat genau so auf, wie man es erwartet hatte, und doch fehlten der Mannschaft von Alba-Trainer Israel Gonzalez der Fokus und die nötige Entschlossenheit. „Wir haben von Beginn an nicht gut gespielt; dass wir uns von den Schiedsrichtern haben ablenken lassen, war nicht das Hauptproblem“, sagt Sportdirektor Himar Ojeda.
Nach dem Fehlstart ins Halbfinale dürften die Sinne nun geschärft sein. Gegen eine ebenso unangenehme wie basketballerisch gute Chemnitzer Mannschaft muss sich Alba steigern, sonst findet das Finale auch in dieser Saison ohne Berliner Beteiligung statt. Dass am Freitag in der Max-Schmeling-Halle gespielt wird, ist dabei sicher kein Nachteil. Denn in der alten Heimat hat Alba seit Jahren nicht mehr verloren, wenn das Team wegen der besetzten Arena nach Prenzlauer Berg ausweichen musste – und die Berliner Fans sind in einer gut gefüllten Max-Schmeling-Halle auch noch ein paar Dezibel lauter.