Die besten Comics 2021 – was Fans empfehlen
Das Jahr neigt sich dem Ende zu – und wie in den Vorjahren wollen wir auch diesmal wieder von unseren Leserinnen und Lesern wissen: Welches waren für Sie die besten Comics des vergangenen Jahres? Und warum?
Unter allen Teilnehmenden verlosen wir mehrere wertvolle Buchpakete mit Comics aus den vergangenen Jahren.
Wer teilnehmen will, sende bitte eine E-Mail mit der Betreffzeile „Die besten Comics 2021“ an comics@tagesspiegel.de. Einsendeschluss ist der 23. Dezember 2021. In der Mail sollten einer oder mehrere Lieblingstitel des vergangenen Jahres erwähnt werden und dazu eine kurze Begründung (ein Satz reicht, gerne auch mehr).
Es können Comics in jeder Form und jeder Spielart genannt werden. Das umfasst Manga ebenso wie Comics westlicher Prägung, die als Serien, Alben, Graphic Novels, Comic-Strips, Online-Comics und so weiter veröffentlicht wurden. Über die Gewinnenden entscheidet das Losverfahren – daher bitte Namen und Adresse nicht vergessen (die Adresse wird vertraulich behandelt).
Parallel dazu wird wieder eine aus acht Autor*innen der Tagesspiegel-Comicseiten bestehende Jury die aus ihrer Sicht besten Veröffentlichungen der vergangenen zwölf Monate küren. Mehr dazu in Kürze. Hier gibt es das Jury-Ergebnis des vergangenen Jahres. Und hier finden Sie die Ergebnisse einiger Jahre davor: 2020, 2019, 2018, 2017, 2016, 2015.
Eine Auswahl der Antworten wird in den kommenden Wochen auf www.tagesspiegel.de/comics veröffentlicht. Hier gibt es einige der ersten Einsendungen:
Das waren in diesem Jahr unsere Highlights:
„7 Detektive“ (Splitter Verlag) – In diesem Jahr ging es mit den Bänden 4 bis 7 weiter und es macht einfach Spaß die Serie zu verfolgen. Schönes Artwork mit guten Geschichten.
„Unsere Farben“ (Carlsen) – Band 2 und 3 brachten die Mini-Serie von Gengoroh Tagame gekonnt zum Abschluss. Diese leisen Töne mit der eindringlichen Erzählweise machen diesen Comic einfach extrem lesenswert.
„Zeig mir das Meer“ (Panini) – Ein DC-Comic der (fast) gar nichts mit Superhelden zu tun hat. Die Verwicklungen zwar teilweise ein wenig zu klassisch. Alex Sanchez schafft es, interessante Charaktere zu entwickeln, denen man auch die Entwicklung abnimmt und sie als glaubwürdig einstufen kann. Das Artwork von Julie Maroh („Blau ist eine warme Farbe“) ist dazu sehr stimmig. Besonders die unaufgeregte und zugleich eindringliche Farbgebung ist der Hammer, da hier das Artwork gekonnt unterstützt wird.
„Lucky Luke Hommage Band 4 – Wanted“ (Egmont) – Matthieu Bonhomme hat mich schon mit seiner ersten Hommage überrascht und begeistert. Die zweite Hommage ist zwar nicht ganz auf demselben Niveau, greift aber gekonnt tief in die Ursprungsserie und zeigt auch interessante weibliche Charaktere ohne gleich die aktuelle Wahrnehmung über die damaligen Verhältnisse zu bügeln. Das Artwork ist auch hier wieder ohne Tadel. Ich hoffe auf eine Fortsetzung.
