Die Kinostarts der Woche: Eine Lüge, auf die sich alle geeinigt haben

Mit der Romanvorlage von Maxim Leo hat der im Dezember 2024 verstorbene Regisseur Wolfgang Becker den idealen Stoff für seinen letzten Film gefunden: „Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße“ ist das Kino-Highlight in dieser Woche.

1 Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße

Schau an, wie fix Micha Hartung nach erstem Sträuben die Heldenrolle übernimmt. „Das ist ja hier heller als auf dem Todesstreifen“, kalauert er, als er sich neben Talkgast Kati Witt unter rauschendem Applaus bei „Mona am Abend“ auf die Fernsehcouch fallen lässt.

Vor ein paar Tagen war der Bademantel-Schluffi, den Charly Hübner als knuffigen Loser vom Prenzlauer Berg darstellt, nichts als ein heruntergerockter Videothekar. Dann treibt ein windiger Journalist (Leon Ullrich) den einstigen Stellwerksmeister vom Bahnhof Friedrichstraße wieder auf…

Mit „Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße“ knüpft Becker an „Good Bye, Lenin!“ an, nur dass die Story dieses „ersten witzigen Films aus Deutschland seit einem Jahrhundert“, wie damals eine britische Zeitung schrieb, ungleich irrer und tragischer war.

Aber die tiefe Zuneigung zu den Charakteren ist hier genauso ausgeprägt. Klar, dass Michas Kleine-Leute-Nachbarschaft sämtlich aus herzlichen Menschen besteht, die sich – wie er selbst – gegen den Gentrifizierungsdruck stemmen und dabei zusammenhalten.

„Geschichte ist die Lüge, auf die sich alle geeinigt haben“, heißt es in Beckers vermeintlichem Heldenepos, das mit Witz und Sentiment das Lied des imperfekten Menschseins singt.

Als Hommage ans Kino an sich, wo sich hinter den Kulissen die Filmfamilie um einen todkranken Regisseur schart, der in einer Cameo-Rolle als trotteliger Agent noch mal richtig Quatsch macht. (Gunda Bartels)

2 Ein Haus in Jerusalem

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Eva hat im Prinzip alles: nette Wohnung, netter Job, nette Kinder, netter Mann. Und sie selbst ist so nett, dass sie sich nicht traut, ihrem Mann Victor zu sagen, dass sie sich nach 25 Jahren Ehe trennen möchte.

Also erfindet sie einen Liebhaber, damit es leichter zu kapieren ist. Der etwas zu pragmatische Victor findet schnell heraus, dass der angebliche Liebhaber schwul und glücklich liiert ist. Eva zieht trotzdem aus und wirft sich auf den modernen Liebesmarkt.

Ein bisschen hat das was von Woody Allen in Barcelona

Ein Date ist schlimmer als das andere. Alex, den einzigen Mann, der ihr gefällt, verfehlt sie immer wieder, weil sie sich in den entscheidenden Momenten nicht traut.

Und als sie überlegt, ob Victor nicht doch die bessere Wahl war, hat der jemanden kennengelernt. Eva, gerade 50 geworden, ist eine absolut glaubhafte Heldin, so zögernd und ambivalent, wie echte Menschen eben sind.

Man stolpert mit ihr gerne durch ihren halbherzigen Neustart, misstrauisch beäugt vom Freundeskreis und den Teenagerkindern. Ihr Leitbild ist ein Paar, das sich auf der Straße leidenschaftlich küsst. Das will sie auch!

Ein bisschen hat das was von Woody Allen in Barcelona, kluge Unterhaltung, wie schön. (Antje Scherer)

4 Im Rosengarten

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Lichterketten, Lametta und Punsch – es weihnachtet in einer verschlafenen US-Kleinstadt. Doch nicht für alle ist dies der Beginn einer besinnlichen Zeit.

Seit Billy (Rohan Campbell) als Kind miterleben musste, wie ein mörderischer Weihnachtsmann seine Eltern tötete, zwingt ihn eine innere Stimme, in dessen blutige Fußstapfen zu treten.

Die Vorweihnachtszeit wird zum fatalen Countdown, bei dem sich zeigt, wer dieses Jahr artig war. Die „Unartigen“ erwartet ihre grausame Quittung. Was die wunderbar kitschige Weihnachtsstimmung angeht, steht Mike P. Nelsons Reboot seinen ikonischen Horrorfilm-Vorgängern aus 1984 und 2012 in nichts nach.

Willkürlich wirkt jedoch das Vermögen des mordlustigen Antihelden, das unübersichtliche Beziehungsgeflecht der Kleinstädter glasklar in Gut und Böse aufzuteilen.

Der Versuch, der Mordserie politische Aktualität zu verleihen, gipfelt im Massaker bei einer White-Power-Weihnachtsparty und wirkt – wenn auch unterhaltsam – eher angestrengt. (Amelie Bauer)

6 Stille Beobachter

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2014: Der Däne Christian (Nikolaj Lie Kaas), zum Islam konvertierter Afghanistan-Veteran, sucht im vom Bürgerkrieg zerrütteten Syrien nach seinem Sohn. Zum Schein schließt er sich sogar dem IS an, der in einer Kleinstadt ein grausames Regime errichtet hat.

Doch der junge Mann (Albert Rudbeck Lindhardt) ist längst nicht mehr jener Adam, den Christian mal gekannt hat. Sondern ein fanatischer Glaubenskrieger, der keinerlei Interesse an einer Rückkehr nach Dänemark hat.

Charlotte Sieling („Die Königin des Nordens“) inszeniert ein hartes Panorama der Hoffnungslosigkeit, aus dem Augenblicke der Menschlichkeit umso kontrastreicher herausstechen.

Dabei geht es ihr nicht um Parteinahme in einem heillos verwirrten Konflikt, sondern um das beklemmende Psychodrama einer zum Scheitern verurteilten Mission. (Jörg Wunder)