Tradition verpflichtet: Eisbärinnen heiß auf Sommerturnier
Ein internationales Eishockey-Sommerturnier kurz vor dem Saisonstart der Ligen hat Tradition in Berlin. Zwischen 1970 und dem Jahr 2000 wurde es, mehr oder weniger regelmäßig, auf dem Gelände des Sportforums in Hohenschönhausen durch die Eishockeyabteilung des SC Dynamo Berlin beziehungsweise deren Nachfolgerklub Eisbären Berlin ausgerichtet. Hier spielten die Männer.
Zuletzt ließen die Eisbären im Jahr 2017 die Tradition kurzzeitig wieder aufleben und luden sich den HC Sparta Prag und den HC Ambrì-Piotta ein. Und siehe da, wenn die Eisbärinnen am kommenden Wochenende ihr internationales Sommerturnier um den Wellblechpokal spielen, sind die Schweizerinnen der HCAP Girls dabei. Das Frauenteam des freundschaftlich mit den Berlinerinnen und Berlinern verbundenen Schweizer Traditionsverein. Von Zufall kann hier also keine Rede sein.
Internationale Eishockeyturniere sind auch für die Eisbärinnen kein Neuland. Allerdings musste diese Art der Vorbereitung im heimischen Wellblechpalast pandemiebedingt vier Jahre pausieren. Umso gespannter erwarten Spielerinnen, Verantwortliche und Fans die ersten und einzigen Testspiele des Teams für die am 30. September mit einem Auswärtsspiel beim ESC Planegg beginnende Saison der Deutschen Frauen-Eishockey Liga (DFEL).
Neben den HCAP Girls aus dem Tessin, die in der vergangenen Spielzeit Rang sieben in der höchsten Schweizer Liga SWHL A belegten, sind noch drei andere Teams dabei. 2022/23 Zweiter in der zweiten tschechischen Liga und damit in die erste aufgestiegen sind die Spielerinnen vom HC Roudnice nad Labem. Noch besser lief die letzte Saison für die Stavanger Oilers aus Norwegen.
Nachdem der Klub von Ex-Eisbärin Sinja Paurat (wechselte 2019 nach Norwegen) schon im vergangenen Jahr zu zwei Testspielen in Berlin weilte, holten die Oilers 2023 zum fünften Mal in den vergangenen zehn Jahren die norwegische Meisterschaft. Das Teilnehmerinnenfeld wird vom DFEL-Konkurrenten EC Bergkamen komplettiert. Die Bärinnen landeten 2022/23 auf Rang fünf und damit noch vor den Berlinerinnen.
Wir wollen hier langfristig etwas aufbauen.
Phillip Richter, Cheftrainer Eisbären-Juniors-Frauenteams
Der neue Cheftrainer des Eisbären-Juniors-Frauenteams, Phillip Richter, spürte in den letzten Tagen schon eine gewisse Ungeduld in seinem Team. Nach vielen Trainingseinheiten ohne Eis über den Sommer und rund einem Monat Eistraining kommen die anstehenden Testspiele gerade zur rechten Zeit. „Es sollen natürlich alle Mädels ihre Eiszeiten bekommen. Wir werden viel probieren, was das Line-up angeht“, sagt Richter vorausschauend. “Wir haben keinen Erfolgs-, keinen Leistungsdruck. Wir müssen in diesen Spielen alles testen, System, Arten des Forechecking, Torhüterinnen. Alle werden diese Chance nutzen wollen, sich am besten zu präsentieren.”
Die Aufgabe von Richter wird durch den wieder sehr geringen Altersdurchschnitt der Eisbärinnen nicht einfacher. Zudem haben zehn Spielerinnen Berlin in alle Himmelsrichtungen und aus unterschiedlichsten Gründen verlassen. „Wir wollen hier langfristig etwas aufbauen und allen Spielerinnen die Zeit geben, sich hier bei uns weiterzuentwickeln. Wir haben sehr gute Trainingsbedingungen und wollen sowohl die jungen, als auch die älteren Spielerinnen fördern.“
Und bei all den freundschaftlichen Fanverbindungen von der Spree in den italienischen Teil der Schweiz kommt noch eine weitere innerhalb des Teams dazu. Stürmerin Theresa Knutson holte 2021 mit den Eisbärinnen die Vizemeisterschaft und wurde in der vergangenen Saison Deutsche Meisterin mit dem ECDC Memmingen. Diese Saison spielt sie für die HCAP Girls und kehrt am Wochenende nach Berlin zurück. „Ich freue mich sehr darauf, für das Turnier nach Berlin zurückzukehren“, sagt die 27-jährige US-Amerikanerin. „Das wird mein erstes Jahr in der Schweizer Liga und bisher ist es eine gute Herausforderung, denn das Team zeigt sich absolut konkurrenzfähig. Es wird ein großer Spaß, wieder in Berlin zu spielen, denn ich habe viele gute Erinnerungen an die Stadt und das Team.“
Zuletzt landete das Eisbärinnen-Team beim eigenen Vorbereitungsturnier auf dem dritten Platz. Gegen einen Turniersieg hätte in diesem Jahr sicher niemand etwas einzuwenden.