Berlin Thunder steht unter Druck
Am Samstag spielt das Team von Berlin Thunder um die letzte Play-off-Chance. Dabei sollte das Football-Spiel gegen die Hamburg Sea Devils eigentlich erst einen Tag später stattfinden. Weil sich Thunder den Jahn-Sportpark aber mit den Fußballern von Viktoria 89 Berlin teilt und diese am Sonntag in der Dritten Liga spielen, musste Thunder umdisponieren.
Auch die frühe Kick-off-Zeit von 13 Uhr wird durch das Viktoria-Spiel bestimmt. Schließlich ist Thunder vertraglich dazu verpflichtet, das Stadion in dem Zustand zu hinterlassen, in dem es der Klub vorgefunden hat. „Gerade das Grünen der weißen Football-Linien dauert einige Stunden“, erklärt Thunder-General-Manager Heiko von Glahn. Zuvor müsse auch noch der Rasen gemäht werden. Dass das Stadion noch immer nicht über Flutlicht verfügt, mache die Situation nicht einfacher.
Trotz der widrigen Bedingungen will sich Thunder weiter treu bleiben. Auch vor dem Spiel gegen die Sea Devils wird es wieder eine typisch amerikanische Power-Party mit Barbecue geben, mit dabei sind Patrick Esume, Commissioner der European League of Football (ELF) und der ehemalige NFL-Spieler Björn Werner. Für das anschließende Spiel gehen insgesamt 1600 Eintrittskarten in den freien Verkauf.
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Durch die Spielverlegung geriet die Trainingswoche von Chefcoach Jag Bal etwas durcheinander. Eigentlich gibt es montags und dienstags Videoanalysen, am Mittwoch und Donnerstag wird „full contact“ trainiert und am Freitag gehe er, sagt der Coach, mit seinem Team alle eigenen und gegnerischen Spielzüge durch. Wegen der Verlegung müsse die Abschlusseinheit in dieser Woche ausfallen, um den Spielern die nötige Ruhe vor dem Spiel zu gönnen.
Eine andere Besonderheit im Spielplan kommt Thunder jedoch entgegen – die so genannte Bye Week. Während die anderen Teams der Liga am jüngsten Wochenende gespielt haben, hatte Thunder zum zweiten Mal frei. „Die Bye Week kam für uns zur richtigen Zeit. Wir brauchten eine Pause“, so Bal, der früher selbst als Defensive-Liner auf dem Feld stand. „Die Spieler konnten etwas entspannen und kamen frisch zurück.“
Die erste Bye Week der Saison kam hingegen zur Unzeit. Die Mannschaft musste direkt nach dem ersten Spiel pausieren und fand nie wirklich in einen Rhythmus. Überhaupt fehlt es Thunder an Konstanz. Das begann bereits in der Vorbereitung, als die Spieler keine feste Spiel- und Trainingsstätte hatten. Seit Mitte Juli spielt Thunder zwar fest im Jahn-Sportpark, einen Sieg gab es hier aber noch nicht. Auch personell gibt es immer wieder Veränderungen. Der Special-Teams-Coach wurde nach wenigen Spielen freigestellt und auf der wichtigen Quarterback-Position kehrt keine Ruhe ein. „Calvin Stitt hat sich den Platz als Starter zurückerobert“, sagt Bal. Zuvor war der Brite Stitt vom Berliner Bryan Zerbe verdrängt worden.
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Die Thunder haben aktuell die schlechteste Bilanz aller acht Teams in der ELF. Nur eines der ersten sechs Spiele konnte gewonnen werden. „Wir müssten jedes einzelne Spiel gewinnen, um die Play-offs noch zu erreichen“, so Bal. Nur die beiden besten Teams der beiden Divisonen dürfen Mitte September den Titel untereinander ausspielen. Trotzdem gebe es im American Football immer wieder Überraschungen. „Besteht die Chance? Ja. Ist sie groß? Nein“, fasst er die Situation zusammen. Ohne einen Sieg am Samstag geht also nichts mehr.
Mit den Sea Devils kommt am Samstag vielleicht das beste Team der Liga nach Berlin. Die Hamburger verloren aber am Wochenende ihr erstes Spiel gegen Frankfurt Galaxy. Die Frage, ob das für Thunder gut oder schlecht sei, vermag Bal nicht zu beantworten. „Sie stehen nicht ohne Grund bei einer Bilanz von 5:1“, aber die Niederlage erinnere daran, dass die Sea Devils schlagbar sind. Schon im Hinspiel habe seine Mannschaft in der ersten Hälfte gut mitgehalten, dann aber deutlich verloren. Hamburg komme jetzt mit dem Druck, etwas beweisen zu wollen, „aber wir sind bereit“, sagt der Kanadier Bal.