Roboter stressen die Synapsen

Der Raum ist eine Mischung aus Bunker und Stummfilmkino – und damit auch das Beeindruckendste an der neuen Inszenierung der Robot Opera von Gamut Inc und Gästen im Theater im Delphi. Im Scheinwerfer-Geflicker auf der Bühne stehen sieben Zahnräder mit Hypnose-Mustern, die während des Stücks in unterschiedlichen Zusammenstellungen und Geschwindigkeiten um ihre eigene Achse wirbeln. Um sie herum staksen die Darsteller und Darstellerinnen in Androiden-Outfits. Ruben Reniers etwa führt einen wilden Tanz auf. Im Libretto von Frank Witzel steht neben seinem Namen: Roboter/Mensch/Kreatur.

Das Stück findet auf drei Ebenen statt: Vorne sitzt ein alter Mann, der letzte Mensch, im warmen Schreibtischlicht und gibt Plattitüden von sich; im Zentrum der Bühne die Hypnoräder und herumwandernden Roboter; und an der Rückwand abwechselnd eine Projektion des RIAS Kammerchors und Schattenspiele. Die Schattenwerfer singen, während sie ihre Choreografie ausführen, ihre Stimme kommen allerdings aus den Lautsprechern, die im Raum verteilt sind. Zunächst bemerkt man gar nicht, dass sie für die seltsam schrillen Klänge verantwortlich sind. Unter Chor- und Opernstimmen mischt sich das intergalaktische Computerfiepen, das das Duo von Gamut Inc mit ihren selbstgebauten Musikautomaten generiert.

Der tschechische Schriftsteller Karel Čapek veröffentlichte 1920 das Stück „R.U.R. – Rossum’s Universal Robots“. Das Unternehmen R.U.R. stellt künstliche Menschen her, die als billige Arbeitskräfte ausgebeutet werden und schließlich in einer Revolte die Menschheit zerstören. Der Bruder des Schriftstellers erfand für sie das Wort Roboter, abgeleitet aus dem westslawischen: Robota. Arbeit.

In Frank Witzels Neuauflage des Librettos taucht Arbeit nicht mehr auf. Dafür einiges über den „Zyklus allen Lebens“ oder die imaginierte Freiheit des Menschen. Aus handfester marxistischer Science Fiction à la „Metropolis“ entsteht eine unzusammenhängende Bilder- und Klangwelt ohne Realitätsbezug. Der letzte Mensch fasst am Schreibtisch den Eindruck des Stücks treffend zusammen: „Es ist eine eigenartige Symbolik, die sich mir aber doch immer wieder entzieht. Wahrscheinlich weil das Reale zu sehr mein Leben dominiert.” (Bis 22. Januar im Theater im Delphi)