Herthas ehemaliger Kapitän „Luggi“ Müller verstorben

Ludwig Müller, Spitzname „Luggi“, kam im Alter von 31 Jahren zu Hertha BSC. Bei seinem vorigen Klub Borussia Mönchengladbach, mit dem er zwei Mal Deutscher Fußballmeister geworden war, hatte er sich einen Schien- und Wadenbeinbruch zugezogen. Nach einem schweren Foul von Inter Mailands Roberto Boninsenga in einem Europapokalspiel. In Herthas Umfeld herrschte daher zunächst eine gewisse Skepsis bezüglich der Verpflichtung Müllers.

Doch diese verflog schnell. Der Franke Müller – der auch schon mit dem 1. FC Nürnberg den Meistertitel geholt hatte und insgesamt sechs Länderspiele bestritt – war fit und konnte sofort spielen. Und wie. Von seinem Debüt Anfang Oktober 1972 gegen Werder Bremen bis zu seinem Weggang im Jahr 1975 fehlte Müller in keiner Bundesligapartie. 97 seiner 314 Erstligaeinsätze absolvierte er für Hertha, schoss dabei elf Tore.

Die Situation im Verein war zu Beginn von Müllers Zeit in Berlin nicht einfach. Die Auswirkungen des Bundesligaskandals waren weiterhin spürbar: Viele Spieler waren gesperrt worden und längst nicht alle Fans hatten Hertha verziehen. Zudem war die Mannschaft schlecht in die neue Saison gestartet. Mit dem erfahrenen Abwehrspieler ging es jedoch aufwärts. Erst langsam, mit den Plätzen 13 und acht am Saisonende, dann rasant.

1974/75 spielte die Mannschaft völlig überraschend um die Meisterschaft. Mit Erich Beer, Erwin Hermandung oder Lorenz Horr. Und eben mit Libero Müller als Kapitän. Hertha blieb zu Hause ohne Niederlage, schlug im vollbesetzten Olympiastadion den FC Bayern 4:1 und am 28. Spieltag Mönchengladbach 2:1.

Der Rückstand auf Platz eins betrug nur noch zwei Punkte. Am Ende holte Gladbach souverän den Titel, die Berliner belegten Rang zwei, es ist die bis heute beste Platzierung in der Bundesliga.

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Vor dem letzten Spiel der Saison, Müllers letztem im Hertha-Trikot, gab es die offizielle Verabschiedung. „,Luggi’ Müller wurde der Abschied von Berlin schwergemacht, denn eine Welle der Sympathie schlug bei der kleinen Zeremonie vor Spielbeginn über ihm zusammen“, schrieb diese Zeitung. Beim 4:2 gegen den VfL Bochum verwandelte er einen Elfmeter zum 3:0. Nach Spielende trugen ihn die Mitspieler auf Schultern.

Müller ging zurück in die Heimat. Beim 1. FC Haßfurt war er noch viele Jahre Spieler und Spielertrainer. Mit seiner Frau Margot führte er ein Bekleidungsgeschäft. Im Jahr 2003 ließ Hertha die Fans über die Jahrhundertelf abstimmen, Müller wurde in diese besondere Elf gewählt. Nun ist er im Alter von 79 Jahren nach schwerer Krankheit in Haßfurt verstorben.