Union-Profi Aissa Laidouni teilt Palästina-Bild: Wie Profis und Fans ihre Klubs in Erklärungsnot bringen
Der brutale Angriff der Hamas auf die Zivilbevölkerung Israels geht am Sport nicht vorbei. Auch nicht am Fußball-Bundesligisten 1. FC Union. Der Klub solidarisiert sich mit Israel. Er verbreitete auf seinen sozialen Kanälen einen Post des Landes, in dem zum Gedenken an die Opfer und ihrer Familien aufgerufen wird.
Und trotzdem steht der Klub aus Köpenick in negativen Schlagzeilen. Der Grund: Anfang der Woche hatte Mittelfeldspieler Aissa Laidounii ein Bild geteilt, das die Flagge der Palästinenser zeigt, dazu betende Hände. Die „Bild“-Zeitung berichtete zuerst davon. Inzwischen ist das Bild von der Instagram-Seite wieder verschwunden.
Dennoch wünschte man sich eine Reaktion von Seiten Laidounis respektive des sich mit Israel solidarisierenden Klubs aus Berlin. Und die kam dann auch am Freitag. Pressesprecher Christian Arbeit berichtete dem Tagesspiegel, dass es bisher an Laidounis Gesinnung keinen Zweifel gegeben habe, er nie durch antisemitische Äußerungen oder ähnliches aufgefallen sei.
Die Frage, so Arbeit, sei ohnehin, ob die betenden Hände zu der Flagge als feindschaftliche oder antisemitische Geste zu beurteilen seien. Der 1. FC Union habe bisher mit dem Spieler nicht sprechen können, da sich dieser auf einer Nationalmannschaftsreise befinde. Er wolle dies aber, sobald es möglich sei, tun.
Laidouni wechselte Anfang dieses Jahres von Ferencvaros Budapest zum 1. FC Union. Der 26-Jährige gilt als hochveranlagter Techniker, dem für die Zukunft noch eine Menge zuzutrauen ist. Laidouni hat einen algerischen Vater und eine tunesische Mutter, er ist im Besitz von drei Staatsbürgerschaften: der französischen, der tunesischen und der algerischen.
Für den 1. FC Union wie für sämtliche andere Profiklubs aus dem Bereich des Sports, die sich zu humanitären Werten bekennen, ist der Umgang ihres beschäftigten Personals mit den sozialen Medien immer wieder ein Problem. Sie haben nur bedingt die Kontrolle darüber.
In aufgeheizten Zeiten wie diesen reicht es, wenn – wie von Laidouni getan – ein Bild der palästinensischen Flagge vorübergehend geteilt wird, um die Vereine in Erklärungsnot zu bringen. Fast identisch gelagert ist der Fall des jungen Schalker Profis Yusuf Kabadayi. Am Dienstag veröffentlichte er auf Instagram ein Foto, auf dem „I stand with Palestine” geschrieben stand. Auch dieses Foto wurde schnell gelöscht, im Gegensatz zu Laidouni folgte aber eine schnelle Entschuldigung von Kabadyi.
Noch schwerer als das angestellte Personal sind die Fans zu kontrollieren. Als am Samstag, nur wenige Stunden nach Beginn der Hamas-Angriffe in Israel, der schottische Traditionsverein Celtic Glasgow sein Heimspiel gegen Kilmarnock austrug, zeigten etliche Fans der sogenannten „Grünen Brigade“ auf Bannern und Flaggen ihre Solidarität zu Palästina und der Hamas.
Celtic reagierte umgehend und machte deutlich, dass der Klub kein Vehikel für politische, rassistische oder antisemitische Anfeindungen sei. Doch die „Grüne Brigade“ ist mächtig. Von einem Stadionausschluss einzelner Mitglieder oder gar einem Verbot der ganzen Gruppe ist von Seiten des Klubs nicht die Rede. Im Gegenteil: Die „Grüne Brigade“ lässt sich nicht einschüchtern und forderte ihre Fans dazu auf, auch in den kommenden Spielen ein Zeichen für die Anliegen Palästinas zu setzen.