Rumänisches Kulturgut gestohlen : Der Goldhelm von Cotofenesti ist in Gefahr

Durch eine heftige Explosion an der Außenmauer des Drents Museum in Assen sind in der Nacht zu Samstag drei Täter in das Museum eingedrungen und haben innerhalb von drei Minuten gezielt vier der wertvollsten Objekte der Ausstellung „Dakien! Königreich des Goldes und Silbers“ gestohlen: den berühmten Goldhelm von Cotofenesti und drei Armbänder aus Sarmizegetusa Regia aus der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr. Die Täter sind auf einem jetzt von der Polizei freigegebenen Überwachungsvideo zu sehen.

Die Entwendung der Goldobjekte ist mehr als nur ein spektakulärer Kunstraub, es ist ein Anschlag auf die kulturelle Identität Rumäniens, auf das nationale Kulturgut des Landes. Der 2500 Jahre alte Helm von Cotofenesti besteht aus einem Kilo fast reinen Goldes, jedes Kind kennt ihn in Rumänien. „Das wäre für die Niederländer so, als würde ,Die Nachtwache‘ gestohlen. Die Menschen sind am Boden zerstört“, sagt die rumänische Kulturjournalistin Claudia Marcu auf der Website des niederländischen Fernsehsenders NOS. Die ebenfalls entwendeten Armreifen aus Sarmizegetusa, der Hauptstadt des Daker-Reiches, gehören zu den Spitzenstücken der Daker.

Die Daker, die auf dem Gebiet des heutigen Rumäniens lebten, waren für ihr Gold berühmt. Herodot nannte sie ein „mit Gold bedecktes Volk“. Nachdem die Römer Dakien 106 erobert hatten, war das Gebiet über 200 Jahre lang römische Provinz. Das erklärt den romanischen Einfluss, der die Sprache und die Kultur des heutigen Rumäniens prägte.  

Freitagnacht stahlen Diebe aus dem Drents Museum in Assen den Goldhelm von Cotofenesti und drei wertvolle Armbänder.

© IMAGO/Vincent Jannink

jetzt stellt sich die Frage, ob die Ausstellung mit über 600 Gold- und Silberobjekten überhaupt ausreichend gesichert war. Reichten Videoüberwachung und rein elektronische Sicherungssysteme aus? Das rumänische Außenministerium und das Kulturministerium sind jedenfalls alarmiert und haben bei ihren niederländischen Kollegen auf schnelle Aufklärung und Rückführung der Objekte gedrungen.

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Am Sonntag traf eine Delegation des Rumänischen Nationalmuseums für die Geschichte Rumäniens in Assen ein. Interpol ist eingeschaltet sowie die rumänischen Botschaften der Nachbarländer. Jetzt beginnt ein Wettlauf mit der Zeit, denn es wäre eine absolute Katastrophe, wenn diese bedeutenden Objekte einfach eingeschmolzen würden, da sie auf dem Markt schwer verkäuflich sind.

In Zeiten, in denen sich selbst exquisite Juwelierläden bewaffnete Wächter leisten, scheint es zumindest fragwürdig, wieso eine solch hochkarätige Ausstellung außerhalb der Öffnungszeiten des Museums nicht besser bewacht war. Das rücksichtslose Vorgehen der Täter stellt grundsätzlich die Frage nach den Rahmenbedingungen für eine zuverlässige Sicherung von Ausstellungen mit unbezahlbaren Kulturgütern. 

Rumänien hatte den Goldhelm wiederholt auf Reisen geschickt, um zu zeigen, dass Rumänien eine Nation mit einer alten und reichen Kultur ist, von der in Westeuropa wenig bekannt ist. Die Goldschätze der Daker sind daher nicht nur ein rumänisches, sondern ein europäisches Kulturgut, das es mit allen Mitteln zu schützen gilt.