Holger & Bastian Wedeking
Im Jahr 2021 gab es keinen produktiveren Comicautoren als Jeff Lemire, der in den unterschiedlichsten Genres, qualitativ hochwertige Comics ablieferte und dabei stets als Erzähler glänzte. Die Veröffentlichung von „Sweet Tooth“ als dreibändige Deluxe-Edition und die Neuinterpretation „Sweet Tooth – Die Rückkehr“ (beide Panini) passend zur Ausstrahlung der gleichnamigen Netflixserie. Genreperlen wie „Colonel Weird Cosmagog“ (Splitter), „Joker – Killer Smile“ (Panini) und der Abschluss von „Gideon Falls“ (Splitter). Die anspruchsvolle von ihm geschriebenen und gezeichneten Graphic Novel „Mazebook“ (Darkhorse). Der Start seines Subststack-Newsletters, der tiefe Einblicke in sein kreatives Schaffen gewährt und in dem seine neue Serie „Fishflies“ vorveröffentlicht wird.
Michael Lauterbach
„Nachtgestalten“ von Jaroslav Rudis und Nicolas Mahler: Zwei Freunde wandern durch eine Prager Nacht – eine zu diesem Corona-Jahr passende Erzählung vom Sehnsuchtsort Wirtshaus
Christoph Weber
Hätte vor ein paar Jahren jemand gesagt, dass ausgerechnet Lucky Luke bei meinen Comicfavoriten wäre, hätte ich wohl abgewunken, aber seitdem die Hommage-Reihe gestartet wurde, sind hier sehr gute Geschichten um den Lonesome Cowboy erschienen und dieses Jahr gab es gleich zwei Stück, zum einen „Lucky Luke Wanted“ von Matthieu Bonhomme, der auch schon den ersten Hommage-Band „Der Mann, der Lucky Luke erschoss“ gestaltet hatte. Und „Wanted“ schließt fast nahtlos an die Qualität des ersten Bandes an. In „Wanted“ wird ein Kopfgeld auf Lucky Luke ausgesetzt, entsprechend interessieren sich plötzlich viele Menschen für Ihn und parallel versucht Luke noch, drei Schwestern bei deren Viehtrieb zu helfen. Tolle Bilder von Bonhomme mit einer wirklich sehr guten Geschichte.
Und das andere Spektrum hat dann „Lucky Luke Zarter Schmelz“ von Ralf König abgebildet. Luke und Co. als Knollennasen, das ist zuerst ungewohnt, aber dann funktioniert es erstaunlich gut und macht eine Menge Spaß. Luke soll in dieser Geschichte einfach nur ein paar Kühe hüten, bis sich diese von der langen Überfahrt aus der Schweiz erholt haben. Denn ein Schweizer will hier die Milchschokolade in den Westen bringen. Unterstützt wird Luke dabei von Bud, was wiederum anderen Cowboys nicht so in den Kram passt, denn Bud interessiert sich nunmal für Terence. Und wer weiß, vielleicht erwidert Terence ja die Zuneigung? König bekommt dabei diesen Spagat zwischen einer Verbeugung vor Lucky Luke und seinen eigenen Comics sehr gut hin.
Zur Abwechslung mal ein Manga mit „Search And Destroy“ von Atsushi Kaneko. Kaneko adaptiert dabei wiederum den klassischen Manga „Dororo“ von Osamu Tezuka zu einer eigenen, dreibändigen Geschichte um die junge Frau Hyaku und die kleine Diebin Doro. Beide leben in einer Stadt, die nach einem Krieg von für den Krieg gebauten Robotern, den Kreas und Sapos, den Menschen bewohnt wird. In einer Stadt zwischen extremer Armut und extremen Reichtum versucht sich Doro irgendwie durchzuschlagen, während Hyaku versucht, Ihre Körperteile wiederzubekommen, die an 48 Roboter weitergegeben wurden. Das inszeniert Kaneko in einem tollen Zeichenstil mit vielen, schwungvollen schwarzen Strichen. Etwas, das aus der Masse der Manga jedenfalls locker heraussticht.
