Später Jubel gegen Malmö: Der 1. FC Union überwintert in Europa
In der vergangenen Woche war viel über die Fans des 1. FC Union diskutiert worden. In Malmö hatte der Gästeblock beinahe einen Spielabbruch mitverursacht, doch am Donnerstagabend zeigten sich die Berliner Anhänger im Stadion An der Alten Försterei von ihrer besten Seite. Sie sangen unablässig, reckten ihre Schals in die Höhe und begleiteten den Anpfiff mit einer eindrucksvollen Choreografie. Die gesamte Tribüne auf der Waldseite wurde zu einem Sonnenuntergang und langsam erhob sich ein Flugzeug. „Schnallt euch alle an – Union spielt in Europa“, war darunter zu lesen.
Das Spiel konnte mit dieser Inszenierung über weite Strecken nicht mithalten, das interessierte danach aber niemanden. Denn der 1. FC Union besiegte Malmö FF im vierten Gruppenspiel der Europa League durch einen Elfmeter von Robin Knoche kurz vor Schluss mit 1:0 (0:0). Dadurch haben die Berliner das Überwintern im internationalen Wettbewerb bereits sicher. „Wir haben ein Teilziel erreicht und das wir das geschafft haben, ist schon etwas Außergewöhnliches“, sagte Unions Trainer Urs Fischer.
Aufgrund der Vorkommnisse im Hinspiel waren die Sicherheitsvorkehrungen deutlich verschärft worden. Es waren mehr Ordner im Einsatz, ein Polizeihubschrauber kreiste über Köpenick, in den Gästeblock durften nur Personen mit schwedischem Pass. In der Nacht vor dem Spiel wurden sieben Union-Anhänger festgenommen, beim Fanmarsch der Schweden zum Stadion wurde ebenso Pyrotechnik gezündet wie im Gästeblock.
Doch es blieb weitgehend ruhig und war kein Vergleich mit den chaotischen Zuständen vor einer Woche. Einzig der ohnehin schlimme Verkehr rund ums Stadion kollabierte völlig. So stand nach turbulenten Tagen beim Tabellenführer der Fußball-Bundesliga endlich mal der Sport im Zentrum.
Unions Trainer Urs Fischer veränderte seine Mannschaft nach dem 1:0-Sieg in Stuttgart am Sonntag auf drei Positionen. Für Andras Schäfer, der nach seiner Roten Karte vor einer Woche in Malmö gesperrt fehlte, spielte Janik Haberer im zentralen Mittelfeld. Christopher Trimmel und Diogo Leite ersetzten Niko Gießelmann sowie Danilho Doekhi.
Die Berliner starteten sehr aktiv ins Spiel und hatten nach nicht mal zwei Minuten die erste zaghafte Torannäherung. Bei einer Flanke von Sheraldo Becker kam Haberer allerdings einen Schritt zu spät. Dieser anfängliche Schwung hielt jedoch nicht lange an. Mit zunehmender Spielzeit wurde das Geschehen auf dem Rasen immer zerfahrener und die Anzahl der Gelben Karten überstieg jene der Chancen deutlich.
Wie schon in den vergangenen Spielen tat sich Union in der ersten Hälfte spielerisch sehr schwer. Da Malmö auch nicht sonderlich inspiriert auftrat, war das Niveau dem europäischen Rahmen keineswegs angemessen. Beide Mannschaften spielten sehr ungenau und verloren sich in endlosen Zweikämpfen sowie Diskussionen mit dem strengen Schiedsrichter Aleksandar Stavrev.
Selbst Unions geliebte Umschaltsituationen strahlten nur wenig Gefahr aus. Sheraldo Becker zog bei einem Konter von rechts nach innen und schloss mit seinem schwächeren linken Fuß ab, doch Malmös Torwart Ismail Diawara parierte mühelos.
Die einzige nennenswerte Chance des ersten Durchgangs resultierte konsequenterweise aus einer Standardsituation. Schon in Stuttgart hatte Union durch Paul Jaeckel nach einer Ecke getroffen, dieses Mal kam Trimmel der Führung zumindest nah. Der Kapitän versuchte es nach einer kurzen Variante mit einem überraschenden Flachschuss aus spitzem Winkel, Diawara rettete aber in höchster Not.
Auch in der zweiten Halbzeit blieb das Spiel sehr fehlerbehaftet. Allerdings wurde Union druckvoller. „In der ersten Hälfte hat mir noch etwas die Schärfe gefehlt“, sagte Fischer. „Aber dann haben wir es deutlich besser gemacht.“ Nach einer guten Kopfballablage von Becker zögerte Genki Haraguchi einen Moment zu lange und die Chance war verpufft. Dann sorgte Unions bester Torschütze für Jubel, stand bei seinem Treffer jedoch im Abseits.
Malmö ließ Union nun mehr Räume und leistete sich einige Fehler. Einen davon hätte Rani Khedira beinahe bestraft, doch sein Schuss von der Strafraumgrenze hüpfte gegen den Außenpfosten. Kurz darauf hielt Diawara einen Hackenabschluss von Pefok.
In der 70. Minute zeigte der Schiedsrichter plötzlich auf den Elfmeterpunkt, und niemand wusste so wirklich warum. Stavrev schaute sich einen Körpereinsatz gegen Unions Haberer an und revidierte seine Entscheidung richtigerweise. Kurz vor Schluss gab es nach einem Foul an Kevin Behrens dann wirklich einen Strafstoß für die Berliner – und Knoche schoss Union zum Sieg.
Zur Startseite