Comicverfilmung auf Netflix: „Heartstopper“ geht weiter und führt nach Paris

Die Serie mit der wohl besten Coming-out-Szene der TV-Geschichte geht weiter. Die zweite Staffel der Netflix-Produktion „Heartstopper“ ist ab Donnerstag verfügbar (3.8.; acht halbstündige Folgen). Es geht um eine queere Teenager-Clique und ihre Gefühle und Probleme.

Im Mittelpunkt stehen Charlie und Nick, die sich an ihrer Schule ineinander verliebt haben. Besonders süß sind die verspielten Comic-Elemente, die in der romantischen Realfilmserie in emotionalen, knisternden Momenten auftauchen. Die britische Serie basiert auf Webcomics und der Graphic Novel von Alice Oseman (28). Die steht in einigen Ländern auf dem Index, kürzlich gingen in Ungarn die Behörde gegen den Comic vor.

Die Ausgangssituation der zweiten Staffel: Der schlaksige und zu Melancholie neigende Charlie (Joe Locke) wurde nach seinem Coming-out an der Schule zunächst gemobbt. Nick (Kit Connor, der in „Rocketman“ den jungen Elton John spielte) war bislang der Rugby- und Mädchenheld der Schule. Die erste Staffel der Serie wurde im Frühling 2022 ein Hit bei Leuten, die entspannt erzählte queere Coming-of-Age-Stoffe mögen.

Olivia Colman als Nicks Mutter im Coming-out-Gespräch mit ihrem Sohn Nick (Kit Connor) in einer Szene aus „Heartstopper“.
Olivia Colman als Nicks Mutter im Coming-out-Gespräch mit ihrem Sohn Nick (Kit Connor) in einer Szene aus „Heartstopper“.
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Die eingangs erwähnte Coming-out-Szene geschah in der letzten Episode der ersten Staffel: Der bisexuelle Nick hat beschlossen, sich seiner Mum (Oscar-Preisträgerin Olivia Colman) anzuvertrauen und zu sagen, dass er einen Freund hat. Er ist sichtlich nervös, sein Atem ist zitternd, er hat Tränen in den Augen, versucht dennoch zu lächeln.

„Charlie ist mein fester Freund…“, sagt er und gerät ins Stammeln. „Ich steh immer noch auf Mädchen. Ich steh auch auf Jungs. Und ich und Charlie, wir sind zusammen. Und ich wollte nur, dass du’s weißt.“ Die Mutter reagiert liebevoll und umarmt ihren Sohn: „Danke, dass du es mir gesagt hast, Schatz. Es tut mir leid, wenn ich dir je das Gefühl gegeben habe, dass das nicht möglich wär.“

Schulfahrt in die Stadt der Liebe

Am Tag nach diesem Ereignis setzt die zweite Staffel nahtlos an. Im Freundeskreis von Nick und Charlie geht es drunter und drüber. Die junge trans Frau Elle empfindet mehr als nur Freundschaft für Tao, doch der hat Angst, dass das ihre Freundschaft zerstören könnte. Zwischen Tara und Darcy kommt es zu einem unangenehmen Moment, als Tara sagt, dass sie Darcy liebe, diese das aber nicht erwidert. Imogen und Ben führen eine turbulente Beziehung. Bücherwurm Isaac versteht seine Gefühlswelt angesichts all der Liebeswirren um sich herum kaum.

Mit Leichtigkeit – aber nicht unernst – kommen in der Serie allerhand Pubertäts- und Heranwachsenden-Themen wie sozialer Druck, schwierige Eltern-Kind-Kommunikation oder auch Essstörungen zur Sprache.

Außerdem lernen Zuschauerinnen und Zuschauer den Vater von Nick kennen sowie seinen großen Bruder. Höhepunkt der Staffel ist die Schulfahrt nach Paris, die Stadt der Liebe, mit den amüsanten Lehrern Mister Ajayi und Mister Farouk.

Der Befund, den Fans schon nach der ersten Staffel ausstellten, bleibt auch nach der zweiten bestehen (eine dritte ist angekündigt): „Heartstopper“ ist warmherzig und vermittelt rührend Liebe und Respekt. Es geht nicht um Sex, aber es wird viel geküsst. Ältere Romantiker aus der LGBT-Community betonen, solche Geschichten hätten jahrzehntelang gefehlt. Und sie schwärmen, jede und jeder sollte mit einer solchen Serie aufwachsen dürfen. (dpa)