Ausdrucksstarke Linien kann auch jemand anders, Tim Sale um genau zu sein, dessen Comic „Superman – Ein Held fürs ganze Jahr“ dieses Jahr eine Neuauflage spendiert bekommen hat. Seinerzeit zusammen mit Jeph Loeb als Autoren erstellt, dreht sich dieser Comic um Superman und wie er als vier verschiedenen Perspektiven wahrgenommen wird. Von seinem Vater Jonathan Kent, als er noch in Smallville lebt, von Lois Lane, als sich Superman in Metropolis einen Namen macht, von Lex Luthor, der Ihn nur als Rivalen wahrnehmen kann und am Ende von Lana Lang, die darüber nachdenkt was hätte sein können. Wenn es einen Comic gibt, der sowas wie eine warme Decke ist, dann passt das auf „Superman – Ein Held fürs ganze Jahr“.
„Die Kinder der Resistance“ vom Autoren Vincent Dugomier und dem Zeichner Benoit Ers handelt, wie es schon der Titel andeutet, von Kindern, die sich im von den Nazis besetzten Frankreich des Jahres organisieren und selbst Widerstand leisten wollen. Die beiden Jungs Eusebe und Francois merken schnell, dass mit den Besatzern nicht zu spaßen ist und als Lisa in Ihr Leben kommt, geht es eigentlich erst richtig los. Die Comic-Reihe ist eigentlich auch als Unterrichtsmaterial für Kinder angelegt und soll so die Besatzungszeit in Frankreich vermitteln und erinnert optisch dabei sehr an die Zeichentrick-Serie „Die langen großen Ferien“, aber trotz der offensichtlichen Anlage für den Unterricht kann man den Comic auch so einfach gut lesen und mit dem zweiten Band „Erste Repressionen“ schlägt die Geschichte auch eine härtere Gangart an, denn Widerstand zieht hier auch Konsequenzen nach sich. Also, auch wenn es eigentlich für Kinder gedacht ist, funktioniert der Comic auch genauso gut für Erwachsene.
Ein kurzer Tipp aus der digitalen Welt, wenn mal eine neue Ausgabe erscheint, was auch nicht so oft passiert, dann ist „Friday“ von Ed Brubaker, Marcos Martin und Muntsa Vicente immer einen Blick wert. Die Geschichte um zwei ehemalige Kinderdetektive gehört einfach derzeit zu den besten Comics, die veröffentlich werden. Auch wenn es halt schade ist, dass das so sporadisch vorkommt.
Und zum Abschluss noch etwas Sekundärliteratur, „Will Eisner – Graphic Novel Godfather“. In diesem dicken Brocken von einem Band arbeitet sich Alexander Braun durch die Geschichte und das Werk von Will Eisner. Sehr umfangreich, sehr interessant, sehr schön und atemberaubend, wenn man versucht, den Band abends im Bett zu lesen.
Lars Sudmann
Meine besten Comics des Jahres 2021 sind die beiden Schuber der „Floyd Gottfredson-Library“ aus dem Egmont-Verlag. Ich mochte die Micky-Comics von Gottfredson schon als Kind und hab mir seitdem eine schöne Sammlung der Geschichten (analog zu den Carl Barks- und Don Rosa-Sammlungen) gewünscht. Und endlich, nach so vielen Jahren, wurde dieser Wunsch erhört! 🙂
Knapp dahinter liegt als (für mich) Neuentdeckung die Deluxe-Ausgabe von „Sweet Tooth“ im Panini-Verlag. Eine tolle postapokalyptische Comic-Story, die den Ansatz vom Ende der Menschheit so ganz anders angeht als beispielsweise „The Walking Dead“ (was ich aber auch toll finde!) und dabei mitten ins Herz geht – obwohl die Zeichnungen gewöhnungsbedürftig sind, hier aber dennoch wie die Faust aufs Auge passen.
Patrick Reschke-Plakties
Ich habe dieses Jahr viele ältere Sachen nachgeholt, aber von den aktuellen Erscheinungen fand ich „Gogo Monster“ von Tayio Matsumoto ziemlich faszinierend. Wie sich die assoziativ verknüpften Panels immer mehr verdichten und sich so langsam die Erzählung herausschält. Wie mit Wiederholungen von Motiven gespielt wird, die durch Variation plötzlich ein neues Gewicht bekommen. Wie unbelebte Objekte „animiert“ werden, zum Beispiel die Wassertropfen, in denen Gesichter auftauchen. Und vor allem die fast schwarzen Seiten, bei denen man sich nicht sicher ist, welche schemenhaften Figuren man sich nur vorstellt und welche wirklich auftauchen.
