Beverly Buchanan im Haus am Waldsee: Scheinidylle in bürgerlicher Nachbarschaft
Was ist beim Rasenmähen am Haus am Waldsee passiert? Warum zieht sich nur eine einzige Mähspur über die Grasfläche wie ein Pfad, der sich im Gestrüpp des Seeufers verliert? Dahinter steht Künstlerin Ima-Abasi Okon, mit einem Beitrag zur Ausstellung „Weathering“, deren Hauptperson die Afroamerikanerin Beverly Buchanan (1940-2015) ist.
Seit sie Direktorin in Berlin-Zehlendorf ist, möchte sie Buchanan ausstellen, erzählt Anna Gritz. Ein langer Prozess liegt hinter ihr und ihren Co-Kuratorinnen Beatrice Hilke und und Pia-Marie Remmers, der nicht nur von Finanzierungsproblemen, sondern auch konzeptuellen Bedenken geprägt war. Man musste im Kollektiv arbeiten, denn ein auktorialer Blick auf Buchanan hätte das Werk verfälscht.
Rasenmäher pflügt Spur
Charakteristisch in der Ausstellung sind die gezeichneten und en miniature gebaute „Shacks“ von Buchanan. Mit den Kleinskulpturen aus Karton, Holz oder Blech würdigte die Künstlerin die schlichten, selbstgebauten Häuser der armen Schwarzen Gemeinschaften im Süden. Im Wintergarten etwa ist eine Art Dorfgemeinschaft aus einem knappen Dutzend „Shacks“ aufgebaut. Die in Farbe, Form und Oberfläche individualisierten Häuschen stellen in ihrer Beseeltheit einen direkten Zusammenhang zwischen Architektur und Bewohnern her.

© Courtesy of the Estate of Beverly Buchanan und Andrew Edlin Gallery, New York
Die 1940 in North Carolina geborene Buchanan, die selbst in prekären Verhältnissen aufwuchs, war zunächst im Gesundheitswesen an der Ostküste tätig. Zur akademischen Ausbildung entschloss sie sich erst 1971. Zunächst konzentrierte sie sich auf Malerei. In der Gemäldeserie „Black Walls“ setzte sich die Künstlerin aber schon früh mit zerfallenden Architekturen und einer repressiven Wohnungspolitik in New York auseinander.
Ende der 1970er verließ sie die Stadt, zog in den Süden zurück nach Georgia und entwickelte sich zunehmend zur Bildhauerin. Die im Haus am Waldsee präsentierten „Frustulas“ aus Beton erinnern an Architekturfragmente und spiegeln Buchanans Faszination für das Ruinöse. Ihr ganzes Werk kreist um Zersetzung und architektonischen Verfall.