Aufstieg vertagt, Relegation noch möglich: Der Hamburger SV schlägt den FC St. Pauli im Derby mit 1:0
Der Hamburger SV hat die große Bloßstellung im eigenen Volksparkstadion abwenden können. Als der HSV am Freitagabend den Stadtrivalen FC St. Pauli zum Hamburger Derby der Zweiten Fußball-Bundesliga empfing, stand viel auf dem Spiel. Bei einer Niederlage der Gastgeber wäre zum einen St. Pauli in die Erste Bundesliga aufgestiegen und zum anderen der Relegationsplatz in noch größerer Gefahr gewesen. Doch die Entscheidung wurde vertagt.
Weil das Spiel vor 56.400 Zuschauenden mit 1:0 (0:0) für den HSV endete und Fortuna Düsseldorf im Parallelspiel gegen den 1. FC Nürnberg mit 3:1 (2:0) gewann, steht der Aufstieg für die Kiezkicker noch nicht fest. Zudem besteht für den HSV dank des Sieges weiterhin die Möglichkeit, Düsseldorf auf Rang drei noch einzuholen und somit auf den Relegationsplatz vorzurücken.
„Heute freuen wir uns über den verdienten Sieg. Wir hatten genug Spiele, in denen wir uns nicht belohnt haben“, bilanzierte HSV-Trainer Steffen Baumgart. „Es bringt drei Punkte, trotzdem sind es noch vier Punkte auf Düsseldorf und deshalb müssen wir weiter dranbleiben.“
Im Vergleich zum letzten Spieltag vertrauten sowohl Baumgart beim HSV als auch sein Gegenüber auf der Trainerbank, Fabian Hürzeler, auf dieselbe Startelf. Beide Teams kamen dabei gut ins Spiel und lieferten sich von Beginn an intensive Zweikämpfe. Mit Ball agierten zunächst hauptsächlich die Gäste, wenngleich die erste Chance dem HSV gehörte. In der achten Minute fand eine Ecke von Miro Muheim Immanuel Pherai im Rückraum, der aus 25 Metern volley draufhielt, aber an St. Paulis Torwart Nikola Vasilj scheiterte.
In der Folge spielte sich das Geschehen viel im Mittelfeld ab. Erst nach 20 Minuten kam der HSV zur ersten großen Chance des Spiels. Einen unsauber rausgespielten Pass fing Jonas Meffert ab und leitete umgehend zu Robert Glatzel im Strafraum weiter. Dieser fackelte nicht lange und zog aus der Drehung ab. In allerletzter Sekunde rettete Karol Mets auf der Linie, beim Nachschuss von Ransford-Yeboah Königsdörffer war zunächst Vasilj und dann erneut Mets zur Stelle.
Im direkten Gegenzug kam schließlich St. Pauli zu seiner ersten Gelegenheit, der Kopfball von Oladapo Afolayan war aber zu harmlos. Zwei Minuten später jubelte plötzlich der HSV. Doch die Freude währte nicht lange bei Glatzel, der einen Steckpass von Pherai zum vermeintlichen 1:0 verwandelt hatte. Dem Abschluss ging ein leichter Kontakt von Glatzel am Fuß des gegnerischen Manolis Saliakas voraus, sodass Schiedsrichter Dr. Matthias Jöllenbeck auf Foul entschied.
Der HSV bekommt einen Treffer aberkannt
Beide Mannschaften waren nun auf Betriebstemperatur und es entwickelte sich ein abwechslungsreiches Duell. Nachdem das Team von Baumgart ein leichtes Chancenplus bis hierhin verzeichnet hatte, waren es die Kiezkicker, die durch Aljoscha Kemlein zu einer riesen Möglichkeit kamen. Der ehemalige Youngster des 1. FC Union konnte den Ball aber nicht im leeren Tor unterbringen nach einem Abschluss von Marcel Hartel.
Während St. Pauli anschließend um Spielkontrolle bemüht war, gewann der HSV immer wieder hoch den Ball und spielte dann schnörkellos nach vorne. So auch nach etwas über einer halben Stunde, als eine Flanke von Pherai Königsdörffer am langen Pfosten fand. Dessen Direktabnahme klatschte an den Pfosten.
Kurz vor der Halbzeit hatte dann St. Paulis Johannes Eggestein die große Chance auf die Führung, setzte eine Flanke Afolayans aber per Kopf neben das Tor, sodass es mit 0:0 in die Pause ging.
Nach dem Seitenwechsel kam erstmal keine der beiden Mannschaften gefährlich ins gegnerische Angriffsdrittel. Es dauerte eine Stunde, bis der Volkspark wieder explodierte. Doch erneut sollte der Treffer nicht zählen. Diesmal entschied Schiedsrichter Jöllenbeck nach Ansicht der Videobilder auf Foul von HSV-Spieler Lukasz Poreba an Torwart Vasilj nach einer Flanke in den Fünfer.
Man kann das gar nicht beschreiben. Man malt sich vorher aus, das entscheidende Tor zu schießen und es ist ein unglaubliches Gefühl.
Robert Glatzel, Spieler des Hamburger SV
Ein gellendes Pfeifkonzert später beruhigten sich die erhitzten Gemüter etwas und wieder spielte sich das Geschehen eher zwischen als in den Strafräumen ab. In der 77. Minute forderte Königsdörffer mal wieder Vasilj mit seinem strammen Schuss aus 20 Metern, Letzterer konnte parieren.
Die Mannschaft von Steffen Baumgart erhöhte in den Schlussminuten nochmal die Schlagfrequenz und drängte auf die Führung. Erst war es Pherai, der einen Freistoß in der Nähe der Eckfahne direkt, aber knapp ber das Tor zog. Und dann war es doch so weit: Nach einer Ecke stieg Glatzel am höchsten und erzielte die viel umjubelte Führung für den HSV. „Man kann das gar nicht beschreiben. Man malt sich vorher aus, das entscheidende Tor zu schießen und es ist ein unglaubliches Gefühl“, sagte Glatzel.
Zudem erhielt der Gastgeber in der Nachspielzeit noch einen Elfmeter. Doch Pherai, der den Strafstoß selbst herausgeholt hatte, scheiterte an Vasilj, sodass es beim 1:0 blieb.