Fazit der Biathlon-WM: Der Druck auf das deutsche Team wächst
Noch immer ist es etwas ungewohnt, wenn eine Biathlon-WM ohne eine deutsche Goldmedaille zu Ende geht. Über Jahrzehnte hinweg waren diese Veranstaltungen regelrechte Festspiele für die deutschen Schlachtenbummler, weil insbesondere die Frauen, aber auch die Männer des Deutschen Skiverbandes Siege einfuhren. Im vergangenen Jahr in Oberhof hatte die inzwischen zurückgetretene Denise Herrmann-Wick für Partystimmung gesorgt.
In Nove Mesto zeigte sich einmal mehr, dass sich der Biathlon bei Großevents zu einer Zwei-Klassen-Gesellschaft entwickelt hat. Norwegen und Frankreich teilen die Medaillen weitgehend unter sich auf. Dahinter folgen Nationen wie Italien, Schweden und eben Deutschland. Und es ist auch nicht davon auszugehen, dass sich an der Hierarchie so schnell etwas ändert.
Selina Grotian, die Mitglied der Frauen-Staffel war, die nach einem turbulenten Rennen die Bronzemedaille gewann, gilt als große Hoffnung für die Zukunft. Bei den Junioren-Weltmeisterschaften 2023 hatte sie vier Goldmedaillen gewonnen. Mit 19 Jahren stehen aber nun die entscheidenden Jahre bevor, in denen sich zeigen wird, ob sie es mit den besten Frauen der Szene langfristig aufnehmen kann.
In der Breite wird der Deutsche Ski-Verband in absehbarer Zeit aber kaum so aufgestellt sein, wie es in den großen Zeiten der Fall war. Ähnlich wie in anderen Disziplinen fällt es eben auch in dieser so populären Wintersportart schwerer, Talente dafür zu begeistern, den anspruchsvollen Weg als Leistungssportlerin oder Leistungssportler einzuschlagen.
Zudem zeigte sich in Tschechien, wie anspruchsvoll es angesichts der höheren Temperaturen und entsprechender Bedingungen inzwischen ist, das Material optimal einzustellen. Mehrfach fühlten sich die deutschen Sportlerinnen und Sportler abgehängt. Diesen Trend gilt es zu stoppen. Der Technologiestandort Deutschland steht unter Druck. Das zeigt sich gerade auch beim Biathlon.