Hertha BSC siegt 5:1 gegen Elversberg: Mit Glück, Geschick und Niederlechner

Pal Dardai, der Trainer von Hertha BSC, hatte alles genau gesehen. „Handspiel“ war von seinen Lippen abzulesen, da feierten die Spieler der SV Elversberg noch ihren vermeintlichen Führungstreffer im Berliner Olympiastadion. Paul Wanner, der Schütze, hatte den Ball vor seinem Tor tatsächlich an den Arm bekommen. Der Videoassistent intervenierte, das frühe 1:0 für die Gäste zählte nicht. Glück gehabt, Hertha BSC.

Der Berliner Fußball-Zweitligist konnte sich am Sonntagnachmittag ohnehin nicht beschweren, vom Schicksal benachteiligt zu werden. Mit etwas Glück am Anfang und viel Wucht im weiteren Verlauf feierte Hertha BSC nach zuletzt drei Unentschieden vor 33.097 Zuschauer im Olympiastadion einen klaren 5:1 (2:1)-Erfolg gegen Elversberg.

„Mit der zweiten Halbzeit bin ich zufrieden“, sagte Trainer Dardai, „die erste war ungenießbar, zum Schämen.“ Man habe sich was vorgenommen gegen Elversberg, aber nichts davon umgesetzt, klagte er. „Wir müssen uns beim Gegner bedanken, dass er zur Pause nicht mit zwei Toren Vorsprung in die Kabine geht.“

Nicht griffig, zu viele leichte, zum Teil haarsträubende Ballverluste beklagte Herthas Stürmer Florian Niederlechner, der am Ende mit drei Toren für sein Team der Mann des Tages war. Was das Problem gewesen sei? Unter anderem Elversberg, antwortete Niederlechner. Der Gegner habe es einfach gut gemacht.

Der Aufsteiger aus dem Saarland, zuletzt eine der formstärksten Mannschaften der Liga, war die Partie ohne erkennbare Furcht vor dem großen Namen Hertha BSC angegangen. Die Gäste traten durchaus forsch auf und hatten neben Wanners zurückgenommenem Tor in der Anfangsphase weitere gute Chancen zur Führung.

Erst scheiterte Paul Stock an der Hacke von Innenverteidiger Linus Gechter, der den angeschlagenen Kapitän Toni Leistner in der Viererkette ersetzte. Nach der folgenden Ecke rettete dann Herthas Torhüter Tjark Ernst zweimal prächtig und bewahrte sein Team vor dem Rückstand.

Die erste Halbzeit war ungenießbar. Zum Schämen.

Herthas Trainer Pal Dardai

Ein Tor lag in der Luft, und tatsächlich fiel es kurz darauf. Für Hertha. Was definitiv nicht in der Luft gelegen hatte. Denn die Berliner wirkten in dieser Phase alles andere als gefestigt. „In der ersten Halbzeit haben wir uns das Leben schwer gemacht“, sagte Fabian Reese, der Leistner als Kapitän vertrat. „Wir konnten uns einmal bei Tjark bedanken und ein bisschen auch beim Fußballgott.“

Herthas Führungstreffer entsprang keinem geplant vorgetragenem Angriff, sondern einem langen Einwurf von Fabian Reese. In dessen Folge kam Gechter am Fünfmeterraum zum Abschluss und setzte den Ball unter die Latte.

Elversberg begann stark, aber Hertha steigerte sich

Angesichts der Verhältnisse auf dem Rasen wirkte das 1:0 für die Berliner fast wie ein Hohn. Aber allzu lange hatte die Führung auch nicht Bestand. Nur drei Minuten später traf Thore Jacobsen mit einem Distanzschuss zum verdienten Ausgleich für Elversberg. Erst danach brachte Hertha die Partie mehr und mehr unter Kontrolle und ging Mitte der ersten Halbzeit erneut in Führung. Florian Niederlechner staubte aus drei Metern zum 2:1 und traf damit im dritten Spiel in Folge.

Niederlechners Sturmpartner Haris Tabakovic hingegen rieb sich immer wieder in Zweikämpfen auf, hatte aber gegen Elversbergs Defensive einen schweren Stand und blieb offensiv weitgehend wirkungslos. Smail Prevljak machte sich in der Pause bereits intensiv warm, doch Tabakovic blieb zunächst noch für eine knappe Viertelstunde auf dem Feld.

Marton Dardai und Hertha BSC boten den Fans im kalten Olympiastadion beste Unterhaltung.
Marton Dardai und Hertha BSC boten den Fans im kalten Olympiastadion beste Unterhaltung.

© Imago/mix1

Dafür wurde Innenverteidiger Marc Kempf zur zweiten Hälfte durch Michael Karbownik ersetzt, was größere Umbauarbeiten bei den Berlinern zur Folge hatte: Marton Dardai rückte aus dem defensiven Mittelfeld zurück in die Viererkette, Karbownik spielte nun als Linksverteidiger, während Deyovaisio Zeefuik Dardais Position als Sechser übernahm.

„Als Sechser hat er ein überragendes Spiel gemacht“, sagte Trainer Dardai. Zuvor als Linksverteidiger waren dem Holländer zwei abenteuerliche Fehlpässe unterlaufen, die den Elversbergern zwei große Chancen eröffneten.

Mit der neuen Rollenverteilung musste sich Hertha nach der Pause erst einmal zurechtfinden, zumal sich die Mannschaft wie schon in der ersten Hälfte zunächst mit forschen Angriffsbemühungen der Gäste konfrontiert. Aber nach etwas mehr als einer Stunde und drei Toren binnen zehn Minuten waren die Zweifel an Herthas viertem Heimsieg in dieser Saison vollends beseitigt.

Erst ließ Nicolas Kristof einen Schuss von Florian Niederlechner zum 3:1 für Hertha unter dem Körper hindurchrutschen. Kurz darauf – bei Niederlechners fünftem Saisontor – war Elversbergs Torhüter machtlos. Der Ball war so abgefälscht worden, dass er nicht mehr erreichbar war. Und wieder nur fünf Minuten später wuchtete Rechtsverteidiger Jonjoe Kenny den Ball von der Strafraumgrenze zum 5:1 unter die Latte. Danach hatte Hertha dann wirklich genug.