Dank neuer Talente steht Spanien kurz vor dem Triple
Auf einmal wurde es laut in den Katakomben der Arena in Budapest. Ausgelassenes Lachen, stimmungsvolle Gespräche – der spanischen Handball-Nationalmannschaft war die Freude über das gewonnene Halbfinale bei der Europameisterschaft gegen Dänemark (29:25) nicht nur anzusehen, sondern auch anzuhören. „Wir sind einfach nur glücklich, dass wir gegen dieses große Team gewinnen konnten.
Nach den Niederlagen gegen Dänemark bei der WM und bei Olympia ist das für uns ein wichtiger Sieg“, sagte Gedeon Guardiola am Freitagabend. Spaniens Kapitän hatte großen Anteil daran, dass sich die Iberer nach einem zögerlichen Start ein souveränes Ergebnis erspielen konnten und ins Finale einzogen.
Denn Guardiola führt die Spanier neuerdings nicht nur aufs Feld, sondern agiert seit dem Rücktritt von Viran Morros im Sommer ebenso als Abwehrchef. Und da machte der Lemgoer einen bestechenden Job. Während er das Zentrum zusammenhielt, attackierten die Halbverteidiger die dänischen Rückraumspieler ununterbrochen und drängten diese teilweise bis zur Mittellinie zurück.
So gelangen beispielsweise dem zukünftigen Berliner Mathias Gidsel, der sich bis dato im gesamten Turnier nur einen Fehlwurf geleistet hatte, bei sechs Versuchen dieses Mal lediglich drei Treffer.
Immer wieder wurden die Kreise des Gegners gestört, immer wieder das entsprechende Stopfoul gezogen, während zusätzlich Torhüter Gonzalo Perez de Vargas zur Hochform auflief.
Zum vierten Mal in Serie im EM-Finale
Ausschlaggebend bei dieser aufreibenden Defensive war die gute Spielverteilung durch Trainer Jordi Ribera. Wie schon über das gesamte Turnier verstand er es, die Einsatzzeiten und die Last dabei gleichermaßen auf seine jungen wie auch auf die erfahrenen Akteure zu verteilen. „Die jungen Spieler fahren schon seit Jahren mit zu den Turnieren und Testspielen und werden so in den Kreis der Mannschaft eingeführt, sammeln Erfahrung und lernen das System kennen.
Dadurch ist der Umbruch schrittweise und nicht so abrupt“, erklärt Morros. „Es ist schön zu sehen, dass die fünf Neulinge jetzt so gut funktionieren.“
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Augustin Casado ist eines dieser aufstrebenden Talente. Bisher machte der 25-Jährige auf der Mitte nicht nur mit einigen schönen Abschlüssen auf sich aufmerksam, sondern gleichermaßen mit seinen traumhaften Anspielen an den Kreis. „Das ist vielversprechnd für die Zukunft“, sagt Morros, der erstmals seit 17 Jahren ein Turnier vom Fernseher aus verfolgt. „Es ist ein komisches Gefühl, dass Viran diesmal nicht bei uns ist. Aber wir sind jeden Tag in Kontakt“, berichtet derweil Guardiola.
Mittlerweile selbst 37 Jahre alt, zieht Guardiola an diesem Wochenende bereits das vierte Mal in Folge bei einer Europameisterschaft ins Finale ein – die letzten zwei konnte er gewinnen. Das Triple gelang bislang nur einer Auswahl mit ihren drei Titeln um die Jahrtausendwende herum: Schweden – Spaniens Finalgegner an diesem Sonntag (18 Uhr/Eurosport).
Torwart glänzt nach Quarantäne
Das Team von Trainer Glenn Solberg hatte sich in einem spannungsgeladenen Duell gegen Olympiasieger Frankreich durchsetzen können (34:33) und bestach durch eine energische Abwehr, hinter der Torhüter Andreas Palicka trotz vorheriger Corona-Quarantäne glänzte. Außerdem trumpfte einmal mehr der Flensburger Jim Gottfridsson auf, der mit seinen neun Treffern und einer kreativen Spielführung nach Abpfiff als Spieler des Spiels ausgezeichnet worden war.
Um seine Achse mit dem Kreis – aber genauso jene im Rückraum – zu unterbrechen, dürfte Spaniens Defensive um Gedeon Guardiola erneut maximal gefragt sein. „Wir werden wieder alles dafür geben, um zu gewinnen und bis zum Schluss zu kämpfen. Das ist unsere Identität“, sagte Guardiola am Freitag mit bestimmter Stimme. Der Kapitän hofft, dass seine gute Laune bis nach dem Finale anhält.