Nur drei Wochen Vorbereitung: Ein halber Ironman für die Ukraine

Sich in weniger als drei Wochen auf einen Halbmarathon vorzubereiten, wenn man generell nur über eine Grundlagenausdauer und ein normales Fitnessniveau verfügt, ist schon sehr ambitioniert. Wenn die Vorbereitung allerdings nicht nur das Laufen umfassen muss, sondern zusätzlich Schwimmen und Rad fahren, um am Ende auch eine Distanz von zwei Kilometern im Wasser und 90 Kilometern auf dem Rennrad zurückzulegen, dann grenzt das fast schon an Wahnsinn.

Alexis Broschek, Michael Pusic, Alexander Wense und Henri Roth haben sich dennoch dazu entschieden, am kommenden Montag den Versuch in Berlin zu wagen. Und sie haben einen guten Grund. Das Ziel ist es, durch den Ironman über die halbe Distanz Spenden in Höhe von 20.000 US-Dollar zu sammeln, für einen Container voll mit medizinischen Hilfsgütern, die anschließend in die Ukraine und an 22 Krankenhäuser in Frontnähe geliefert werden. So sollen über 2000 Verwundete versorgt werden.

„Da es bei solchen Hilfsprojekten immer schwierig ist, Geld zu beschaffen, haben wir uns gefragt, was wir noch machen können. Dann hatte Michael die Idee, einen Spendenlauf zu machen“, erzählt Roth. Das war vor ungefähr drei Wochen. Doch weil Laufen allein den vier Athleten zu langweilig war, entschieden sie sich, einen halben Ironman zu absolvieren. „Wir hatten relativ wenig Vorbereitungszeit, aber wir bringen alle eine Grundfitness mit und hoffen, dass das gut wird“, sagt Roth.

Medizinische Verbrauchsgüter für Krisengebiete

Henri Roth arbeitet ehrenamtlich bei der NGO Aid Pioneers, einer Organisation, die vor ungefähr zwei Jahren gegründet wurde und es sich zur Aufgabe gemacht hat, benötigte medizinische Verbrauchsgüter in Krisengebiete zu liefern – also wichtige Utensilien wie Spritzen, OP-Besteck oder Beatmungsgeräte. „Das Konzept hinter dem Ganzen ist, immer lokale Partner in Ländern zu suchen, in denen wir helfen wollen und ihnen zu ermöglichen, durch uns auf Ressourcen zurückzugreifen“, sagt Roth, der sich durch seine Arbeit als eine Art Mittelsmann sieht.

Neben Roth wird sich auch der Gründer von Aid Pioneers, Alexis Broschek, der Herausforderung stellen. Ebenso Alexander von der Wense und Michael Pusic, die sich bei Aid Pioneers wie Roth ehrenamtlich einbringen. Seit die vier Hobbysportler ihr Vorhaben auf der Instagram-Seite von Aid Pioneers verkündet haben, sind bereits rund 11.000 Dollar zusammengekommen.

Sollte die Summe von 20.000 Dollar erreicht werden, kann ein Container bei der amerikanischen Organisation Project Cure bestellt werden. „Man zahlt 20.000 US-Dollar und bekommt einen Container mit Waren im Wert von 400.000 US-Dollar, also hat man einen wahnsinnigen Hebel“, sagt Roth. Aid Pioneers übernehme dabei die Kosten für Logistik und Bereitstellung.

9000 US-Dollar fehlen der Organisation noch

Um die noch ausstehenden 9000 Dollar zu sammeln, quälen sich Roth und seine Mitstreiter nun also am Montag durch Berlin. Zunächst schwimmen sie zwei Kilometer durch den Schlachtensee, danach steigen die vier auf ihre Räder und fahren eine Strecke, die erst durch den Grunewald führt und schließlich auf dem Tempelhofer Feld endet. Sind 90 Kilometer auf dem Rad absolviert, folgen noch 21 Kilometer Laufstrecke. Der Plan ist es, vom Tempelhofer Feld aus entlang des Landwehrkanals und der Spree zum Tiergarten zu laufen. Nach einer Runde geht es wieder zurück entlang der Spree, um schließlich im Monbijoupark zu enden.

Die Gruppe startet erst mittags – in der Hoffnung, dass sich gegen Abend so viele Menschen wie möglich an den letzten Kilometern beteiligen. „Damit wir das auch durchhalten“, sagt Roth.

Da nur Broschek hauptberuflich bei Aid Pioneers arbeitet, die anderen aber ebenfalls in Vollzeit angestellt sind, blieb in den vergangenen Tagen nur abends Zeit für das Training. „Zum Teil habe ich mit Alexis abends um acht angefangen, um halb eins sind wir oft erst fertig gewesen und am nächsten Tag ging es wieder ins Büro“, erzählt Roth. Es sei eine anstrengende Zeit gewesen. „Vorher hatte ich echt Respekt davor und habe mir das gar nicht so zugetraut. Wenn man es aber zusammen macht, merkt man, was man alles erreichen kann, wenn man den Willen dazu hat.“

Liveupdates liefern Roth und seine drei Teamkollegen sowohl über Instagram als auch in einer extra erstellten WhatsApp-Gruppe. Wann die vier Athleten letztlich im Ziel ankommen, ist dabei zweitrangig, meint Roth. „Wir werden leiden und alles geben, weil wir überzeugt sind, dass es kaum bessere Möglichkeiten gibt, durch Geldspenden so unmittelbar etwas in der Ukraine zu bewirken.“