Sonderzüge, mehr Sitzplätze, mehr Sicherheit: Wie die Bahn die EM bewältigen will
Mit der Fußball-Europameisterschaft will die UEFA auch ein Beispiel für nachhaltige Großveranstaltungen setzen. Eine besondere Rolle kommt deshalb auch der Deutschen Bahn zu. Fans und Mannschaften sollen so oft wie möglich per Zug zu den Stadien reisen. Aber kann das Unternehmen, das viele vor allem mit Unpünktlichkeit und maroder Infrastruktur in Verbindung bringen, die Herausforderung bewältigen?
„Noch nie war die Bahn international so sehr in eine Europameisterschaft eingebunden“, sagte Bahn-Fernverkehrsvorstand Michael Peterson rund zwei Wochen vor dem Turnierstart. „Wir werden den europäischen Fußballverband mit Feuereifer dabei unterstützen, ein begeistertes und klimafreundliches Turnier zu feiern.“
Während Fußball-EM auch Urlauber unterwegs
Für den Konzern werden die anstehenden Wochen Großkampftage. In einigen Bundesländern sind parallel zum Turnier Sommerferien. In Niedersachsen, Bremen, Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt beginnen die Ferien jeweils im Juni, im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen eine Woche vor dem EM-Finale.
Pro EM-Tag biete die Bahn deshalb 10.000 zusätzliche Sitzplätze im Fernverkehr an, sagte Peterson. Dieses Angebot soll über 14 täglich fahrende Sonderzüge und vor allem längere ICE bereitgestellt werden. Damit die Züge möglichst ungehindert zu den Austragungsorten rollen können, hat die Bahn viele anstehende Bauarbeiten in den vergangenen Wochen und Monaten vorgezogen und abgearbeitet.
Auf den für die EM wichtigen Strecken werde es deshalb während des Turniers keine Bauarbeiten geben, betonte der Manager. Auf dem überalterten Streckennetz waren Baustellen in den vergangenen Jahren einer der Hauptgründe für die hohe Unzuverlässigkeit, insbesondere im Fernverkehr.
Anreize auch für ausländische Fans
Die EM solle zeigen, „wie Auswirkungen auf Umwelt, Ressourcen und Klima minimiert und – falls nötig – ausgeglichen werden können“, heißt es beispielsweise in einem Papier des Innenministeriums. Mit einigen Anreizen versuchen die Veranstalter deshalb, besonders auch ausländische Fans von der Anreise per Zug zu überzeugen.
Die Nationalmannschaft reist mit dem Bus
Damit die Anreisen für Fans und Mannschaften nicht zu weit sind, hat die UEFA die Spielorte in regionale Cluster eingeteilt. Die DFB-Auswahl hat ihr Quartier im fränkischen Herzogenaurach bezogen und spielt ab dem 14. Juni zunächst in München (rund 200 Kilometer entfernt) gegen Schottland, in Stuttgart (200 km) gegen Ungarn sowie in Frankfurt/Main (210 km) gegen die Schweiz.
Die deutsche Nationalmannschaft wird nicht mit der Bahn zu ihren Vorrundenspielen bei der Heim-EM reisen, sondern mit dem Bus. Vom Trainingslager in Blankenhain nach Herzogenaurach hatte das Team von Bundestrainer Julian Nagelsmann den Zug genommen.
Überarbeitetes Sicherheitskonzept
Damit Fans und Mannschaften nicht nur pünktlich, sondern auch sicher ans Ziel kommen, hat die Bahn das eigene Sicherheitskonzept mehrfach überarbeitet. Insbesondere die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hatte in den vergangenen Wochen die Vorkehrungen des Konzerns diesbezüglich kritisiert und vor Übergriffen und Gefahren für die Zugbegleiterinnen und Zugbegleiter gewarnt.
Bundesweit werden der Bahn zufolge im Rahmen der EM rund 6000 Beamte der Bundespolizei im Einsatz sein. Ihren Pool an eigenen Sicherheitskräften hat die Bahn eigenen Angaben zufolge für die Zeit der EM um 900 Beschäftigte aufgestockt. Rund 350 zusätzliche Polizeikräfte sollen zudem im Regionalverkehr unterwegs sein.
„Aufgrund der deutlichen Kritik seitens der EVG hat sich die Deutsche Bahn noch einmal um mehr Sicherheit während Europameisterschaft bemüht“, sagte EVG-Betriebsrat Ralf Damde der Deutschen Presse-Agentur. „Man kann nur hoffen, dass die Maßnahmen ausreichend sind für eine friedliche EM in Deutschland.“
Die Fußball-EM beginnt am 14. Juni in München mit dem Spiel Deutschland gegen Schottland (21.00 Uhr). Das Finale findet am 14. Juli in Berlin statt. (dpa)