Auch zweiter WM-Test geglückt: Deutsche Basketballer begeistern in voller Halle
Unermüdlich tigerte Bundestrainer Gordon Herbert während der Partie an der Seitenlinie entlang. Er nahm seine Brille ab, setzte sie wieder auf, blickte mürrisch auf das Feld. Mit hochgezogenen Augenbrauen dirigierte er seine Mannschaft, kniete sich immer wieder hin und besprach sich mit seinen Co-Trainern. Kurz vor Ende der ersten Halbzeit kassierte Herbert ein technisches Foul, als er sich über einen harten Block des vom Publikum mit Buh-Rufen begleiteten Kanadiers Dillon Brooks beschwerte. Er schien kaum zur Ruhe zu kommen. Auf dem Platz hingegen spiegelte sich die Aufgewühltheit des Trainers kaum wieder.
Eindrucksvoller Auftritt vor ausverkauftem Publikum
Gerade in der ersten Hälfte legte das DBB-Team um Kapitän Dennis Schröder im zweiten Testspiel vor der Weltmeisterschaft in Japan, Indonesien und auf den Philippinnen (25. August – 10. September) einen starken Auftritt gegen Kanada hin. In der ausverkauften Arena am Ostbahnhof in Berlin bestaunten 12.387 Zuschauer am Mittwochabend den Sieg mit 86:81 (50:34) gegen den WM-Mitfavoriten. „Die ersten 20 Minuten haben wir sehr gut gespielt“, erklärte Herbert. „In den ersten fünf, sechs Minuten des dritten Viertels haben wir dann das Momentum verloren. Wir haben noch einen langen Weg vor uns.“
Während Deutschland zu Beginn überraschend deutlich dominierte, fanden die mit NBA-Stars gespickten Kanadier nach der Halbzeit besser ins Spiel. „Es war ein sehr, sehr taffes Spiel gegen eine sehr, sehr physische Mannschaft“, sagte Franz Wagner, der mit 18 Punkten Top-Scorers des Abends war. „Die zweite Halbzeit war sehr lehrreich für uns, und darum geht es in diesen Spielen eigentlich.“ Man wolle nicht jetzt gut sein, sondern am Ende des Sommers. Dafür müssten noch einige Punkte verbessert werden.
Gerade die Turnover sollten reduziert werden, erklärte Herbert. Außerdem müsse man physisch besser dagegenhalten. Dafür seien solche Testspiele auch da. „Das Ergebnis war nebensächlich. Es war wichtiger, wie wir bestimmte Dinge umsetzen und wie wir spielen. Es geht aktuell darum, Gewohnheiten zu schaffen, wie wir spielen wollen“, so der Bundestrainer.
Gegen Kanada blitzten eben jene Gewohnheiten bereits durch. Die deutsche Mannschaft wirkte von Anfang an gut eingespielt, die Abläufe zeugten von Routine. Im letzten Viertel zeigte das DDB-Team Moral und kämpfte sich nach einem zwischenzeitlichen Dämpfer eindrucksvoll zurück ins Spiel. Neben Franz Wagner und Dennis Schröder, die Gordon Herbert als ein „ zweiköpfiges Monster“ bezeichnete, machte auch Daniel Theis ein starkes Spiel, mit 17 Punkten der zweitbeste Werfer des Spiels. „Wir wollen jetzt weiter darauf aufbauen“, resümierte Theis.
Gelegenheit dazu hat das deutsche Team bereits am Samstag, wenn es beim Supercup in Hamburg zunächst gegen China geht. Später könnte man erneut auf Kanada treffen. Oscar da Silva und Leon Kratzer werden dann bereits nicht mehr dabei sein. Gordon Herbert hat am Donnerstag das finale WM-Aufgebot bekannt gegeben, aus dem zuvor 14 Spieler umfassenden Kader mussten zwei Spieler gestrichen werden.