DHB-Pokal fordert Tribut: Kiel scheidet aus, Melsungen und Füchse zittern sich durch
Lasse Andersson hatte es bereits vorausgesagt. „Momentan geht es nicht um den Körper, sondern um die mentale Stärke“, sagte der Rückraumspieler der Füchse am Wochenende mit Blick auf die anstehende englische Woche.
Erst am Sonntag hatte er mit seiner Mannschaft in der Bundesliga den ThSV Eisenach mit 37:29 bezwungen, zwei Tage später stand der Däne beim HC Erlangen auf dem Parkett, wo die Berliner erst nach einer weiteren kräftezehrenden Verlängerung mit 38:35 das Ticket für das Achtelfinale im DHB-Pokal sicherten.
Wir gehen in jedes Spiel mit viel Intensität und bleiben bei uns – auch wenn es einmal nicht so läuft.
Lars Andersson, über die Leistung seiner Mannschaft
Dass die Füchse trotz der angespannten Personalsituation bisher in acht Spielen ungeschlagen blieben, ist auch Anderssons Verdienst. Mit bislang 53 Treffern, 32 Vorlagen und neun Steals gehört er zu den absoluten Leistungsträgern auf dem Feld und spielt seine vielleicht beste Saison, seit er vor drei Jahren aus Barcelona an die Spree wechselte. „Wir haben gerade einen guten Spielfluss. Jeder weiß, was sein Job ist. Das ist für uns alle gut“, sagte der 29-Jährige. „Wir gehen in jedes Spiel mit viel Intensität und bleiben bei uns – auch wenn es einmal nicht so läuft.“
Aufwind statt Druck
Dass es auch mal nicht so gut läuft, weiß auch Andersson, dessen Wurfeffektivität manchmal etwas durchlässig ist. Doch egal, wie seine Quote ist: Der Däne lässt sich nicht entmutigen und wirft weiter. Dass er durch die Verletzung seines Positionskollegen Paul Drux die Hauptlast auf Halblinks trägt, scheint dabei nicht für Druck, sondern für Aufwind zu sorgen. Ebenso wie das damit verbundene Vertrauen in seine Person.
Und dieses Selbstverständnis zeigt derzeit die gesamte Mannschaft. Obwohl die Abschlussquote in Erlangen ausbaufähig blieb, behielt das Team seine Linie bei und sicherte sich so den nächsten Sieg. „Das war eine große mentale Leistung von uns“, sagte Trainer Jaron Siewert. „Dass wir den Rückschlag mit der Verlängerung gut wegstecken, die Kräfte noch einmal mobilisieren und ihnen dann den Zahn ziehen, macht mich stolz.“
Kiel zeigte wenig Erfolg
Weniger erfolgreich endete die dritte Pokalrunde für den THW Kiel. Der Rekordpokalsieger unterlag in eigener Halle der abstiegsgefährdeten HSG Wetzlar mit 31:32. „Wir waren nicht frisch in der Birne. Das Spiel heute war ein deutliches Zeichen. Es liegt nun an uns allen, wie schnell und intensiv wir uns aus dieser Mini-Krise herausarbeiten“, sagte THW-Trainer Filip Jicha.
Für Kiel war es bereits die vierte Niederlage gegen eine deutsche Mannschaft in Folge – das gab es zuletzt vor 20 Jahren, als die Kieler die Saison 2002/03 fast schon untypisch ohne einen einzigen Titel abschlossen.
Ungewöhnlich, aber positiv läuft es bei der MT Melsungen. Während die Hessen in der Vergangenheit des Öfteren belächelt wurden, weil sie ihren ausschweifenden Etat nicht sportlich umsetzen konnten, scheint der Klub in diesem Jahr nun genau das verwirklichen zu können.
Allerdings musste auch das Team um Nationalspieler Julius Kühn auch im Pokal zittern: Der bisher ungeschlagene Tabellenführer der Bundesliga lag nämlich bis zur 53. Minute beim Drittligisten Dessau-Roßlauer HV zurück und konnte sich erst in den Schlussminuten mit 31:28 durchsetzen. „Dieser Sieg kann für uns wertvoller sein als die sieben gewonnenen Spiele in der Bundesliga“, sagte der 30-Jährige. „Dass wir das hier so drehen und diesen Charaktertest bestehen, hätten wir in den Jahren zuvor nicht geschafft.“
Für Kühn und die MT gilt es nun, am Wochenende beim Bergischen HC schnell umzuschalten, wenn die Tabellenspitze verteidigt werden soll. Die Füchse hingegen sind als direkter Verfolger am Samstag beim HC Erlangen (17.30 Uhr/ Dyn) erneut gefordert. „Da müssen wir wieder bereit sein“, so Lasse Andersson, der auch im dritten Spiel innerhalb von sieben Tagen mit mentaler Stärke punkten will.