Länderspiel gegen die Türkei in Berlin: Leon Goretzka kämpft um seinen Platz in der DFB-Elf
Bei strahlendem Sonnenschein absolvierten die deutschen Fußball-Nationalspieler am Mittwoch ihr zweites Training der derzeitigen Länderspielmaßnahme auf dem DFB-Campus in Frankfurt. Gespielt wurde mit dem nagelneuen EM-Ball, der am Morgen noch in Berlin vorgestellt worden war. Während der Großteil sich locker in mehreren Kleingruppen auf die Einheit vorbereitete, schoben sich Leon Goretzka und Joshua Kimmich den Ball zu zweit zu, bis das Training unter der Leitung von Bundestrainer Julian Nagelsmann dann richtig begann.
Während Mats Hummels weiterhin aufgrund einer Rückenverletzung fehlte, konnte Goretzka also wieder komplett am Mannschaftstraining teilnehmen. „Ich fühle mich gut. Das mit der Hand ist so weit in Ordnung. Ich spiele mit der Schiene, und damit passt es ganz gut, auch wenn sie sehr klobig ist und ein bisschen nervt“, sagte Goretzka am Mittwochmittag.
Sowohl für ihn als auch für Kimmich wird die letzte Länderspielmaßnahme in diesem Jahr ein Stück weit richtungsweisend sein. Zuletzt hatte neben Kapitän Ilkay Gündogan Pascal Groß den Vorzug auf der Doppelsechs erhalten. Ob das nur an der krankheitsbedingten Abwesenheit Kimmichs bei den Spielen gegen die USA und Mexiko im Oktober lag, wird sich in den beiden anstehenden Länderspielen gegen die Türkei am kommenden Samstag (20.45 Uhr, RTL) im Berliner Olympiastadion und gegen Österreich drei Tage später in Wien zeigen.
Goretzka überzeugt mit Defensivstärke
Zumindest Goretzka musste sich wohl aus sportlichen Gründen hinten anstellen und wurde in beiden Spielen für Groß eingewechselt. „Wir haben einen sehr guten Kader, und wir sind die deutsche Fußball-Nationalmannschaft, da ist die Konkurrenz immer extrem groß“, gab Goretzka zu bedenken und fügte hinzu, dass auf jeder Position das Leistungsprinzip gelte. „Ich persönlich bin schon davon überzeugt, dass ich Qualitäten habe, mit denen ich der Mannschaft helfen kann. Wie, wo und wann das der Fall ist, das muss Julian dann am Ende entscheiden.“
Nach Goretzkas Einwechslung veränderte sich in beiden Fällen das Spiel Deutschlands. Während sich Gündogan und Groß meist mit kurzen Pässen durch das Mittelfeld kombinierten, suchte Goretzka gerne das Dribbling in den freien Raum, was dem Spiel von Gündogan nicht unbedingt entgegenkam. Im Duell mit der Türkei dürfte mindestens einer der beiden Sechser gegen den formstarken Hakan Calhanoglu vermehrt defensiv gefordert sein. Dass Goretzka Abwehrqualitäten besitzt, hat er erst kürzlich in der Innenverteidigung des FC Bayern München gezeigt.
Jo ist ein sehr guter Rechtsverteidiger, er ist aber auch ein hervorragender Sechser. Dass wir ihn brauchen, egal auf welcher Position, davon bin ich überzeugt.
Leon Goretzka, deutscher Nationalspieler
Ob sein Mannschaftskollege Kimmich ihm letztlich den Posten streitig macht oder doch auf die Position des rechten Außenverteidigers wechselt, wollte Goretzka nicht prophezeien. „Jo ist ein sehr guter Rechtsverteidiger, er ist aber auch ein hervorragender Sechser. Wo er uns am Ende helfen kann oder helfen wird, das obliegt einzig und allein dem Trainer“, sagte er. „Dass wir ihn brauchen, egal auf welcher Position, davon bin ich schon überzeugt.“
Zumindest Gündogan, der in der ersten Trainingseinheit am Dienstag weitgehend als neutraler Spieler fungierte und beim Abschlussspiel, möglicherweise aus Gründen der Belastungssteuerung, nur zuschaute, dürfte gegen die Türkei im defensiven Mittelfeld gesetzt sein.
Davor könnte seit längerer Zeit mal wieder Serge Gnabry zum Einsatz kommen, der zuletzt wegen eines Unterarmbruchs gefehlt hatte und in dieser Saison bislang etwas seiner alten Form hinterherläuft. „Ich hänge der Effizienz noch ein bisschen hinterher und die Saison hat nicht so gut angefangen mit ein paar Wochen Verletzung“, so Gnabry. „Ich bin noch nicht richtig in den Flow gekommen, aber es gilt, immer nach vorne zu schauen und zu versuchen, mein Bestes zu geben und wieder an die Form von damals anzuknüpfen.“
Beide freuen sich auf das Duell mit der Türkei in Berlin, in dem sie eine ebenso aufgeheizte Atmosphäre erwarten wie zuletzt beim Heimspiel mit dem FC Bayern in der Champions League gegen Galatasaray Istanbul. „In erster Linie freue ich mich extrem auf ein tolles Fußballspiel. Das Olympiastadion wird ausverkauft sein“, so Goretzka. „Es ist extrem beeindruckend, wie die türkischen Fans die Nationalmannschaft unterstützen, das wird ein Hexenkessel.“