„Wie geht dat aus?“: Christoph Daums Kampf gegen den Krebs

Dieser Montagmorgen Ende Juni beginnt für Christoph Daum ein wenig ungewöhnlich. Bei bestem Sommerwetter hat er es sich auf der Terrasse seiner Villa in Köln bequem gemacht, im Hintergrund seines Gartens zwitschern die Vögel, Daum liest ein englisches Buch über Wirtschaftspolitik. „Heute liege ich hier nur auf der Terrasse“, erzählt der 69-Jährige am Telefon. Aber eigentlich liegt Christoph Daum nie einfach nur so herum. Er braucht die Bewegung, den Stillstand mag er nicht. „Du musst immer wieder aktiv werden“ – das ist einer seiner Lieblingssätze. So war es immer. Bis der Krebs kam, der sein Leben veränderte.

Im vergangenen Jahr bekam der langjährige Bundesliga-Trainer die Diagnose. Zunächst wurde kein Herd gefunden, nur mehrere Metastasen an verschiedenen Stellen im Körper, vor allem in der Lunge. Daum bekam das volle Programm, Chemotherapie, Immuntherapie, unzählige Medikamente. Mittlerweile steckt er mitten in seiner zweiten Chemotherapie: „Alles so weit in Ordnung, würde ich sagen.“ Selbst wenn es nicht so wäre, würde er es zumindest öffentlich wohl nie zugeben.

Christoph Daum war immer ein Kämpfer als Trainer, die großen Bayern um Uli Hoeneß lachten ihn am Anfang aus, als er sie mit großer Klappe attackierte. Wahrgenommen wurde Daum erst, als er die Münchner auch in der Tabelle attackierte. 1992 holte er mit dem VfB Stuttgart dann sogar die deutsche Meisterschaft, knapp zehn Jahre später sollte er Fußball-Bundestrainer werden. Bis er über die Kokain-Affäre stolperte. Seine Karriere schien vorbei. Aber Daum kam zurück.

Wenn der Körper es zulässt, geht er auf die Driving Range

„Du kannst hinfallen. Es ist auch nicht entscheidend, wie oft du hinfällst. Du musst nur immer wieder aufstehen.“ Noch so ein typischer Daum-Spruch. Er könnte das auch jetzt sagen während seiner Krebserkrankung. Fakt ist allerdings: Er kam bis jetzt tatsächlich immer wieder zurück. Als er nach dem Koks-Skandal in die USA flüchtete, war er schon wenige Wochen später wieder da und fing den nächsten Trainerjob an. Über das Ausland arbeitete er sich sogar zurück in die Bundesliga.

„Klar gibt es Phasen, wo es dir nicht so gut geht, wo du dir die Frage stellst: Wie geht dat aus? Wie geht dat weiter?“, sagt er. „Aber du musst auch solche negativen Gedanken zulassen, sie akzeptieren, sie gehören zum Leben dazu. Wichtig ist nur, schnell wieder ins Agieren zu kommen.“ Er macht das, indem er trotz allem immer wieder versucht, aktiv zu werden. Der Golfplatz ist zu einem Ritual geworden, und wenn der Körper es zulässt, geht er zumindest noch ab und zu auf die Driving Range.

Vor kurzem war er noch in Berlin. Daum engagiert sich seit Jahren für die Deutsche Diabetes-Hilfe. In Berlin coachte er den FC Diabetologie beim Spiel gegen den FC Bundestag. Deutlich stärker seien die Abgeordneten gewesen als in den vergangenen Jahren, erzählt Daum. „Die werden auch immer jünger.“ Trotzdem gewann Daum mit seinem Team am Ende mit 2:1. In den nächsten Wochen sind auch wegen der Chemotherapie („Diese Gifte sind absolute Energieräuber“) aber erst mal keine Reisen mehr geplant.

Obwohl er im Moment sogar schmerzfrei ist: „Wie sagt man so schön: Den Umständen entsprechend geht es mir gut.“