Heimspiel gegen Wetzlar: Die Füchse müssen die Lücke von Hans Lindberg stopfen
„Hans Lindberg darf nichts passieren. Den müssen wir in Watte packen“, hatte Stefan Kretzschmar noch vor zwei Wochen gewarnt, als er nach der Winterpause auf die kommenden Aufgaben der Füchse blickte.
Eine Nachverpflichtung für den Flügelpartner des Rechtsaußen Valter Chrintz, der langfristig aufgrund eines Kreuzbandrisses ausfällt, hatte der Vorstand Sport der Berliner zu diesem Zeitpunkt verworfen. Weil „der Verein sich sicher ist, dass Hans das gut durchsteht“, wie Kretzschmar sagte – und er hätte sicher nicht gedacht, so schnell eines Besseren belehrt zu werden. Wer hätte auch damit gerechnet, dass sich der 41-Jährige abseits des Spielgeschehens auf der Auswärtsreise zum European-League-Spiel gegen Bidasoa Irun die rechte Hand bricht?
„Für unsere ambitionierten Ziele ist das ein herber Verlust“, gab Kretzschmar zu, der mit den Füchsen mehrere Wochen auf den Routinier verzichten muss. Dabei ist Lindberg nicht nur mit Abstand erfolgreichster Torschütze im Klub und steht im Gesamtklassement der Bundesliga momentan auf Rang zwei, sondern ist darüber hinaus ein emotionaler Antreiber im Team und in kritischen Situationen stets ein wichtiger Anker. Diese Qualitäten fehlen nun.
Lindberg fehlen nur 23 Treffer zum Torrekord
Einmal ganz davon abgesehen, dass Lindberg selbst in dieser Saison einiges vorhatte. Nach der Torschützenkrone in der vergangenen Spielzeit könnte der Däne die Auszeichnung in diesem Jahr zum bereits vierten Mal mitnehmen. Und noch viel wichtiger: Nachdem er in der letzten Saison bereits die Bestmarke der Liga bei den Strafwürfen geknackt hatte, fehlen ihm aktuell nur noch 23 Tore, um den ewigen Torrekord von Yoon Kyung-shin zu brechen und sich damit endgültig in die Handball-Geschichtsbücher einzuschreiben.
All das muss jetzt warten. Das Heimspiel der Füchse gegen die HSG Wetzlar am Samstag (18.30 Uhr/Sky) – wie auch die Partien darauf – wird der Weltmeister nur von der Tribüne aus beobachten können. Grund genug für Stefan Kretzschmar, nun doch noch einmal auf dem Markt aktiv zu werden.
Denn mit Moritz Ende hatte der Verein zwar aus der zweiten Mannschaft einen weiteren Spieler hochgezogen, um sich für die angestrebte Meisterschaft perfekt aufzustellen, war dann allerdings etwas mehr Erfahrung gefragt. Und das Spielsystem ohne etatmäßigen Rechtsaußen, so wie es die Dänen in diesem Jahr bei der WM vorgemacht haben, lässt sich mit dem sonstigen Personal der Berliner schwer umsetzen.
Die Füchse haben „Glück im Unglück“
Insofern war es „Glück im Unglück“, wie es Trainer Jaron Siewert ausdrückte, dass Lindbergs Verletzung am Mittwoch diagnostiziert wurde und wenig später Robert Weber nachverpflichtet werden konnte. „Einen Tag später wären uns die Hände aufgrund des endenden Transferfensters gebunden gewesen“, sagte der 29-Jährige und ergänzte: „Menschlich wie sportlich ist Robert eine Bereicherung. Wir brauchten jemanden, der routiniert ist, der die Bundesliga kennt und sich nicht so schnell in Drucksituationen aus dem Konzept bringen lässt. Da ist er die perfekte Ergänzung.“
Der gebürtige Bregenzer, der zuletzt bei Olympiakos SFP spielte, gehört nicht grundlos zu den fünf erfolgreichsten Schützen der Bundesliga. Bekannt für seine Trickwürfe und seine Kaltschnäuzigkeit, hat der einstige Magdeburger den Füchsen in der Vergangenheit schon das eine oder andere Mal gut zugesetzt.
Interessant dabei: 2009 war es Stefan Kretzschmar gewesen, der Weber zum SCM geholt hatte. In seinen zehn Jahren an der Elbe löste Weber dann sogar Kretzschmar als Rekordtorschützen im Verein ab – jetzt soll der mittlerweile 37-Jährige seine Qualitäten in Berlin unter Beweis stellen.
Betrachtet man die Qualität dieses Transfers im Kontext der Brisanz der Situation, hätten es die Füchse wohl kaum besser treffen können. Und den Vorrat an Watte haben Kretzschmar und Co. vielleicht auch noch einmal etwas aufgestockt.
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