Abschaffung der Rundfunkgebühr? : Öffentlich-Rechtliche als perfekte Zielscheibe
Für ARD-Chef Kai Gniffke und ZDF-Intendant Norbert Himmler dürfte das Medien-Clipping am Mittwochmorgen ein weiterer Schlag ins Kontor gewesen sein: Nur sieben Prozent der Deutschen halten die Rundfunkgebühr in der derzeitigen Höhe für angebracht. Einer weiteren Erhöhung würden nur fünf Prozent zustimmen. Dagegen hält jeder Dritte maximal zehn Euro im Monat für angemessen.
Die Umfrage, auf der diese Zahlen basieren, hat jedoch gleich mehrere Schönheitsfehler. Sie setzt voraus, dass der Gebührenzahler überhaupt eine Wahl hätte. Doch das hat das Verfassungsgericht mehrfach ausgeschlossen.
Kurt Sagatz sieht die Schuld an der Demontage des öffentlich-rechtlichen Rundfunks nicht nur bei den Springer-Medien, sondern auch bei den Sendern selbst.
Was die Zahlen zwar interessant, aber dennoch nicht aussagekräftiger macht, ist der Auftraggeber der Umfrage: die „Bild“-Zeitung. Seit fast einem Jahr lässt der Springer-Konzern keine Gelegenheit verstreichen, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu desavouieren.
Dass die Recherchen von „Business Insider“ Skandal-Intendantin Patricia Schlesinger vom RBB zu Fall gebracht und in der Folge auch der Selbstbedienungsmentalität der ehemaligen Senderführung Einhalt geboten hat, reicht offenbar nicht aus. Oder wird mit der gleichen Intensität bei anderen öffentlichen Arbeitgebern kontrolliert, ob bei einem Umzug einer neuen Führungskraft wie RBB-Interimsintendantin Katrin Vernau vorübergehend Wohnungsgeld gezahlt wird?
Mit der Neiddebatte bringen die Springer-Medien aber nicht nur ihre Leser und Nutzer gegen die Sender auf. Sie spielen damit auch der AfD als Fundamentalgegner des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in die Hände. Von konstruktivem Journalismus ist das weiter entfernt als die Öffentlich-Rechtlichen von der nächsten Beitragserhöhung.
Allerdings machen es die Sender ihren Kritikern auch unnötig leicht. Zum Beispiel der Skandal- und Sparsender RBB. Die ARD will den Berlin Marathon nicht länger im Ersten übertragen. Zu wenig Interesse aus anderen Regionen, heißt es. Das könnte ein guter Anlass für den RBB sein, seine Regionalkompetenz zu demonstrieren. Doch so sportlich ist der Sender nicht. Ein „Wir schaffen das“ ist bislang nicht zu hören.