Kevin Volland über seinen Wechsel zu Union: „Ich wollte zu einem Traditionsverein“
Von Mittelmeerküste, Wohlstandsverwahrlosung und Belle Époque zu Nieselregen, Schienenersatzverkehr und Plattenbau. Der Wechsel von Kevin Vollands Arbeitgebern könnte kulturell nicht weiter auseinanderklaffen. Von Monaco nach Köpenick. Vom Fürsten zum Hauptmann. Es sei „eine neue Challenge“, sagte Volland in einer Medienrunde am Dienstag über die Entscheidung für seinen Wechsel. „Ich wollte zu einem Traditionsverein in die Bundesliga zurück. Ich wüsste jetzt nicht, wie es weitergegangen wäre.“ Der Verbleib in Monaco wäre der bequeme Weg gewesen. Er habe aber nach einer neuen Herausforderung gesucht, „auch mit den Überzeugungen vom Verein“.
Volland wirkte ausgelassen und entspannt, er wolle sich bei Union selber die Zeit geben, die er brauche. „Als ich von Hoffenheim nach Leverkusen gewechselt bin, war ich auch ein bisschen übermotiviert und habe mir zu viel Druck gemacht“, erzählte der 31-Jährige. Er wolle sich nun erst mal mit der Mannschaft vertraut machen. „Die Jungs haben mich super aufgenommen, es ist echt ein eingeschworener Haufen.“
Volland kann sich verschiedene Positionen vorstellen
Nach drei Jahren in Monaco spielt Volland nun wieder in der Bundesliga. Zuvor lief er für Leverkusen, Hoffenheim und 1860 München auf. Dementsprechend sei er noch mit einigen Spielern vertraut: „Ich kenne noch in fast jeder Mannschaft einen Haufen Leute, die damals auch in den Teams gespielt haben.“ Bei Union hat Volland ein Debüt nach Maß hingelegt, nur wenige Minuten nach seiner Einwechslung im Auftaktspiel gegen Mainz steuerte er die Vorlage zum 4:1-Endstand bei. Überschattet wurde dieser Einstand aber von dem an diesem Tag alles überstrahlenden Dreierpacker Kevin Behrens.
„Er ist ein anderer Spielertyp als ich, aber er passt top in unser System. Wenn Kevin so einen Lauf hat und super spielt, dann ist das absolut fein für mich. Und ich kann ja auch andere Positionen spielen“, sagte Volland über seinen Sturmkollegen. Er sehe sich selbst zwar in der Spitze, könne sich aber auch vorstellen, auf der Achter-Position zu spielen. „Volli“, wie Kevin Volland aufgrund der Namensparallele zu Kevin Behrens mannschaftsintern nun genannt wird, sehe deswegen auch keine Konkurrenzsituation. „Er macht es überragend, Kevin ist auch privat ein Supertyp.“
Am Donnerstag geht es für Volland aber noch einmal zurück an die alte Wirkungsstätte im Fürstentum, zumindest gedanklich. Ab 18 Uhr kommt es in Monaco zur Auslosung der Champions-League-Gruppenphase. In seinem ersten Jahr in der europäischen Königsklasse habe er sich noch „die dicken Dinger“ gewünscht, sagte er. „Wenn du aber in eine Gruppe kommst, in der du realistisch bestehen kannst, dann hat das schon auch was, ein Achtelfinale zu spielen.“
Keine Erwartungen für die Nationalmannschaft
Auch beim 4:1-Auswärtssieg in Darmstadt wurde Volland eingewechselt, in der 64. Minute kam er für den verletzten Sheraldo Becker ins Spiel. Ein Umstand, der ihm in Zukunft mehr Einsatzzeit bescheren und ihn auch in der Nationalmannschaft wieder auf den Plan rufen könnte. In Darmstadt saßen bereits Bundestrainer Hansi Flick und DFB-Sportdirektor Rudi Völler auf der Tribüne. Volland selbst rechnet sich diesbezüglich keine großen Möglichkeiten aus. „Da bin ich realistisch, nach den ganzen Jahren, in denen ich auch in Leverkusen auf einem hohen Niveau gespielt habe und nicht dabei war“, sagte er etwas resigniert. „Ich male mir da nicht die Riesenchancen aus.“
Angesichts der Stürmernot im DFB-Team kann ein Spieler von Kevin Vollands Qualität dennoch darauf hoffen, sich nun in Köpenick zu beweisen. Es wäre nicht das erste Mal, dass sich vermeintlich aussortierte Spieler im Herbst ihrer Karriere bei Union noch zu ungeahnten Höhen aufschwingen. Wie etwa Max Kruse, der Vorgänger von Volland mit der Rückennummer 10. „Hat ja auch gut geklappt“, meinte Volland schmunzelnd, der eigentlich gerne die Nummer 31 bekommen hätte. Inhaber Robin Knoche habe sich aber nicht auf einen Austausch gegen zwei Cola eingelassen.
Mit einem Einsatz gegen Leipzig könnte Volland sein 250. Bundesligaspiel bestreiten. Vor der heimischen Kulisse, zu der er auch früher als Auswärtsteam gerne gefahren sei. „Das ist schon faszinierend. In Monaco selber ist jetzt nicht so viel los. Nach drei Jahren muss man sich da schon selber pushen vor den Spielen.“ Das wäre im Stadion An der Alten Försterei anders, meinte er.
Etwas Druck würde Kevin Volland dann aber doch verspüren. Aktuell sei es schwierig, in Berlin Kitaplätze und eine Immobilie zu finden. Die Zeit dränge, erklärte er, weil er im November seine dritte Tochter erwartet. Irgendwann, nach seiner Karriere, würde es ihn dann aber zurück in seine Heimat ziehen. „Wir wollen später auch im Allgäu leben.“