Die nächste Enttäuschung für Hertha BSC: Die Berliner unterliegen dem HSV 1:2
„Ihr macht unser’n Sport kaputt“, sangen die organisierten Fans von Hertha BSC in der Ostkurve des Olympiastadions. Also genau die, die dafür verantwortlich waren, dass gerade kein Sport stattfinden konnte. Eigentlich sollte Hertha eine Ecke in den Strafraum des Hamburger SV schlagen, doch immer wieder flogen Tennisbälle von den Rängen – als Protest gegen den Investorendeal der Deutschen Fußball-Liga.
Mehr als eine Viertelstunde dauerte das nervige Schauspiel bereits, als Herthas Trainer Pal Dardai in die Kurve ging, um sich mit dem Vorsänger der Ultras auszutauschen. Kurz sah es so aus, als könnte es weitergehen. Dann aber hagelte es erneut Tennisbälle. Schiedsrichter Daniel Schlager hatte genug. Er schickte die Mannschaften vom Feld.
Minutenlang passierte vor 58.013 Zuschauern gar nichts, dann kehrten die Teams zurück, machten sich kurz warm und nahmen den Spielbetrieb wieder auf. Nach ziemlich genau einer halben Stunde Unterbrechung – und unter großem Getöse der Kurve. Tatsächlich konnte die Begegnung unfallfrei zu Ende gebracht werden.
Das Spiel stand kurz vor dem Abbruch
„Es war massiv lang und wird eine entsprechend hohe Strafe nach sich ziehen“, sagte Herthas Geschäftsführer Tom Herrich. Schiedsrichter Schlager bestätigte nach dem Schlusspfiff, dass das Spiel kurz vor dem Abbruch gestanden hatte. Die Mannschaften in die Katakomben zu schicken, das sei das letzte Mittel.
„Daran hat’s am Ende aber nicht gelegen, dass wir das Spiel verloren haben“, erklärte Benjamin Weber, der Sportdirektor des Berliner Fußball-Zweitligisten. Denn unbeschadet überstand Hertha den Abend nicht. Die Berliner unterlagen dem HSV im zweiten Satz mit 1:2 (0:0) und muss nach dem Aus im Viertelfinale des DFB-Pokal binnen weniger Tage die nächste Enttäuschung verkraften. Der direkte Wiederaufstieg rückt bei nun zehn Punkten auf Rang drei in wohl unerreichbare Ferne.
Der Beginn des Spiels erinnerte ein wenig an Herthas Pokalspiel unter der Woche gegen den 1. FC Kaiserslautern. Gleich beim ersten Angriff wurde es für Hertha gefährlich. Doch während die Gäste aus Kaiserlautern am Mittwoch bereits nach fünf Minuten die Führung erzielt hatten, ging es am Samstagabend nach gerade mal 45 Sekunden glimpflich aus. Bakery Jatta scheiterte aus halbrechter Position an Herthas Torhüter Tjark Ernst.
Der HSV bestimmte das Spiel
Der HSV bestimmte auch in der Folge das Spiel, hatte – wie es seine Art ist – zumeist den Ball und ließ Hertha laufen. Besonders spektakulär war die Partie nicht, zumal sie auch immer wieder durch Fouls unterbrochen wurde.
Kurz nach der Pause schoss Muheim die Hamburger in Führung
Zwei Drittel Ballbesitz hatten die Gäste zur Pause. Nach Großchancen stand es allerdings unentschieden. Andras Nemeth traf nach einer guten Flanke von Immanuel Pherai mit einem Kopfball die Latte. Der Abpraller landete vor den Füßen von Laszlo Benes, doch der brachte keinen kontrollierten Abschluss zustande. Florian Niederlechner konnte kurz vor der Linie klären.
Selbst wenn Herthas Mannschaft mal den Ball hatte, gelang es ihr nicht, einen strukturierten Angriff auf den Rasen zu bringen. Mit einer Ausnahme, drei Minuten vor der Pause. Niederlechner flankte von der rechten Seite, und Haris Tabakovic in der Mitte machte vieles richtig. Er löste sich von seinem Gegenspieler, stand vorbildlich in der Luft, traf den Ball perfekt mit dem Kopf – und setzte ihn an den Pfosten.
Auch nach der Pause änderte sich am Gesamtbild erst einmal nichts. Nach der Unterbrechung aber schienen die Berliner besser ins Spiel zu kommen. Doch das täuschte. Kurz nach Wiederbeginn brachte Miro Muheim die Hamburger mit einem Fernschuss 1:0 in Führung.
Dardai reagierte, brachte für die letzte halbe Stunde Fabian Reese und Derry Scherhant. Reese war kaum auf dem Feld, als er seinen Wert für Hertha unter Beweis stellte. Seinen wuchtigen Schuss aus knapp 20 Metern konnte Hamburgs Torhüter Daniel Heuer Fernandez nicht festhalten – Haris Tabakovic staubte zum 1:1 ab.
Es war nun eine offene, da deutlich ausgeglichenere Partei, in der es fast schon wild hin und her ging, in der beide Mannschaften auf Sieg spielten. Und in der die Hamburger das bessere Ende für sich hatten. Ludovit Reis, gerade erst eingewechselt, traf knapp zehn Minuten vor dem Ende mit einem wuchtigen Kopfball zum 2:1-Endstand.