Hauptsache weiter im DFB-Pokal
Die Nachspielzeit war bereits angezeigt worden, fünf Minuten gab es zusätzlich. Alles deutete auf eine Verlängerung hin. Sekunden später schlug Marvin Plattenhardt einen Eckball vor das Tor. In dieser Disziplin war Hertha in der vergangenen Bundesligasaison ohne Treffer geblieben.
Diesmal stieg Davie Selke zum Kopfball hoch und brachte den Ball im Tor unter. Es war das 1:0 für Hertha BSC in der ersten Runde des DFB-Pokals beim SV Meppen. Und gleichzeitig die Entscheidung. Die Berliner setzten sich damit nach einem sehr intensiven Spiel etwas glücklich beim Drittligisten durch.
Lange hatten die Fans des Gastgebers auf eine dicke Überraschung hoffen dürfen. Diese Hoffnungen machte Selke zunichte, der sich anschließend beim Jubel direkt vor den Meppener Anhängern postierte. Woraufhin einige noch gefüllte Bierbecher den Weg auf den Rasen fanden.
„Das war ein Pokalfight. In der ersten Halbzeit hätten wir in Führung gehen müssen. In der zweiten Halbzeit haben wir die Druckphase des Gegners gut überstanden“, sagte Trainer Pal Dardai. „Wir haben Herz gezeigt. Zwischenzeitlich sind wir ein bisschen geschwommen. Das Wichtigste ist, dass wir gewonnen haben und eine Runde weiter sind“, sagte Kevin-Prince Boateng, der als alleiniger Sechser im defensiven Mittelfeld gespielt hatte.
Dardai hatte vor knapp 6000 Zuschauern neben Boateng auch die anderen Neuzugänge Suat Serdar und Stevan Jovetic in der Startelf aufgeboten. Außerdem spielte der von seiner Ausleihe zu Werder Bremen zurückgekehrte Selke im Sturm. Bei Meppen lief der gebürtige Berliner Florian Egerer im Mittelfeld auf. Der 23-Jährige war von 2011 bis 2019 zunächst in Herthas Nachwuchs und dann für die zweite Mannschaft in der Regionalliga Nordost aktiv gewesen.
Boateng wurde in der ersten Halbzeit verwarnt – wegen Meckerns
Die erste gefährliche Szene des Spiels ging in der siebten Minute von Dodi Lukebakio aus. Nach seiner Hereingabe brachte Jovetic den Ball in die Mitte, wo ihn Selke an den Innenpfosten spitzelte. Auch danach machte der Fußball-Bundesligist das Spiel. Einen Kopfball von Jovetic parierte Torwart Eric Domaschke, Selke traf aus kurzer Distanz das Außennetz.
Ab Mitte der ersten Halbzeit legte der frühere Zweitligist Meppen – der in den 90er Jahren dreimal das Achtelfinale des Wettbewerbs erreicht hatte – die Zurückhaltung ab. Der Versuch von Luka Tankulic war jedoch etwas zu optimistisch, er probierte es mit einem Heber aus dem Mittelkreis. Sehr viel gefährlicher war der Kopfball von Lars Bünning, der nach einer Ecke von Tankulic knapp das Tor verfehlte. Hertha tat sich inzwischen sehr schwer im Spiel nach vorn.
Nach gut einer halben Stunde prallte Lukebakio im Mittelfeld mit Christoph Hemlein zusammen und musste behandelt werden. Boateng beschwerte sich bei Schiedsrichter Robert Kampka, dass es keinen Freistoß gab – und sah die Gelbe Karte. Zur Pause verabschiedeten die Meppener Fans, die auf drei Seiten des Stadions ganz nah dran am Geschehen standen, ihr Team mit großem Applaus in die Kabine.
Die erste gute Aktion der zweiten Halbzeit kam wieder von Hertha: Einen Jovetic-Schuss blockte David Blacha ab. Danach hatte Meppen das Geschehen längere Zeit im Griff und erspielte sich mehrere Chancen. Bünning traf mit einem Kopfball die Latte. Als Stark danach gegen Bünning klärte, forderte der Außenseiter vergeblich einen Elfmeter.
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Trainer Dardai reagierte auf die Probleme seines Teams, brachte nach einer Stunde Lucas Tousart und Javairo Dilrosun für Boateng und Lukebakio. Doch Hertha steckte weiter in Schwierigkeiten: Etwa 15 Minuten vor dem Ende des nun äußerst hektischen Spiels traf Markus Ballmert nach einem Konter den Pfosten. Zuvor war Stark in einem Zweikampf mit Tankulic zu Boden gegangen und hatte dabei einen Schuh verloren. Dass das Spiel weiterlief, erzürnte Stark so sehr, dass er bei der nächsten Unterbrechung seinen Schuh auf den Boden feuerte, was ihm Gelb einbrachte.
Anschließend kamen die Gäste nach langer Zeit dem gegnerischen Tor mal wieder nah. Die Führung auf dem Fuß hatte Serdar, der den Ball nach einem Anspiel von Jovetic per Direktabnahme nicht aufs Tor brachte. Das gelang dafür in der Nachspielzeit Selke. „Für den Gegner ist das am Schluss schmerzhaft“, sagte Dardai über den späten Siegtreffer.