Klares 5:0 bei Carl-Zeiss Jena: Hertha BSC tankt Selbstvertrauen im DFB-Pokal

Palko Dardai war ein wenig vom Weg abgekommen, aber er korrigierte seinen Fehler schnell wieder. Nachdem er zunächst nach links gelaufen war, dem Flankengeber Jeremy Dudziak entgegen, kehrte er um und spurtete nach rechts auf den Block mit den Fans von Hertha BSC. Dardai ballte die Fäuste, jede Faser seines Körpers war auf Spannung.

Trotz, Stolz, Erleichterung: All das spielte vermutlich eine Rolle, als der Offensivspieler sein Kopfballtor, das frühe 1:0 für den Berliner Fußball-Zweitligisten, im Pokalspiel gegen Carl Zeiss Jena feierte. Im dritten Spiel der noch jungen Saison war es das erste Tor überhaupt für Hertha. Dass es Palko Dardai, durch seinen Vater gewissermaßen gebürtiger Herthaner, erzielt hatte, war nicht nur eine nette Pointe; mit seinem Treffer schon in der sechsten Minute bescherte der Offensivspieler seiner Mannschaft auch einen insgesamt recht ruhigen Nachmittag.

Das war für die Berliner im Pokal zuletzt nicht immer so. Herthas Schwierigkeiten mit diesem Wettbewerb sind ein Fall für sich. Erst im vergangenen Jahr war die Mannschaft zuletzt in der ersten Runde gescheitert. „Zweite Runde, zweite Runde“, sangen Herthas Fans in Jena in einem Anflug von Selbstironie, „wir träumen jedes Jahr von der zweiten Runde.“ Zumindest unter Trainer Pal Dardai aber ist und bleibt die Erstrundenbilanz ungetrübt. Sechs Siege aus sechs Spielen sind es nach dem ungefährdeten 5:0 (1:0)-Erfolg am Samstagnachmittag in Jena.

In Herthas Aufstellung für das Duell im Ernst-Abbe-Sportfeld gab es eine mittelschwere Überraschung: Suat Serdar war erstmals in dieser Saison dabei, stand sogar gleich in der Startelf. Marc Kempf, der wie Serdar als potenzieller Wechselkandidat gehandelt wird, fehlte hingegen wegen muskulärer Probleme.

Marton Dardai rückte aus dem defensiven Mittelfeld zurück in die Viererkette, Pascal Klemens spielte als alleiniger Sechser, davor bildeten Serdar und Marco Richter, der zuletzt als Zehner nicht hatte überzeugen können, eine Doppel-Acht.

Suat Serdar stand überraschend in Herthas Startelf

Herthas Mannschaft ließ vor 11.800 Zuschauern im ausverkauften Ernst-Abbe-Sportfeld keine Zweifel aufkommen, dass sie die Begegnung mit dem Regionalligisten ausreichend ernst nehmen würde. Die Gäste attackierten sehr hoch und sehr aggressiv und versuchten Jena dadurch von Beginn an richtig zu stressen. Der Plan ging auf.

Nur einen Schreckmoment hatten die Berliner zu überstehen, als ihre weit aufgerückte Viererkette in der vierten Minute mit einem simplen Pass überspielt wurde. Doch zunächst Joshua Endres und dann Pasqual Verkamp konnten den Ball nicht im Berliner Tor unterbringen.

11.800

Zuschauer sahen das Spiel im ausverkauften Jenaer Ernst-Abbe-Sportfeld

Fast im Gegenzug fiel dann die Führung für die Gäste. Nach einer punktgenauen Flanke von Dudziak löste sich Palko Dardai mit einem energischen Zwischensprint von seinem Bewacher und wuchtete den Ball per Kopf zum 1:0 ins Netz. Es geht also. Und es geht voran. Noch vor einer Woche hatte Trainer Dardai die mangelhafte Qualität der Flanken bemängelt, auch und gerade von Dudziak, der sich im Vergleich zur Niederlage gegen Aufsteiger Wehen deutlich verbessert präsentierte.

Hertha ließ es nach der frühen Führung ein wenig gemächlicher angehen und versäumte es, die Angelegenheit schon bis zur Pause abschließend zu regeln. Die Möglichkeiten zu weiteren Treffern waren vorhanden, wurden von Hertha allerdings nicht genutzt. Jena hingegen fehlten die Mittel, um den Zweitligisten in der Defensive ernsthaft in Gefahr zu bringen.

Torhüter Tjark Ernst, nach dem Weggang von Oliver Christensen zumindest vorläufig zur Nummer eins befördert, erlebte einen recht spannungsarmen Nachmittag. In der zweiten Hälfte musste er erst nach einer Stunde erstmals eingreifen, als er einen Schuss von Benjamin Zank um den Pfosten lenkte. Später hatte er Glück, als Jena nach einer Ecke erst die Latte und unmittelbar danach auch noch den Pfosten traf.

Doch da war die Sache längst entschieden, weil Hertha unmittelbar nach der Pause das nachgeholt hatte, was die Mannschaft vor der Pause noch versäumt hatte: Nicht mal zehn Minuten waren in der zweiten Hälfte gespielt, da hieß es bereits 4:0. Erst trafen Haris Tabakovic (47. Minute) und Marco Richter (49.) jeweils nach langen Einwürfen von Fabian Reese, seinen zweiten Treffer erzielte Tabakovic dann mit dem Fuß, erneut auf Vorlage von Reese (52.). Aber erst nach dem 5:0 durch den eingewechselten Innenverteidiger Filip Uremovic (59.) war Herthas Torhunger endgültig gestillt.