Zwei Niederlagen bei der Heim-EM: Deutsche Volleyballerinnen verlieren wichtige Punkte in der Weltrangliste
Die Frustration war ihnen ins Gesicht geschrieben. Als die deutschen Volleyballerinnen bei der Europameisterschaft am Dienstagabend im Tiebreak knapp gegen Tschechien verloren, wirkten sie ratlos und niedergeschlagen. „Uns hat der Mut verlassen, wir haben in wichtigen Momenten Fehler gemacht“, sagte Kapitänin Lena Stigrot. „So gewinnt man kein Spiel, das haben wir uns selbst zuzuschreiben.“
Dabei war die Kulisse auf ihrer Seite. Knapp 1900 Zuschauende unterstützten das Team in Düsseldorf bei dem vierten Gruppenspiel. In den ersten beiden Spielen gegen Griechenland und Aserbaidschan gelang es den Spielerinnen, die Stimmung für sich zu nutzen und zwei Siege einzufahren. Doch am Montag unterlagen sie gegen Schweden und am Dienstag folgte die Niederlage gegen Tschechien. Beide Teams stehen in der Weltrangliste unter Deutschland, zwei Siege waren daher Pflicht.
Bei der Niederlage gegen Tschechien lag es vor allem an zahlreichen Eigenfehlern, dadurch vergaben die deutschen Volleyballerinnen entscheidende Punkte. Bereits in den ersten beiden Sätzen, die sie noch für sich entscheiden konnten, wirkten sie nervös und hatten Mühe, ins Spiel zu finden. 18 Aufschlagfehler standen drei Assen gegenüber. Das wussten die Gegnerinnen für sich zu nutzen. „Das Momentum ist gekippt“, sagte Stigrot. Am Ende sei es auch eine Sache der Nerven gewesen. „Wir konnten diesem Druck, dass wir heute gewinnen müssen, nicht standhalten.“
Schwere Gegnerinnen im Achtelfinale
Immerhin einen Punkt sicherte ihr Team sich gegen Tschechien und steht damit im Achtelfinale. Mit einem Sieg hätte es allerdings gute Chancen auf den zweiten Platz in der Gruppe C gehabt und sich so eine bessere Ausgangslage für die kommende Runde verschafft, die in Belgien ausgetragen wird, der Heimat von Bundestrainer Vital Heynen. Dort müssen die besten vier Teams der Gruppe C und A gegeneinander antreten.
Nach derzeitigem Stand ginge es dann für Deutschland gegen die europäischen Spitzenteams Serbien oder Polen. „Das macht es ganz schwierig. Ich bin schwer enttäuscht“, sagte Bundestrainer Heynen. Für sein Team geht es bei der EM auch darum, Punkte für die Weltrangliste zu sammeln, um sich für die Olympischen Spiele 2024 in Paris zu qualifizieren.
Wir versuchen gut zu spielen, aber gewinnen ist unmöglich.
Bundestrainer Vital Heynen vor dem Spiel gegen die Türkei
Für die Platzierung in der Weltrangliste haben die Gruppenspiele gravierende Folgen: Durch die Niederlagen gegen Schweden und Tschechien verliert Deutschland 12,06 Punkte und 8,21 Punkte. Vor dem Turnier stand das Team auf Platz elf in der Liste, nun rutscht es auf Platz zwölf. Ob das für eine Olympia-Teilnahme reicht, ist noch unklar.
Das Team muss den Ausfall von Orthmann kompensieren
Dass die Volleyballerinnen am Dienstagabend einen nervösen Eindruck machten, dürfte auch mit dem Ausfall von Hanna Orthmann zusammenhängen. Die Angreiferin, die zuletzt in Istanbul unter Vertrag stand und nun zum italienischen Verein Igor Volley Novara wechselt, zog sich beim Spiel gegen Griechenland eine Knieverletzung zu. Nun fällt sie für den Rest der EM und der anschließenden Olympia-Qualifikation aus.
Gegen Aserbaidschan kompensierte das Team ihren Ausfall noch mit einer geschlossenen Teamleistung. „Ich habe mir vorgenommen, ein bisschen wie Hanna anzugreifen und sie aufs Feld zu bringen“, sagte Stigrot, die sich mit ihren Angriffen, Annahmen und Blocks hervortat. Gegen Schweden und Tschechien war das Fehlen Orthmanns aber deutlich zu spüren.
Am Donnerstagabend steht nun das letzte Spiel in der Vorrunde auf dem Programm (20 Uhr). In Düsseldorf geht es gegen den Favoriten Türkei, die zuletzt die Nations League gewonnen haben. „Wir versuchen gut zu spielen, aber gewinnen ist unmöglich“, sagte Heynen.
Keine besonders optimistische Prognose, doch Stigrot sagt: „Jetzt brauchen wir uns keinen Druck mehr machen und können die rappelvolle Halle genießen.“ Denn ohne Druck klappt es bei ihrem Team ja bekanntermaßen am besten.