Ein Schiedsrichter ist nie zu alt, sondern nur zu schlecht
Manuel Gräfe fühlt sich nicht nur körperlich noch sehr fit mit seinen 47 Jahren, er ist es auch. Schließlich müssen die Schiedsrichter in der Fußball-Bundesliga den gesundheitlichen Zustand ihres Körpers immer wieder in Tests belegen. An sich also könnte der Unparteiische aus Berlin weiter pfeifen, doch das darf er nicht, weil er die Altersgrenze für Schiedsrichter beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) erreicht hat. Der Verband schickte ihn unerbittlich in die Rente, auch wenn Gräfe bei seinem Abschied Tränen vergoss und viele Klubs und Spieler sich für den Berliner ausgesprochen hatten. Die Argumentation des Verbandes: Die Altersgrenze gewährleiste eine gesunde Fluktuation im Kader der Bundesliga-Schiedsrichter. Das ist sicher wahr, aber nicht die gesamte Wahrheit.
Dass sich Menschen gegen Ende ihrer Berufskarriere gegen das Endes des Berufslebens wehren, ist ein wachsendes Phänomen. Schließlich bleiben die Menschen immer länger fit, bis ins immer höhere Alter leistungsfähig und gehen damit den Jüngeren auch hier und da auf die Nerven. Weil sie, so die Argumentation in vielen Berufsfeldern, auch den Weg für junge Karrieren versperren. Dieser Konflikt der Generationen ist nicht neu. Es lassen sich Argumente für beide Seiten finden, kein Problem.
Nur im Sport ist die Angelegenheit etwas diffiziler, denn körperliche Leistung ist messbar. „Wenn ihr wollt, dass ich aufhöre, dann lauft doch einfach schneller als ich“, hat Eisschnellläuferin Claudia Pechstein einmal jüngeren Kolleginnen gesagt. Wenn sie nun mit 49 Jahren national noch immer die Beste im Eisschnelllauf ist, muss die Berlinerin schließlich nicht aufhören. Wenn ein Manuel Gräfe noch topfit und einer der Besten in seinem Beruf ist, warum soll er dann aufhören müssen? Das Argument, dass er jüngeren Schiedsrichtern den Weg versperrt, ist übrigens auch löchrig: Die können dann ja auch noch pfeifen, wenn sie 47 Jahre alt sind – und es noch draufhaben.