Remis gegen Augsburg: 1. FC Union lässt Punkte liegen
Der Abend begann mit einem Kuriosum. Kurz vor dem Anpfiff hatte das ganze Stadion an der Alten Försterei ein Geburtstagsständchen für Ali, den Vorsänger der Ultras, gesungen. Und als das Spiel endlich begann, waren die Anweisungen des Capos plötzlich über die Stadion-Lautsprecher zu hören. „Ihr wisst, was für ein Jahr das für Union war“, sagte Ali, als er das erste Lied anstieß. Und sie wussten ja: Es war ein historisches Jahr. Ein unvergessliches Jahr. Ein Traumjahr.
Mit einem letzten Heimsieg konnte der 1. FC Union das Traumjahr am Mittwochabend zwar nicht krönen. Verdorben hat das die Laune in der Alten Försterei aber kaum, denn immerhin ging das Köpenicker Fußballjahr unterhaltsam zu Ende. In einem packenden Duell mit dem FC Augsburg gab Union zweimal eine Führung her und musste sich mit einem 2:2 zufriedengeben.
Die erhoffte Reaktion auf die 0:5-Klatsche in der vergangenen Woche gegen Bayer Leverkusen am vergangenen Sonntag blieb damit aus. Zum ersten Mal in dieser Saison blieb Union in zwei Pflichtspielen in Folge ohne Sieg und rutschte so ein Spiel vor der Winterpause ein Stück weiter weg von der Tabellenspitze. Mit dem Unentschieden kletterten die Berliner zwar wieder auf Platz zwei, sind aber nun vier Punkte hinter Spitzenreiter Bayern München.
Nach der Pleite in Leverkusen stellte Urs Fischer auf gleich vier Positionen um. Hinten kamen Niko Gießelmann und Danilho Doekhi für Christopher Trimmel und Timo Baumgartl, während der zuletzt formschwache Stürmer Jordan Siebatcheu durch Kevin Behrens ersetzt wurde. Im Mittelfeld ersetzte Paul Seguin Morten Thorsby und feierte damit seinen ersten Bundesliga-Startelfeinsatz für die Köpenicker.
Seguin war es, der nach fünf Minuten für den ersten gefährlichen Abschluss sorgte, einen giftigen Distanzschuss, der nur knapp über die Latte segelte. Das war der Beginn einer hektischen Anfangsphase mit Toren und Chancen auf beiden Seiten.
Bereits nach sieben Minuten versetzte Sheraldo Becker die Heimfans mit dem Führungstreffer in Ekstase. Nach einem schläfrigen Moment in der Augsburger Defensive reagierte der Surinamer ausgesprochen schnell, dribbelte kurz vor dem Strafraum an Torwart Rafal Gikiewicz vorbei und schoss den Ball aus einem fast unmöglichen Winkel humorlos ins leere Tor.
Nur eine Minute später wich die Euphorie einer Schockstarre. Nach einem schlecht verteidigten Einwurf fiel der Ball zu Florian Niederlechner, der in seinem 100. Bundesliga-Spiel in bester Mittelstürmermanier eiskalt zum Ausgleich traf.
Doch damit war es nicht vorbei mit der Spannung. Gießelmann verpasste mit einem Fernschuss nur um Zentimeter die erneute Führung für Union, während Augsburgs Robert Gumny auf der anderen Seite die Latte traf. Am Ende war es aber Behrens, dem das 2:1 gelang. Bei einem Freistoß von dem linken Flügel sprang der Union-Stürmer höher als jeder andere im Strafraum und köpfte den Ball ins untere Eck.
Kaum hatte Union aber eine gewisse Kontrolle über das Spiel errungen, kam der nächste Schock. Kurz vor der Pause wurde es hektisch in der Berliner Abwehr. Ein Distanzschuss prallte wieder gegen die Latte, und als Torwart Lennart Grill noch hilflos am Boden lag, erzielte Niederlechner mit einem akrobatischen Abschluss das 2:2.
Nach dem Seitenwechsel ging es wieder explosiv und aluminiumfreudig zu. Ein direkter Freistoß von Gießelmann traf wieder die Latte, bevor Rani Khedira im Strafraum zu Boden fiel und vergeblich einen Elfmeter verlangte. In der 67. Minute hatte Behrens nach einem Konter von Union das 3:2 am Kopf, traf aber aus kurzer Distanz nur den Pfosten.
In der Schlussphase lieferten Julian Ryerson und Genki Haraguchi Distanzschüsse ab, während Morten Thorsby in der Nachspielzeit zu einer Halbchance kam. Doch es reichte nicht. Siege wird es in der Alten Försterei erst 2023 wieder geben.
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