Beim Festival für digitale Kultur: Elons Afterparty

Die Transmediale, Berlins Festival für digitale Kultur, besuche ich seit vielen Jahren. Immer mit Vorfreude, wie auch am heutigen Mittwochabend, wenn es wieder losgeht. Dieses Mal findet das Festival hauptsächlich in der Akademie der Künste am Hanseatenweg statt, wo ein Besuch schon deshalb lohnt, weil das ganze Haus mit seinen verzweigten Fluren und grandiosen Ausblicken zum Innenhof geöffnet ist.

Diverse Installationen sind dort zu sehen, sie gehören nicht eigentlich zur Hauptausstellung, sind aber im Laufe des vergangenen Jahres in Kollaborationen einzelner Künstler mit der Transmediale entstanden. Eine der Videoarbeiten erzählt eine lustige Geschichte über Elon Musk und die Berliner Technokultur.

Internationalen Denker, Aktivisten und Nerds

Es gibt kaum eine andere Veranstaltung, die mich in der Vergangenheit mehr beglückt und mehr frustriert hat als die Transmediale mit ihren internationalen Denkern, Aktivisten und Nerds. Früher pilgerte man dafür ins Haus der Kulturen der Welt, verbrachte Stunden im großen Auditorium und es kam vor, dass man nach einem der „Panels“ oder „Keynotes“ den Saal verließ und nicht einmal ansatzweise hätte sagen können, worum es gerade ging. Vermutlich konnten es die, die auf den Podien saßen manchmal auch nicht.

Gleichzeitig gab es Momente glasklarer Erkenntnis und höchster Inspiration. Bei der Transmedial lernte ich, dass man „BWPWAP“ (Back when Pluto was a Planet) sagen kann, wenn man ausdrücken will, dass eine Technologie erst kürzlich aufkam und doch schon wieder alt ist.

Es war die Transmediale bei der ich begriff, dass Quatsch mit dem Handy zu machen und es nicht nur brav zum Telefonieren, Whatsappen und Datengenerieren zu verwenden, ein wichtiger Akt der digitalen Selbstbehauptung sein kann. Ich wollte hacken lernen. Gab aber schnell wieder auf. Die Transmediale hat irgendwann sogar ihren Instagram-Account aufgegeben, weil sie Plattformen wie Meta nicht unterstützen will.

Es lohnt sicher auch ein Besuch am Tempelhofer Feld. Die Transmediale greift dieses Mal aus in die Stadt. Beim Gang übers Feld wird per App und Kopfhörer eine Oper der Künstlerin Joana Moll zu hören sein, die davon erzählt, dass zu viel Mensch auf der Erde zu viel anthropogene Masse produziert, will heißen menschengemachtes Zeug wiegt inzwischen mehr als alles andere auf der Welt. Ich bin gespannt, wie das klingt.

Riegers Runde mit Inspirationen aus der Kunstwelt erscheint jeden Mittwoch.

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