Kaspar Aebi
Meine besten Comics 2021 waren unter anderem:
„The Impure“ von Ralph Singh und Hannes Radke. Sci-Fi-Action mit höheren Mächten … gut gemachte Kunst!
„Something is killing the children“: Horrorcomic, der sich sehr gut verschlingen lässt, fesselnd bis zum Ende.
„Thor“ von Donny Cates und Nic Klein: Sehr starke Zeichnungen und die Thor-Story wird mal wieder anders und sehr stark erzählt
„Fire Power“ von Robert Kirkman: Sich steigernde Kung-Fu-Story mit einem hoffentlich spannenden Finale.
„Bis zum bitteren Ende“: Ein stimmungsvoller, guter Western mit einem würdigen Ende.
Holger Danielzik
„Zarter Schmelz“ von Ralf König: Eine Hommage an Lucky Luke, die sich dank vieler gelungenen Anspielungen vor dem Großen Morris verneigt, aber trotzdem einen eigenen Stil und Humor mitbringt. Dank Ralf König ist Luke nun endgültig im 21. Jahrhundert angekommen.
„Marsupilami: Die Bestie“ von Zidou / Frank Pe: Die Bilder sind düster. Trotzdem eine gelungene Geschichte. Ein belgischer Funny-Comic wird erwachsen.
„Die Viper – 1. Feuerregen“ von Astier: Nicht nur Männer waren die Helden im Wilden Westen. Hier hat die Hauptfigur eines Western endlich mal einen Rock an, weiß sich aber trotzdem durchzusetzen. Ein moderner Western, der die klassischen Zutaten nicht vergisst.
Kristian Holler
„Monsters“ – Barry Windsor-Smith (Fantagraphics): Weil ich selten so intensives Leseerlebnis hatte wie bei Monsters. Zuletzt hat mich „Brodecks Bericht“ von Manu Larcenet ähnlich berührt und schockiert.
„Chartwell Manor“ – Glenn Head (Fantagraphics, auf Deutsch bei Carlsen): Die äußerst bedrückende Geschichte hätte mich sowieso gepackt. Aber die Kombination der Story mit Heads Zeichenstil – der mich eher an Funnies oder Underground Comics erinnert – fand ich dann umso persönlicher und verstörender.
„Crisis Zone“ – Simon Hanselmann (Fantagraphics): Simon Hanselmanns tägliche Comicseiten haben mir 2020 (den Anfang) der Pandemie erleichtert und für beinahe ein Jahr habe ich jeden Tag mit eben diesen begonnen.
Michael Hacker
Meine Comics des Jahres waren zum einen die Neuinterpretationen alter Klassiker. Als erstes der Lucky Luke von Ralf König „Zarter Schmelz“. Lucky Luke auf dem Brokeback Mountain und es liest sich trotzdem wie ein richtiger Lucky Luke. Diesen Band im Zeitungsladen kaufen zu können, war großartig.
Das Black Label von DC Comics ermöglicht deutlich düsterere Interpretationen der bekannten Superhelden als gewöhnlich, wie immer mal besser, mal schlechter. Besonders gut: „Batman, the Imposter“ mit Bruce Wayne auf dem Therapiesofa.
Zum anderen habe ich dieses Jahr viele Comic-Krimis entdeckt, unter anderem die Caroline-Baldwin-Gesamtausgabe über eine toughe Privatdetektivin in Ligne-Claire-Stil und die Graphic-Novel-Reihe „Reckless“ von Ed Brubaker. Düstere Stories mit einem tollen 80er Jahre Flair von dem ehemaligen Marvel-Texter (unter anderem Captain America: „The Winter Soldier“), der wohl nur noch eigene Sachen schreibt.
Bodo Haß