Neues Album von FKA Twigs: Euphorie auf der Tanzfläche

So ein Clubbesuch kann ja durchaus lebensverändernd wirken. Wer zum ersten Mal in einer brutalistischen Betonruine die Nacht durchtanzt, spürt im Bann der Bassdrum, wie sich eine magische Energie entfaltet.

Für Berlinerinnen natürlich eine Binsenweisheit, aber die britische Sängerin, Songwriterin, Tänzerin und Choreografin FKA Twigs hat diese Erfahrung erst kürzlich gemacht.

Das behauptet Tahliah Barnett, wie FKA Twigs bürgerlich heißt, zumindest jetzt vor der Veröffentlichung ihres dritten Albums „Eusexua“, das am Freitag erscheint.

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Lust auf Exzess, auf Gegenwärtigkeit, auf Hedonismus regieren also weltweit. Das kann einerseits eine Reaktion auf die sozialen Entbehrungen der Pandemiejahre sein, andererseits aber auch auf die Überforderung einer von Polykrisen gekennzeichneten Gegenwart. Ist das schon der Tanz auf dem Vulkan, der auch in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts regierte?

Wenn dem so ist, liefert FKA Twigs jedenfalls einen angemessen Soundtrack dazu, der irgendwo zwischen Sehnsucht, Düsternis und Hoffnung schwebt. Grob dem Verlauf einer Clubnacht nachempfunden, erkundet die Sängerin emotionale Höhen und Tiefen und sogar eine hoffnungsvolle Afterhour, gespickt mit Referenzen auf den Sound der Neunziger und frühen Zweitausender.

„Girl Feels Good“ etwa erinnert an Madonnas „Ray Of Light“, das von dem hyperactiven Hyperpop-Duo 100gecs produzierte „Striptease“ bezieht sich auf den Triphop von Massive Attack und Co, allerdings mit einem Beat, der eindeutig in die 2020er gehört. Und sogar die achtziger Jahre spielen auf „24hr Dog“ mit, mit einer Gitarre, die an „How Soon Is Now?“ von The Smiths erinnert.

Der Neologismus „Eusexua“ ist übrigens eine Erfindung von FKA twigs selbst und soll einen Moment der absoluten, transzendenten Euphorie bezeichnen. Es sei eine Praxis, ein Zustand – und der absolute Höhepunkt menschlichen Erlebens.

Wer schon mal Transzendenz in einer dunklen Betonkathedrale mit hohen Lautsprechertürmen erlebt hat, kennt dieses Gefühl euphorischer Überheblichkeit. So schön wie FKA Twigs sie auf „Eusexua“ in Popmusik fasst, sei sie ihr von Herzen gegönnt.