Staatsbibliothek übernimmt bedeutende Comicsammlung: Wo „Micky Maus“ und Avantgarde-Comics auf Goethe und Lessing treffen
Die Staatsbibliothek zu Berlin ist eine der größten Bibliotheken Deutschlands und gilt als eine der bedeutendsten Büchersammlungen der Welt. Jetzt wurde ihr Bestand um mehr als 4000 ausgewählte Comics und Originalzeichnungen von Comic-Künstlern aus den vergangenen 70 Jahren erweitert.
Die Einrichtung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz ist ab sofort die neue Heimat der Comicsammlung von Stefan Neuhaus, dem 2022 gestorbenen Vorsitzenden des Deutschen Comicvereins. Das teilten die Staatsbibliothek und der Comicverein vor einigen Tagen mit.
„Seit den 1950er Jahren baute Stefan Neuhaus systematisch eine Comicsammlung auf, die die Bandbreite der Comic-Kultur und die Entwicklung der Literatur- und Kunstgattung bis in die Gegenwart in beeindruckender Weise dokumentiert“, erklärte die Staatsbibliothek auf Instagram. „Wir freuen uns sehr darüber, diesen ab sofort in der Stabi zu verwalten.“
Ermöglicht wurde dies durch die Schenkung von Stefan Neuhaus‘ Sammlung durch seine Frau, Heidemarie Küttner-Neuhaus. Der Vertrag wurde Mitte Oktober in der Staatsbibliothek unterzeichnet.
Stefan Neuhaus, der im Juli 2022 mit 74 Jahren gestorben war, hatte sich in den vergangenen Jahrzehnten in unterschiedlichen Funktionen für die Anerkennung des Comics als Kunstform in Deutschland engagiert. So führte er unter anderem als Vorsitzender des Fachverbandes für Kunstpädagogik (BDK Berlin) mehrere Veranstaltungen zum Thema durch.
Comics aus den USA und Frankreich, Japan und Südafrika
2014 gründete er zusammen mit Gleichgesinnten den Deutschen Comicverein, der in Berlin unter anderem zur Einführung des Comicstipendiums des Senats beigetragen hat und regelmäßig auf internationalen Veranstaltungen Präsentationen zur Vielfalt der deutschen Comicszene organisiert. Hier gibt es den Tagesspiegel-Nachruf auf Stefan Neuhaus aus dem Juli 2022.
Die Sammlung von Stefan Neuhaus enthält nach Angaben der Staatsbibliothek etwa 4400 Bücher und Hefte aus den Jahren 1951 bis 2022. Rund die Hälfte stamme aus den USA, Frankreich und Belgien, wo der Comic als Kunstform eine besondere Wertschätzung erfährt.
Weitere 1000 Titel kommen aus Deutschland, etwa 700 Werke stammen aus Japan, China, Taiwan, Nord- und Südkorea. Dazu kämen kleinere Bestände aus Ländern wie Israel, Island, Skandinavien oder Südafrika.
Außerdem enthalte die Sammlung auch Forschungsliteratur sowie Originalzeichnungen und Druckgrafiken. Neben den ersten in Deutschland veröffentlichten Comics mit Figuren wie Donald Duck, Batman und Superman zeichne sich die Sammlung vor allem durch künstlerisch und thematisch anspruchsvolle Werke für erwachsene Leserinnen und Leser aus, erklärt die Staatsbibliothek.
Hervorzuheben seien bekannte Künstler wie Carl Barks, Art Spiegelman, Robert Crumb, Jacques Loustal und Enki Bilal, von denen auch signierte Werke vorhanden seien.
Die Werke der Sammlung von Stefan Neuhaus sollen künftig nicht nur auf Nachfrage interessierter Leserinnen und Leser der Staatsbibliothek einsehbar sein. Für kommendes Jahr ist auch eine Ausstellung geplant. „Nach Übergabe der Sammlung und ihrer Sichtung ist für den Herbst 2025 eine offizielle Präsentationsveranstaltung in Planung“, teilte der Deutsche Comicverein mit.