Weder eingespielt noch eingeschworen: Der 1. FC Union kann keinen Abstiegskampf
Die ersten Zuschauer in Köln-Trikots verließen schon das Stadion in Müngersdorf, als zuerst Steffen Tigges und dann Damion Downs innerhalb weniger Minuten mit ihren Toren das Spiel drehten und dem 1. FC Köln den 3:2-Sieg über den 1. FC Union bescherten.
Am Samstag ist eingetreten, womit Union nach diesem Spielverlauf am wenigsten gerechnet hatte und was das Letzte war, was die Mannschaft von Interimstrainer Marco Grote wollte. Sie befindet sich nun in der Situation, dass nächste Woche bei einer Niederlage im schlimmsten Fall der direkte Abstieg droht. Dass es so weit kommen konnte, schien den Verantwortlichen bei Union Berlin bewusst. Ein Weg, es zu verhindern, wurde trotzdem nicht gefunden.
Dabei hatte sich das Ganze über mehrere Wochen angedeutet. Union ist seit sieben Spielen ohne Sieg und hat in der Rückrunde lediglich 14 Tore geschossen, was der zweitschlechteste Wert der Liga ist. Die vom ehemaligen Erfolgscoach Urs Fischer so hoch angepriesenen Basics sind kaum mehr vorhanden. Auch gegen Köln fehlte es überwiegend an Aggressivität in den Zweikämpfen, überhaupt an der Orientierung zu Gegenspielern und die Passquote war mit 65 Prozent höchstens zweitklassig.
Grundsätzlich hat sich in dieser Spielzeit einiges geändert bei Union. Und das im Abstiegskampf so wichtige Momentum ist nicht gerade auf der Seite der Köpenicker.
Das Problem, dass Union nun in solch eine Lage geraten ist, könnte dabei trotzdem ein psychologisches sein. Während Teams wie Köln, Mainz 05 oder der VfL Bochum seit Wochen um alles oder nichts spielen, sind die Unioner trotz der zwei Punkte aus den vergangenen sieben Spielen immer noch halbwegs davongekommen. Tabellarisch wurden die schlechten Leistungen bislang kaum bestraft.
Genau diese trügerische Sicherheit war auch in der Schlussphase in Köln zu erkennen. Anders ist das schwache Abwehrverhalten und die große Passivität gegen eine Mannschaft, die in den vergangenen vier Spielen nur ein einziges Tor erzielt hat und nun gleich drei schoss, kaum zu erklären. Immerhin gehörte die Abwehrkette um Robin Knoche mal zur besten der Bundesliga.
Der große Unterschied zur vergangenen Spielzeit ist allerdings, dass bei den Berlinern derzeit viele Einzelkämpfer gemeinsam auf dem Platz stehen. Die Mannschaft wirkt weder eingespielt noch eingeschworen. Das ist bei der Konkurrenz aus Köln, Mainz oder Bochum anders. Und gerade das könnte Union am letzten Spieltag zum Verhängnis werden.