Die Hüter der Meere

Der Comiczeichner Will möchte über die Umweltschützer der Organisation Sea Shepherd berichten. Dafür reist er an die mexikanische Küste und geht an Bord des Sea-Shepherd-Schiffes „John Paul DeJoria“ von Kapitän Octavio, einem für die Jagd auf Fischwilderer umgebauten ehemaligen Küstenwachenboot.

Die Besatzung nimmt den Künstler freundlich auf und bindet ihn in ihren Alltag ein – und in ihren Kampf. Das ist der Ausgangspunkt des französischen Comics „Sea Shepherd“, der kürzlich auf Deutsch erschienen ist (Egmont, Übersetzung Marcel Le Comte, Band 1: 54 S., 16 €).

Will hilft dabei, die Treibnetze der illegalen Fischer aus dem Ozean zu holen, gefangene Tiere zu befreien und die Netze zu zerstören. Zudem hofft Will, einen Vaquita zu sehen, da Sea Shepherd und die „John Paul DeJoria“ mit ihrer Operation Milagro die letzten 30 kalifornischen Schweinswale im mexikanischen Golf besonders schützen wollen.

Aber ihr Tun ist gefährlich: Manche Fischarten bringen auf dem Schwarzmarkt mehr Geld als Kokain ein, und so mischen inzwischen die mexikanischen Kartelle mit. Will erlebt, wie Wilderer auf die Beobachtungsdrohnen von Sea Shepherd schießen und Brandsätze auf das Schiff werfen, wo man sich mit Wasserwerfern verteidigt.

Will ist das Alter Ego von Autor und Zeichner Guillaume Mazurage. Eigentlich plante der Franzose eine Adaption von „Moby Dick“. Doch der befreundete Comic-Veteran Pierre Christin („Valerian und Veronique“) riet seinem jungen Kollegen davon ab. Stattdessen solle sich Mazurage einem Öko-Krieger wie Sea-Shepherd-Gründer Paul Watson widmen.

2018 landete der abenteuerlustige Zeichner auf der „John Paul DeJoria“ – wohl wissend, dass Sea Shepherd im Kampf gegen Walfänger und andere zu militanten Mitteln greift, weshalb sich Watson 1977 von Greenpeace getrennt hat.

Seine Sympathien liegen klar bei den Naturschützern

Guillaume Mazurage hat seine Erlebnisse mit Sea Shepherd sowie Interviews und Anekdoten zu einem interessanten, packenden Comic über die Arbeit der Meereshüter destilliert. Seine Sympathien liegen klar bei den Naturschützern, wenngleich er kurz auch auf die Armut der Fischer eingeht, die zur Situation im Golf beiträgt.

Zeichnerisch setzt Mazurage, der künstlerisch auch von Christins einflussreichem Mitstreiter Jean-Claude Mézières geprägt wurde, auf einen realistischen Stil, der die Traditionen des französischen Comics in sich vereint und doch nie die Leichtigkeit autobiografischer Bildergeschichten vermissen lässt. Für sein Werk erhielt Mazurage den Maya-Literaturpreis für Tierschutz.