Zum Tod der Künstlerin Margaret Raspé: Widerspenstige Küchenkunst
Eine Mutter, die mit einem Kleinkind in der Küche herumwirbelt, hat keine Hand frei, für nichts, auch nicht für Pinsel oder sonstiges Kunstgerät. Margaret Raspé, die ihr Studium an der Hochschule der Bildenden Künste Ende der Fünfzigerjahre aufgab, machte ihr Dasein als Hausfrau zum Gegenstand ihrer Kunst.
Diese Verbindung von Kunst und Leben war in den 70er Jahren revolutionär und ist heute Pioniertat. Ebenso wegweisend sind Raspés Gedanken zur Gleichberechtigung oder zum Verhältnis zur Natur, die sie auf vielfältige Weise in ihre Kunst integrierte: Wer Fleisch isst, muss auch schlachten, das etwa zeigt einer ihrer Filme.
Kunst und Leben
Margaret Raspé, geboren 1933, ging praktisch vor: Sie setzte sich einen Helm auf, an dem eine Super-8-Kamera befestigt war und filmte, was sie tat: Sahne schlagen, Schnitzel panieren. Diese Super-8-Filme waren Anfang des Jahres im Haus am Waldsee in der Ausstellung „Automatik“ ausgestellt, zusammen mit einem tiefen Einblick in Raspés Arbeit. Die Künstlerin lebte viele Jahre in unmittelbarer Nähe des Hauses am Waldsee, im Rhumeweg, wo schon die Künstler des Wiener Aktionismus bei ihr Station machten.
Die umfassende Retrospektive im Haus am Waldsee wanderte weiter zum Badischen Kunstverein, wo Raspé noch intensiv am Installationsprozess beteiligt gewesen sein soll. Jetzt, da ihre Wiederentdeckung in vollem Gange ist, ist Margaret Raspé im Alter von 90 Jahren gestorben. Ihr Todestag war am 10. November, wie Haus am Waldsee, Badischer Kunstverein, Deutsche Kinemathek und Galerie Molitor jetzt in einem gemeinsamen Statement veröffentlichten.
Die Deutsche Kinemathek hat die Kamerahelm-Filme der Künstlerin restauriert, die sich nun auch im Archiv des Hauses befinden. Das Haus am Waldsee wird am 17. Dezember den kürzlich fertig gestellten Katalog zur Ausstellung „Automatik“ vorstellen, in dem auch neue Texte zu ihrem Werk enthalten sind. In der Berliner Galerie Molitor, die den künstlerischen Nachlass von Margaret Raspé betreut, ist im Februar eine Ausstellung zu ihrem Werk geplant.