Der 1. FC Union empfängt den FC St. Pauli im DFB-Pokal
So groß war die Chance auf einen Pokal-Coup lange nicht mehr. Den Fall, dass weder der FC Bayern München noch Borussia Dortmund im Viertelfinale des DFB-Pokals vertreten sind, gab es zuletzt vor elf Jahren. Das Duell am Dienstag zwischen den Kultklubs 1. FC Union und FC St. Pauli im Stadion an der Alten Försterei (20.45 Uhr/ARD und Sky) wird der Auftakt einer spannenden Pokalrunde. „Das wird ein tolles Duell von zwei Traditionsmannschaften“, glaubt St. Paulis Trainer Timo Schultz.
Es sind zwei Traditionsmannschaften, deren Duelle im Pokal keine große Tradition haben. Wenn sie am Dienstagabend gegeneinander antreten, ist es erst das zweite Duell beider Mannschaften im deutschen Pokal, das erste ging an den FC St. Pauli: Im August 1994 gewannen die Hamburger in der ersten Runde an der Alten Försterei 3:2.
Man könnte die Partie zwischen den Berlinern und den Hamburgern auch als Duell der Andersdenkenden sehen. Beide Klubs erfüllen nicht das Bild des sonst üblichen Mainstreams im Profifußball. Während Union das Image eines kultigen Ostvereins anhaftet, präsentiert sich St. Pauli gern als linker und alternativer Verein aus Hamburg, der regelmäßig Themen wie Ökologie, Diversität und Anti-Rassismus bedient.
Beide Teams befinden sich aktuell interessanterweise in einer ähnlichen sportlichen Lage, steckten zuletzt in kleineren Formkrisen, scheinen sich davon aber mittlerweile erholt zu haben. Sowohl Union als auch St. Pauli gelang am Wochenende ein Befreiungsschlag in der Liga. Während das Team von Timo Schultz einen ungefährdeten Auswärtssieg in Ingolstadt einfuhr, fanden die Köpenicker gegen Mainz ebenfalls einen Weg aus der Krise.
Stabile Defensive trifft auf offensive Spielfreude
Der doch recht große und nicht unwichtige Unterschied liegt in der Spielweise beider Mannschaften. Während der aktuell Drittplatzierte aus Hamburg in der Zweiten Liga oft auf Ballbesitzfußball aus ist und stets nach kreativen Lösungen in der Offensive sucht, wollen die Köpenicker in erster Linie aus einer stabilen Defensive heraus Akzente nach vorne setzen. Genau diese Taktik war für St. Pauli das Erfolgsrezept im Achtelfinalspiel gegen Dortmund. Der 1. FC Union wiederum gestaltete in seinem Pokal-Achtelfinale gegen den Stadtrivalen Hertha BSC weitgehend das Spiel.
Die Defensive bei St. Pauli schwächelte allerdings zuletzt etwas. Nach dem 0:3 gegen Hannover 96 vor einer Woche lag der Fokus für Timo Schultz daher in Ingolstadt auf mehr Sicherheit. „Wir werden eine Mannschaft bleiben, die gestalten will. In den vergangenen Wochen gab es aber einfach zu viele Konterchancen und Gegentore nach defensiven Standards“, sagte Schultz nach dem Auswärtserfolg in Ingolstadt. Die defensive Stabilität ist bei den Hamburgern wohl zurückgekehrt.
Bei Union war diese in den letzten Wochen nicht das Problem, sondern eher die Offensive, in der Max Kruse durch seinen Weggang eine große Lücke hinterließ, die mittlerweile aber, vor allem dank Sheraldo Becker, geschlossen zu sein scheint. Es wird spannend sein zu sehen, wie die beiden Mannschaften nun auftreten werden.
Als etablierter Bundesligist sind die Berliner in der Theorie eher das Team, das das Spiel machen sollte. Allerdings ist St. Pauli natürlich nicht zu unterschätzen, und es wäre zu einfach zu sagen, dass allein der Klassenunterschied einen solch großen Einfluss auf die Spieltaktik hat.
„Spätestens beim Einlaufen und wenn die Hymne gespielt wird, wird das Kribbeln da sein“
Während der 1. FC Union auf den kompletten Kader zurückgreifen kann, müssen die Hamburger auf Leart Paqarada verzichten. Dem Außenverteidiger, der in Ingolstadt wieder einmal einer der dominantesten Akteure war, steht aufgrund einer Bänderverletzung eine Pause bevor. Außerdem bangen die Hamburger noch um den Einsatz ihres Kapitän Philipp Ziereis, der gegen Ingolstadt bereits zur Halbzeit wegen Oberschenkelproblemen ausgewechselt wurde.
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Dennoch dürfte es eine schwere Aufgabe für die Köpenicker werden weiterzukommen. Das weiß auch Unions Trainer Urs Fischer: „Es ist ein Viertelfinale. Und um am Schluss im Finale zu stehen, musst du es zuerst ins Halbfinale schaffen und dann ins Finale.“ St. Paulis Trainer Schultz sieht für sein Team natürlich die Möglichkeit auf eine weitere Überraschung. „Es ist für uns keine Selbstverständlichkeit, im Viertelfinale zu stehen“, sagte er am Montag. „Spätestens beim Einlaufen und wenn die Hymne gespielt wird, wird das Kribbeln da sein. Das ist für uns eine Riesenchance.“