Final-Zittersieg im Elfmeterschießen: Spanien gewinnt die Nations League gegen Kroatien
Luka Modric tröstete seine Mitspieler, dann gratulierte er fair den Spaniern zum Gewinn der Nations League. Kroatiens Fußball-Star muss weiter auf den ersten großen Titel seiner Karriere warten. Im Finale der Nations League unterlagen die Kroaten am Sonntag in Rotterdam gegen Spanien im Elfmeterschießen mit 4:5.
Der 37 Jahre alte Star von Real Madrid hat bislang offengelassen, ob er auch in Zukunft im kroatischen Nationalteam spielen wird. Für die Spanier, für die Daniel Carvajal von den entscheidenden Elfmeter verwandelte, war es der erste Gewinn der Nations League. Vor zwei Jahren hatten sie sich im Endspiel noch Frankreich geschlagen geben müssen.
Im Spiel um Platz drei hatte sich Italien zuvor mit 3:2 gegen die Niederlande durchgesetzt. Für die Gastgeber endete das Turnier nach zwei Niederlagen so mit einer großen Enttäuschung.
Die DFB-Elf hatte sich auch im dritten Anlauf nicht für die Endrunde qualifizieren können. Das Team von Bundestrainer Hansi Flick testet stattdessen am Dienstag in Gelsenkirchen gegen Kolumbien.
Spanien am Elfer mit besseren Nerven
Angetrieben von ihren rund 35.000 Landsleuten auf den Tribünen starteten die Kroaten voller Elan. Die Spanier hielten aber mit großer Ruhe und Gelassenheit dagegen und ließen sich von der kroatischen Heimspiel-Atmosphäre nicht beeindrucken.
Das Team von Trainer Luis De La Fuente hatte durch Gavi die erste Chance, der Offensivspieler vom FC Barcelona schoss aber vorbei. Die beste Chance für den WM-Dritten von 2010 hatte der Hoffenheimer Andrej Kramaric, der im letzten Moment aber noch von Spaniens Abwehrchef Aymeric Laporte gestoppt wurde.
Die Kroaten blieben auch nach dem Seitenwechsel das aktivere Team, konnten sich gegen die kompakte Defensive der Spanier aber nicht entscheidend durchsetzen. Stattdessen hatte Spanien in der Schlussphase die besseren Chancen.
Erst wurde ein Schuss des eingewechselten Ansu Fati von Kroatiens Routinier Ivan Perisic auf der Linie geklärt (84.), dann schoss Marco Asensio in der letzten Minute knapp am Tor vorbei. So ging es in die Verlängerung, wo Spanien dem Sieg durch Leipzigs Dani Olmo zweimal nahe war. Doch die Entscheidung fiel im Elfmeterschießen.
Im Elfmeterschießen hatten die Spanier die besseren Nerven und in Unai Simón den besseren Torwart. Der Torhüter von Athletic Bilbao parierte zweimal, ehe der frühere Leverkusener Daniel Carvajal den letzten Elfmeter mit einem frechen Lupfer verwandelte.
De La Fuente gelingt persönlicher Befreiungsschlag
Für Spanien ist es der erste Titel seit elf Jahren. Vor der Endrunde in der Nations League wurde im Land des Weltmeisters von 2010 und Europameisters von 2012 schon über die Zukunft von Trainer De La Fuente spekuliert.
Der langjährige Nachwuchscoach wirkte vielen als zu blass, um die La Roja nach dem enttäuschenden Achtelfinal-Aus bei der WM 2022 in Katar und dem anschließenden Rücktritt von Trainer Luis Enrique zu neuem Glanz zu verhelfen.
Der holprige Start in die EM-Qualifikation mit einem späten Sieg über Norwegen und einer Niederlage in Schottland schien die Kritiker des 61-Jährigen zu bestätigen. Doch mit dem Triumph in der Nations League dürfte De La Fuente seinen Posten erst einmal gefestigt haben.
Was wird aus Modric?
Die Zukunft von Kroatiens Fußball-Star Luka Modric ist nach der bitteren Final-Niederlage ungewiss. Der Mittelfeldstratege von Real Madrid ließ offen, ob er weiter für die Nationalmannschaft spielen wird. Nächstes großes Ziel wäre die Europameisterschaft in Deutschland im kommenden Jahr. Sein erstes großes Turnier hatte der 37-Jährige 2006 ebenfalls in Deutschland gespielt.
„Es tut uns leid, dass wir nicht den Titel für Luka gewinnen konnten“, sagte Kroatiens Trainer Zlatko Dalic nach der Endspiel-Niederlage in der Nacht zum Montag. „Luka hat gesagt, dass er seine eigene Entscheidung treffen wird. Aber wir alle brauchen ein bisschen Zeit, das sacken zu lassen“, sagte Dalic.
Der Coach hofft, dass Modric trotz der erneuten Enttäuschung weiter macht. „Er hat wieder großartig gespielt, hat 120 Minuten wieder alles aus sich herausgeholt. Ich würde mich freuen, wenn er weitermacht“, sagte Dalic. Das sah auch Spaniens siegreicher Trainer Luis De la Fuente so. „Ich bewundere Luka Modric. Ich hoffe, er macht weiter, weil man nie will, dass große Spieler abtreten“, sagte De La Fuente.
Modric wurde mit Kroatien 2018 in Russland Vize-Weltmeister. Bei der WM in Katar im vergangenen Jahr belegten Modric und Co. Platz drei. „Wir können sehr stolz auf all die Medaillen sein“, sagte Dalic. Der Gewinn eines Titels bleibt der Goldenen Generation um Modric aber bislang verwehrt. (dpa)