AC Mailand empfängt Borussia Dortmund: Duell der Wankelmütigen in der Champions League

Borussia Dortmund und der AC Mailand haben nicht nur schwarze Streifen und eine große Vereinsgeschichte gemein. Sie sind in dieser Saison auch die Teams der Janusköpfe. Von Genialität bis Kreisklasse-Fehlern ist beim Klub aus dem Pott und dem aus der Modemetropole alles möglich. Schrille Voraussetzungen für den Entscheidungskampf in der Hammergruppe F der Champions League, in der sich auch noch Paris St. Germain und Newcastle United fürs Achtelfinale qualifizieren können.

Anlass zur Freude hatten die etwa 73.000 AC Mailand-Fans am Samstag im Meazza-Stadion nur zweimal. Das eine Freudenelement bescherte Außenverteidiger Theo Hernandez mit einem kühl verwandelten Elfmeter zum 1:0-Endstand gegen den AC Florenz. Den zweiten Jubelsturm löste ein erst 15-Jähriger aus. In der 83. Minute wurde Francesco Camarda eingewechselt.

Mehr als 500 Tore hat er in etwas mehr als 100 Spielen in den Teenager-Kategorien für den AC Mailand geschossen. Mit 15 Jahren und 260 Tagen ist er nun auch jüngster Serie A-Debütant aller Zeiten. Die ganz Mutigen unter den Mailand-Fans träumen bereits von einem Dreikampf des Eigengewächses um den Weltfußballertitel mit Erling Haaland und Kylian Mbappé.

Die Zukunft glänzt also. Die Gegenwart weniger. Sechs Punkte ist Tabellenführer Inter entfernt. Und mit dem Portugiesen Leao fehlt aufgrund von Muskelproblemen der einzige aktuelle Weltklassespieler im Kader. Im Hinspiel in Dortmund hatte der auch erst 24-Jährige mit seinen Tempodribblings immer wieder jene Räume geschaffen, aus denen regelmäßig Chancen der Rossoneri erwuchsen.

15

Jahre ist Milans Riesentalent Francesco Camarda erst alt.

„Er ist ein enormes Talent. Er ist auch sehr emotional und man muss ihn gut führen. Aber er ist für Gegenspieler kaum zu halten und er kann ein Großer werden in Mailand, wie einst van Basten oder Gullit“, meinte sein Jugendtrainer bei Sporting Lissabon, Tiago Fernandes.

Momentan führen aber nicht einmal die tollsten Aktionen des so Gelobten zu Toren. Leao selbst ist kein Goalgetter. Seine Nebenleute wie der Ex-Borusse Christian Pulisic, der eifrige, aber wenig effektive Nigerianer Samu Chukwueze oder der – in der Champions League bisher nicht eingesetzte – Ex-Frankfurter Luka Jovic allerdings ebenso wenig. Nur der frühere Weltmeister Olivier Giroud pflegt trotz des fortgeschrittenen Alters (37) zumindest in jedem zweiten Match ein Tor zu erzielen.

Das ist zu wenig für gehobene Ansprüche. Gegen eine Borussia, die ihre Gegner gern zum Toreschießen einlädt wie zuletzt beim wilden 4:2 gegen Borussia Mönchengladbach, könnte es trotzdem reichen.

Allerdings müssen die Gäste aus dem Pott am Dienstag weder Camarda noch Leao fürchten. Der Portugiese ist weiter verletzt. Camarda muss am Nachmittag in der Uefa Youth League ran. Da fiel er bereits mit einem tollen Fallrückziehertor gegen Paris St. Germain auf und sorgt zumindest für erhöhtes Scoutaufkommen.