Fußballgott Lionel Messi wechselt die Wolke
Schon im Flieger wirkt Lionel Messi locker, entspannt, er lacht mit seiner Frau. Die Tränen vom Sonntag, bei der Pressekonferenz zum Abschied vom FC Barcelona, sind längst verdunstet. Im Video von „PSG TV“, dem Kanal des französischen Spitzenklubs Paris Saint-Germain, ist am Dienstag ein glücklicher Messi zu besichtigen.
Auf dem Flug nach Paris, zu seinem neuem Verein, nach 21 Jahren beim FC Barcelona. Das luftige Video mit dem besten Fußballer der Welt steht für einen historischen Moment. Ein Gott wechselt die Wolke.
Barcelona trauert, Paris dreht durch. Schon am Dienstag toben hunderte Fans vor dem PSG-Stadion „Parc des Princes“, Messi zeigt sich kurz am Fenster. Am Mittwoch, vor der Pressekonferenz mit dem argentinischen Megastar, drängen sich tausende vor der Arena. Die Menge skandiert „Meeessi! Meeessi! Meeessi!“, die Reporterin von PSG-TV erhält bei Fragen ins Publikum nur gebrüllte Halbsätze. Im kinoartigen Pressesaal des Stadions ist die Stimmung vergleichsweise vornehm. Kurz nach elf erscheinen Klubboss Nasser Al Khelaifi und er – der Messias.
Der katarische Multimillionär sagt, „das ist ein fantastischer Moment für uns“ und „Leo macht den Fußball magisch“. Es folgen noch mehr Nettigkeiten, doch er setzt Messi auch unter Druck. „Wir haben hohe Ambitionen“, betont Khelaifi. Er sei sicher, Messi bringe „viele Trophäen“. Messi lächelt, „ich bin sehr glücklich“, die Pariserinnen und Pariser seien „überwältigend“. Aber er sagt auch, „es sind nicht immer die Besten, die gewinnen“. Gemeint ist vor allem die Champions League. Da ist PSG immer noch zweite Wahl.
In atemberaubender Geschwindigkeit zu PSG
Der Verein hat trotz gigantischer Investitionen aus Katar keinen einzigen Henkelpott geholt. Und selbst in Frankreich, in der Ligue 1, reichte es in der vergangenen Saison nur für Platz zwei. Trotz der schon vorhandenen Superstars, vor allem Neymar, der einst für 222 Millionen Euro von Barça gekauft wurde, und Kylian Mbappé, für den PSG 180 Millionen an AS Monaco überwies.
Zur nun beginnenden Spielzeit hat PSG neben Messi weitere Heroen angelockt, darunter den italienischen EM-Torwart Gianluigi Donnarumma (ablösefrei vom AC Mailand) und den Brutalverteidiger Sergio Ramos (von Real Madrid, auch ohne Ablöse). Ramos ist mit 35 sogar ein Jahr älter als Messi. PSG räumt überall Celebritäten ab, um endlich in Europa zu glänzen.
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Messi hat bei Barça immerhin viermal die Champions League gewonnen. Und er war für PSG als Schnäppchen zu haben. Der Argentinier kam ablösefrei, auch sein Gehalt ist weit niedriger als bei Barça. Dort bekam er jährlich mehr als 70 Millionen Euro, auch von rund 100 Millionen wurde geraunt. In Paris sind es wohl um die 40 Millionen. PSG-Chef Khelaifi gibt sich am Mittwoch sogar als Sparfuchs aus. „Wir folgen den Regeln des Financial Fairplay“, sagt er, ganz ohne zu lachen. Bei der Pressekonferenz geht es nicht um die 222 Millionen für Neymar. Auch der Begriff Fairplay an sich ist an diesem jour de gloire kein Thema.
Das sehen viele Barça-Fans anders. Noch am Sonntag hat Messi mit belegter Stimme gesagt, er wisse nicht, wo er hingehe. Es habe bei ihm „viele Anrufe“ gegeben. Zwei Tage später unterschreibt er gemeinsam mit Khelaifi bei PSG den Vertrag. Er lacht dabei und streckt die Zunge raus. Alles zu sehen in dem Video bei PSG TV, das mit dem Flug von Barcelona nach Paris beginnt. In atemberaubender Geschwindigkeit ist Messi bei PSG gelandet.
Wurde Barça gelinkt?
Vermutlich ist es einer der schnellsten Transfers eines Superstars in der Fußball-Geschichte. Barça hatte zuvor wochenlang mit Messis Vater verhandelt. War da schon alles klar mit PSG?
Der Verein selbst nährt lustvoll den Verdacht, dass Barça gelinkt wurde. PSG TV zeigt am Mittwoch ausgerechnet kurz vor der Pressekonferenz das sonderbare Instagram-Foto von Messis Sommerurlaub auf Ibiza. Der Argentinier steht da eng an eng mit Neymar und drei weiteren PSG-Stars beisammen. Eine fröhliche Runde. Barça-Fans diskutieren seit Tagen, ob das Foto ein Indiz für eine längst bestehende Absprache Messis mit PSG sein könnte. PSG TV widerspricht nicht, ganz im Gegenteil. Vor der Pressekonferenz ploppt das Foto auf dem Bildschirm auf. Doch ein Detail ist anders. Messi und die Kumpels tragen das blaue PSG-Trikot.
Nasser Al Khelaifi genießt jedenfalls den Triumph, den sechsmaligen Weltfußballer Messi endlich als Pariser präsentieren zu können. „Jetzt will alle Welt PSG sehen“, schwärmt der Vereinschef, „das steigert den Wert unseres Klubs“. Auch das Pathos des Katarers nimmt noch zu. Khelaifi hebt die Stimme, „wir tun das auch für Frankreich und die Ligue 1“. Messi sagt dann, „ich bin bereit“.